EASA-Chef Ky macht die Boeing-Lobby nervös

Boeing 777X
EASA-Chef Ky macht die Boeing-Lobby nervös

Veröffentlicht am 17.02.2021
EASA-Chef Ky macht die Boeing-Lobby nervös
Foto: Europaparlament

Getrickst, gekungelt, verschleiert – aufgeflogen: Boeing und der US-Luftfahrtaufsicht FAA haftet nach der 737 MAX ein gehöriger Imageschaden an. EASA-Chef Patrick Ky zog zwischenzeitlich die "Methodik" der FAA in Zweifel. Und tatsächlich weht der Partnerbehörde ein neuer Wind aus Europa entgegen. Die EASA werde die "Aufsicht und unabhängige Prüfung von US-Produkten" intensivieren und in Zukunft "eigene Sicherheitsstandards" anwenden, düpierte Ky die FAA im Januar.

Keine bloße Weiterentwicklung

Wie nachhaltig der Vertrauensverlust ist, lässt sich seit Januar 2021 an der 777-9 festmachen. Die von Boeing um fast drei Jahre auf Ende 2023 verschobene Zeitachse bis zur Zulassung geht laut Medienberichten maßgeblich auf strengere Design-Anforderungen und Prüfkriterien der Europäer zurück. Eine selbstbewusste EASA stellt sich einer vereinfachten Zulassung der 777-9 als simple Weiterentwicklung der 777-300ER – wie zwischen Boeing und FAA vereinbart – offen in den Weg. Die klare Kante des EASA-Chefs hat nicht nur Boeing überrascht, inzwischen schlagen die kontrollfreudigen Europäer auch in Washington hohe Wellen.

Abgeordnete: EASA untergräbt Abkommen

In den USA geht die Sorge um, dass Ky nicht nur die Muskeln spielen lässt – sondern der Fall 737 MAX das bisherige Zulassungssystem ins Wanken bringt. Die EASA "kehrt von der bewährten Praxis ab, sich bei der Zertifizierung von US-Flugzeugen auf die FAA zu verlassen", wettern die republikanischen US-Kongress-Abgeordneten Sam Graves und Garret Graves in einem Schreiben an US-Verkehrsminister Pete Buttigieg, aus dem "Ainonline" zitiert. Jüngste Äußerungen von Ky fassen die Republikaner als gezielte Provokation und "grundlosen Angriff auf das (EU-USA-Flugsicherheitsabkommen, Red.) BASA, Sicherheits- und Zulassungsmechanismen der FAA und die US-Luftfahrtindustrie im Allgemeinen" auf.

FAA-Administrator Steve Dickson hat sich am 30. September 2020 persönlich ans Steuer einer modifzierten Boeing 737 MAX 7 gesetzt.
FAA

Versäumnisse der FAA

Allerdings steht die FAA auch in den USA in der Kritik. Erst im Dezember stellte der US-Senat der Behörde ein vernichtendes Zeugnis aus. Der sogenannte "Wicker-Bericht" sieht "erhebliche Versäumnisse" der FAA bei Ausübung ihrer Aufsichtsfunktion. Führende Mitarbeiter der Behörde hätten zudem versucht, die Aufarbeitung der 737-MAX-Abstürze zu behindern.