Boeing-Ingenieur beklagt Mängel bei der 787-Endmontage

Boeing-Ingenieur erhebt neue Vorwürfe
FAA prüft 787 auf Montagemängel

Zuletzt aktualisiert am 10.04.2024
FAA prüft 787 auf Montagemängel
Foto: Sebastian Steinke

Die neuen Vorwürfe gegen Boeing wurden erstmals durch einen Bericht der "New York Times" bekannt. Demnach beklagt der Boeing-Ingenieur Sam Salehpour, dass Boeing beim Zusammenfügen von 787-Rumpfsektionen Materialungenauigkeiten durch erhöhten Druck auszugleichen versuche. Dieser Druck könne das Material beschädigen und die Lebensdauer der Flugzeuge reduzieren. Ein Boeing-Sprecher habe daraufhin entgegnet, der Hersteller gehe den Vorwürfen mit einer eigenen, laufenden Untersuchung nach und prüfe, ob etwaige, langfristige Schäden drohten. Alle Flugzeuge könnten aber jetzt sicher weiterbetrieben werden.

Zu hoher Druck bei der Montage?

Laut New York Times sagte Salehpour, seine früheren Einwände seien bei Boeing stets abgewiesen worden und er sei schließlich zum 777-Programm versetzt worden, wo er dann ebenfalls Mängel bei der Rumpfmontage entdeckt habe. Boeings 787-Fertigungsmannschaften stünden unter hohem Zeitdruck und nutzten absichtlich zu hohen Anpressdruck, um Fertigungstoleranzen auszugleichen, die durch die Vielzahl unterschiedlicher Zulieferer entstünden. Boeing hatte bereits mehrfach Probleme mit den Fertigungstoleranzen an der 787, die mit sogenannten Shims, einer Art maßgefertigter, großer Unterlegscheibe, ausgeglichen werden.

787-Lebensdauer: 50 Jahre

Die Rumpfsektionen müssen genau aufeinander sitzen, damit alle im Flug auftretenden Kräfte, genau wie von den Konstrukteuren geplant, durch die Rumpfstruktur geleitet werden können. Falls die Teile nur punktuell aufliegen, drohen dort unerwartete Spitzenbelastungen, die langfristig Alterungsprozesse beschleunigen können. Die erstmals aus Kohlefaser-Verbundmaterial gefertigte Boeing 787 gilt als besonders belastungsresistent. Der Großraumjet ist konstruktiv auf eine Lebensdauer von 50 Jahren und 44.000 Flugzyklen (einzelne Flüge) ausgelegt.

Anderer Whistleblower starb

Anfang März war mit dem langjährigen Boeing-Qualitätsinpektor John Barnett ein anderer Whistleblower in Charleston kurz vor einer Gerichtsanhörung tot aufgefunden worden. Er hätte danach auch noch vor dem US-Senat angehört werden sollen.