Es ist eines der interessantesten Projekte der zivilen Luftfahrt: Das Startup Boom arbeitet an der Renaissance des Überschall-Passagierflugs. Auf dem Pariser Aérosalon verkündete Boom-CEO Blake Scholl im Rahmen einer Pressekonferenz neue Informationen zum Stand des Projekts. So zeigte Scholl, wie Boom sich einmal die Business Class in seinem Concorde-Erben „Overture“ vorstellt: große Fenster, bequeme Sitzecken, Infotainment – aber keine Betten. „Die braucht man auch nicht, wenn der Flug nur vier oder fünf Stunden dauert. Sie schlafen einfach am Boden, in einem richtigen Bett!“

Auch diverse neue Partner konnte Scholl an Bord von Boom begrüßen. Namentlich nannte der Firmengründer JPA Design, Dassault Systems und stratasys, die als Zulieferer die mittlerweile auf 123 Mitarbeiter angewachsene Boom-Crew unterstützen sollen. Mit Prometheus Energy hat man außerdem einen Partner gefunden, der CO2-neutrale Kraftstoffe liefern soll. Damit will Boom seinen Überschalltraum auch ökologisch zukunftsfähig machen.
Gesucht: ein Antrieb für die Overture
Eine wichtige Frage jedoch steht noch immer im Raum: Es gibt nach wie vor kein offizielles Triebwerk für die Boom Overture. Wie schon vor zwei Jahren an selber Stelle, antwortete Blake Scholl auch in diesem Jahr in Paris ausweichend auf entsprechende Nachfragen. Man untersuche aktuell noch diverse Optionen, von der „low risk“-Variante eines bereits existierenden Antriebs bis hin zu einer kompletten Neuentwicklung. Die schwammige Erklärung, die der Boom-Chef diesbezüglich abgab, lässt zumindest Zweifel am anvisierten Zeitplan aufkommen. Demzufolge sollte die Overture nämlich Mitte der 2020er-Jahre zum Erstflug abheben. Auch die Problematik des Überschallknalls ist bisher offenbar nicht wirklich gelöst.

Testflugzeug XB-1 soll 2020 abheben
Um Kritiker ruhigzustellen, plant Boom allerdings für Ende 2019 den ersten großen Schritt in die Luft: Dann soll der zweisitzige Demonstrator XB-1 aus der Halle rollen, der von drei General Electric-Turbojets angetrieben wird. Boom-Cheftestpilot Bill „Doc“ Shoemaker soll damit 2020 zum Erstflug starten. Unterstützt wird er dabei von Chris „Duff“ Guarente, der im April 2019 auch beim Stratolaunch-Erstflug als Copilot im Cockpit saß.

Endziel von Boom bleibt ein Mach 2,2 schnelles Verkehrsflugzeug für 55 Passagiere. „Wir planen die Flugerprobung mit sechs Prototypen“, so Blake Scholl. Japan Air Lines unterstützt das Projekt nach wie vor und hält Optionen auf 20 Overture, die einmal zum Listenpreis von 200 Millionen US-Dollar erhältlich sein soll.