Supernova Airlines
Neue Airline aus der Ukraine trotzt dem Krieg

In der Ukraine herrscht Krieg, der Luftraum des Landes ist seit fast einem Jahr geschlossen. Eine neue Fracht-Airline hindert das nicht, trotzdem an den Start zu gehen. Supernova Airlines will schon im Frühjahr abheben – allerdings anders, als es mal geplant war.

Neue Airline aus der Ukraine trotzt dem Krieg
Foto: Patrick Zwerger

Als der private ukrainische Post-Dienstleister Nova Poshta im Herbst 2021 seine eigene Frachtfluglinie ins Leben rief und unter dem Namen Supernova Airlines registrieren ließ, konnte keiner der Beteiligten ahnen, dass alle Pläne, auf denen das Vorhaben basierte, schon wenige Monate später buchstäblich in Rauch aufgehen würden. Ab Mitte 2022 wolle man Frachtflüge von Kiew und Lwiw aus in die USA und China aufnehmen, verkündete damals Nova Poshta-Chef Yuri Benevitsky und sprach von einer "operativen Notwendigkeit", um sich beim weltweiten Pakettransport nicht länger nur auf Drittanbieter verlassen zu müssen. Sobald die ukrainische Luftfahrtbehörde der Neugründung grünes Licht erteilt und das Luftverkehrsbetreiberzeugnis (AOC) ausgestellt hätte, sollten zwei Boeing 757-Frachter für Supernova Airlines abheben.

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Expedition Aviation (FZC)
Antonow statt Boeing, An-26 statt 757: Das Geschäftsmodell von Supernova ist zu Kriegszeiten notgedrungen ein anderes, als ursprünglich geplant war.

Start trotz Krieg

So weit kam es aber nicht, denn bekanntlich nahm die Geschichte einen anderen Verlauf. Seit Russlands Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 herrscht Krieg im Land, der Luftraum ist für zivile Flüge gesperrt. Dennoch wagt Supernova Airlines jetzt, allem Unheil zum Trotz, einen neuen Versuch. Seit dem 6. Januar ist die Fluglinie offiziell in Besitz eines gültigen AOC – und will, einem Bericht des ukrainischen Luftfahrtportals Avianews zufolge, schon im Frühjahr aktiv loslegen. Das Geschäftsmodell, das Supernova Airlines dabei im Auge hat, ist jedoch notgedrungen jetzt ein anderes als im Herbst 2021. Auch 757-Frachter gibt es keine. Stattdessen kommen wohl zwei betagte Antonow An-26 zum Zug. Dabei soll es sich um die Maschinen mit den Kennungen UR-UZI und UR-UZM handeln, wie Avianews mit Verweis auf Insiderquellen berichtet. Laut Avianews gehören sie dem Unternehmen Expedition Aviation (FZC) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und werden von Supernova geleast. Die An-26 sind 44, respektive 40 Jahre alt, flogen zuvor bei Constanta Airline aus Saporischschja und waren dabei zeitweise auch im Auftrag der Vereinten Nationen im Einsatz.

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Patrick Zwerger
Bereits vor dem Krieg ließ Nova Poshta eine von Eleron gecharterte An-26 (Foto) Pakete von Riga nach Lwiw transportieren. Die An-26 fasst bis zu fünf Tonnen Fracht.

Flüge im Ausland

Da in der Ukraine selbst bis auf Weiteres kein Flugverkehr stattfinden kann, müssen die Frachtflieger außerdem auf Airports im grenznahen Ausland ausweichen. Nach Ende des Krieges wolle man die An-26 von Kiew und Lwiw aus fliegen lassen, teilte Supernova Airlines mit. Wo genau die Fluggesellschaft ihre beiden Turboprop-Frachter bis dahin stationieren will, sagte sie bisher nicht. Avianews mutmaßt, dass Supernova unter anderem die Strecke von Riga (Lettland) nach Rzeszów (Polen) bedienen könnte. Schon vor der russischen Invasion habe Nova Poshta schließlich Pakete mit einer von Eleron gecharterten An-26 von Riga nach Lwiw geflogen und nutze die lettische Hauptstadt nach wie vor "als Drehscheibe von AliExpress-Paketen [aus China] in die Ukraine", so die ukrainische Webseite. Der Flughafen Rzeszów wiederum liegt dicht an der polnisch-ukrainischen Grenze und wird seit Kriegsbeginn als Hauptumschlagplatz für zivile wie militärische Fracht genutzt, die von dort aus weiter auf dem Landweg in die Ukraine geht.

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