Atlanta, Dallas, Denver – bis zur Nummer sieben stehen auf der Mitte April veröffentlichten weltweiten Liste der größten Passagierflughäfen für 2021 nur noch US-Airports an der Spitze. Eine direkte Corona-Folge, denn in Asien, dem weltweit wichtigsten Luftfahrtmarkt, liegt das Aufkommen noch immer weit unter dem Normalniveau. Erst auf Platz acht und neun folgen die chinesischen Industriemetropolen Guangzhou, im Vorjahr nach Passagieren noch die globale Nummer eins, und Chengdu. In Guangzhou sinkt das aktuelle Aufkommen gegenüber dem Vorjahr noch immer, in dem es bereits um 45,1 Prozent eingebrochen war.
Schrittweise Erholung
"Noch gibt es einigen Gegenwind bei der Erholung, aber der Schwung, den viele Staaten bei der Öffnung bereits an den Tag legen, könnte in der zweiten Jahreshälfte 2022 für einen deutlichen Schub sorgen", gibt sich Luis Felipe de Oliveira optimistisch. Er ist Generaldirektor der Branchenvereinigung Airports Council International (ACI), welche die jährliche Übersicht zusammenstellt. Die 1991 gegründete ACI vertritt 717 Mitglieder aus 185 Staaten, die weltweit 1950 Verkehrsflughäfen betreiben. "Wir sehen an den Passagierzahlen einen ermutigenden Erholungstrend, mit den meisten vor Covid-19 gewohnten Großflughäfen schon wieder an alter Spitzenposition. Deswegen empfehlen wir den Regierungen auch, Reisebeschränkungen weiter zu lockern, damit Passagiere und Fracht wieder Flüge nutzen können, mit denen die Luftfahrtbranche wieder ihre einzigartige Rolle ausspielen kann, Handel, Tourismus, Investitionen und Arbeitsplätze zu erzeugen", sagt ACI-Chef de Oliveira.
4,5 Milliarden Passagiere flogen 2021, fast 25 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, aber immer noch 50 Prozent weniger als 2019. Unter den Riesen liegt wieder Atlanta an der Spitze: Der Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport fertigte 75,7 Millionen Fluggäste ab und legte um 76,4 Prozent zu.
Während nicht ein einziger europäischer Flughafen in den Top Ten der absoluten Passagierzahlen landete, sind die Europäer bei den internationalen Passagieren durchaus in der Spitzengruppe vertreten: Gleich hinter dem Meister in dieser Kategorie, Dubai, folgt Istanbul auf Rang zwei, danach Amsterdam, Frankfurt und Paris (CDG). Weit vor London-Heathrow, das auf den siebenten Rang fiel.

Asien an der Luftfracht-Spitze
Richtig Geld verdient wird derzeit bei der globalen Luftfracht, die gegenüber dem Vorjahr um fast 15 Prozent auf 124 Millionen Tonnen zulegte und auch das Vor-Covid-Jahr 2019 um 3,5 Prozent übertrifft und einen neuen Rekord darstellt. Eine besonders hohe Nachfrage gab es nach pharmazeutischen Produkten und Konsumgütern. Bei der Luftfracht zeigt Asien noch immer, wo der Hammer hängt: Mit fünf Millionen Tonnen kam Hongkong 2021 auf Platz 1, noch vor dem US-Expressfrachtgiganten Memphis mit 4,5 Millionen beförderten Tonnen. Auf Platz drei lag mit Shanghai Pudong und 4 Mio. Tonnen auch wieder eine chinesische Großstadt, die im Passagierflugverkehr derzeit unter strengen Lockdown-Einbrüchen leidet. Frankfurt kommt bei der absoluten Frachttonnage weltweit nicht in die Top Ten, aber immerhin, als größter Europäer, mit 2,2 Mio. Tonnen und 20,7 Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr bei der "Internationalen Luftfracht" weltweit auf einen respektablen Platz neun.

Die USA verzeichnen die meisten Flugbewegungen
Schließlich fehlt noch der Blick auf die Zahl der Flugbewegungen. Auf rund 69 Millionen globale Starts und Landungen schätzt die ACI die Zahl der Flugbewegungen 2021. Dieser Wert sei gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent gewachsen. Mit 708 000 "Movements" auf seinen fünf Start- und Landebahnen lag Passagierkönig Atlanta hier auch an der vordersten Stelle. Das Delta-Heimatdrehkreuz in Georgia legte gegenüber dem Vorjahr um 33,9 Prozent zu, unterschreitet das Flugaufkommen im Jahr 2019 damit aber noch immer um 16,1 Prozent. Alle zehn Flughäfen mit den weltweit meisten Flugbewegungen befanden sich 2021 in den USA. Dort lindert ein großer, hoch entwickelter Binnenmarkt mit stabilem, eigenem Aufkommen die Folgen der noch immer anhaltenden Flaute im internationalen Passagierluftverkehr. Dagegen leidet China derzeit noch unter der inländischen Pandemie-Lage. Ob Corona auch bei uns wirklich schon endet oder im Winter noch einmal aufflammt, muss sich erst noch zeigen.

Die Zukunft liegt in der Innovation
Derweil plant ACI-Chef de Olivieira bereits für die Zukunft: "Wir blicken auf die Zeit nach der Pandemie, in der Technologie der Schlüssel sein wird, um ein besseres, effizienteres, nachhaltigeres, robusteres und kundenfreundlicheres Ökosystem an den Flughäfen aufzubauen." Dafür hat die ACI gemeinsam mit dem Buchungsdienstleister Amadeus Anfang Mai den "World Technology Innovation Award" für die ideenreichsten Flughäfen ausgeschrieben.