Etwa 650 Kilometer Luftlinie sind es zwischen den größten Städten Russlands – der heutigen Hauptstadt Moskau und der Zaren-Residenz Sankt Petersburg. Mit dem Flugzeug ist die Strecke in rund einer Stunde zu bewältigen. Die Zahl der täglichen Flüge zwischen den Millionenstädten ist traditionell hoch, doch seit nunmehr fast drei Monaten erreicht sie eine bisher ungekannte Dimension: 69 Mal am Tag hebt seither ein Passagierjet von Aeroflot oder Rossija in Moskau ab und nimmt Kurs auf Sankt Petersburg. In die umgekehrte Richtung ist es genauso. Hinzu kommen, unabhängig davon, noch Flugangebote anderer Airlines wie UTair, S7, Yakutia oder Rusline.

Russische Shuttleflüge: Rund 70 Mal täglich starten Passagierjets von Moskau nach Sankt Petersburg - und umgekehrt.
Konkurrenz zur Eisenbahn
"Hochfrequenzflüge" nennt die Aeroflot-Gruppe ihren Pendeldienst – und zog nach zwei Monaten eine erfolgreiche Zwischenbilanz zu dem Projekt. Das Angebot werde "hervorragend" angenommen, heißt es seitens des Konzerns und sei eine gefragte Alternative zu den Sapsan-Schnellzügen der russischen Eisenbahn. Demnach wurden auf der "Rennstrecke" des russischen Linienflugnetzes zwischen Anfang Juni und Ende Juli mehr als eine Million Passagiere befördert. Darunter finden sich laut Aeroflot zahlreiche "Wiederholungstäter". Den Rekord hält demnach ein Fluggast, der vom 1. Juni bis zum 31. Juli 24 Flüge zwischen Moskau und Sankt Petersburg hinter sich brachte.

Das von der Aeroflot bevorzugt auf den Shuttleflügen eingesetzte Muster ist der Suchoi Superjet, betrieben von Rossija. Aber auch A320 und A321 der Mutter-Airline kommen zum Zug.
Flexibles Tarifsystem
Von den täglich 69 Flügen der Aeroflot-Gruppe nach Sankt Petersburg starten aktuell 42 am Aeroflot-Drehkreuz Moskau-Scheremetjewo. 24 weitere Flüge heben vom Flughafen Moskau-Wnukowo ab, drei vom Airport Domodedowo im Süden Moskaus. Zu Spitzenzeiten startet tagsüber in Scheremetjewo alle 15 Minuten ein Passagierjet nach Sankt Petersburg, in Wnukowo alle 30 Minuten. Zum Einsatz kommen vor allem russische Superjets, aber auch westliche Airliner wie Airbus A320 und A321. Das Flugangebot wird flankiert von einem flexiblen Tarifsystem, das unkomplizierte Spontan-Umbuchungen ermöglicht – und den Shuttleflügen einen ähnlichen Status bescheren soll wie Busfahren. Die Ticketpreise sind entsprechend moderat: Zwischen umgerechnet rund 40 und 70 Euro ruft Aeroflot für ein One-Way-Ticket auf.
Dauerhaft umsetzbar?
Für Beobachter – insbesondere aus dem Westen – stellt sich indessen die Frage, ob Aeroflot die hohe Schlagzahl der täglichen Flüge dauerhaft aufrechterhalten kann. Vor dem Hintergrund der nach wie vor geltenden Sanktionen gegen Russlands Luftverkehr scheinen jedenfalls Zweifel angebracht. Aeroflot selbst will die "Hochfrequenzflüge" nach eigener Auskunft bis auf Weiteres allerdings beibehalten – und womöglich gar auf andere Flugstrecken ausweiten. Schließlich fördere man damit den Geschäftsreiseverkehr und den Inlandstourismus, heißt es aus Russland.