Boeing 737 und Airbus A320 sind im globalen Luftverkehr allgegenwärtig. Über Jahrzehnte war die 737 der Weltbestseller mit den meisten Auslieferungen – bis jetzt. Airbus nimmt dem US-Konkurrenten den Titel in diesen Tagen aus der Hand: Das A320- zieht am 737-Programm vorbei. Es ist das Ende einer Aufholjagd, zu der Airbus in den 1980er Jahren ansetzte – die A320 überholt die Boeing 737 bei den Auslieferungen. A318, A319, A320, A321, A319neo, A320neo und A321neo bringen es – Stand Anfang August – zusammen auf 12.155 Auslieferungen. Der Rückstand auf den ewigen Konkurrenten 737 beträgt nur noch 20 Flugzeuge, meldet die Luftfahrtberatung Cirium Ascent – spätestens im September wird die A320 an der 737 vorbeiziehen.
Programmupgrades in den 2010er Jahren haben die Schere zwischen den Bestsellern geschlossen – die A320neo-Familie stand Ende Juli bei 4.051 Auslieferungen, darunter 2.232 A320neo und 1.787 A321neo. Die A320neo setzte Boeing unter Zugzwang. Unter Zeitdruck schob Boeing die 737 MAX nach – zwei 737 MAX stürzten 2017 und 2018 im Abstand weniger Monate wegen des unausgereiften Flugsteuerungssystems MCAS ab, 346 Menschen starben. Während Airbus die A320neo-Produktion in Toulouse, Hamburg, Tianjin und Mobile hochspulte, war die 737 MAX behördlich gegroundet.
Schon 2019 zog das A320-Programm beim Auftragseingang an der 737 vorbei. In zwei Jahren will Airbus die Produktion in Europa, China und den USA auf 75 Monatseinheiten hochsetzen.
Airbus plant Nachfolger
Parallel zum Hochlauf befasst sich der Hersteller intensiv mit einem Nachfolger. Die Eckdaten: 20 bis 30 Prozent weniger Verbrauch als die A320neo, 100 Prozent SAF-fähig. Mögliches Indienststellungsdatum ist das Jahr 2035. Das neue Modell stelle eine komplette Neuentwicklung dar, kündigte Airbus im März an. "Wir setzen zu einem weiteren Sprung an, um unsere Single-Aisle-Flugzeuge noch besser zu machen und die Zukunft des Fliegens voranzutreiben, wenn die Zeit dafür reif ist", sagte Airbus Head of Future Programmes Bruno Fichefeux.
Die Effizienzziele will Airbus durch die Verwendung ebenso leichter wie stabiler Materialien, neue Tragflächen und vielleicht Open-Rotor-Triebwerke erreichen. Feststoffbatterien könnten das Flugzeug bei Rollvorgängen unterstützen – und im Flug Strom für Ausleuchtung und Klimatisierung der Kabine bereitstellen.
Das gesamte Flugzeug will Airbus auf eine neue, hauseigene Plattform stellen. "Fly-by-wire ist nicht das Ende der Fahnenstange", heißt es hierzu aus Toulouse. Künftige Systeme sollen "hochintegriert" und mit KI-Unterstützung den Betrieb der Flugzeuge sicherer und effizienter, Wartungen "planbarer" gestalten.