Ein Traum aus Blech
Die neue Junkers F 13 fliegt

Dank eines flug- und Junkers-begeisterten Gepäckfabrikanten gibt es wieder eine fliegende Junkers F 13. Die vor fast 100 Jahren konzipierte Einmot wurde als erstes Passagierflugzeug aus Metall zum Meilenstein der Luftfahrtgeschichte.

Die neue Junkers F 13 fliegt

Die fliegt sich wie ein großes Segelflugzeug, man braucht viel Rudereinsatz“, umschreibt der Schweizer Testpilot Oliver Bachmann gleich nach der Landung durchaus zufrieden die Flugeigenschaften der neuen Junkers F 13. Seit Anfang September ist das weltweit einzige flugfähige Exemplar dieses Musters, ein kompletter Neubau, in der Luft. Bachmann erprobt die als HB-RIM in der Flugzeugkategorie „Historic“ in der Schweiz registrierte Einmot derzeit vom Flugplatz Dübendorf bei Zürich aus, wo auch die Schweizer Ju-Air mit ihren drei Ju 52 zu Hause ist. Gebaut hat das historische Luftfahrzeug mit der Fabriknummer 13-001 das eigens gegründete Unternehmen Rimowa Flugzeugwerke AG aus der Schweiz. Beteiligt waren Kaelin Aero Technologies aus Oberndorf am Neckar, MSW Aviation, Naef Flugmotoren, die AeroFEM GmbH und die Ju-Air. 12 000 Baustunden erforderte der Neubau des Verkehrsflugzeugs von 1919.

„Mit der Junkers F 13 hat alles begonnen. Sie hat es uns ermöglicht, neue Welten zu entdecken und unseren Horizont zu erweitern. Nun ist es an der Zeit, sie wiederzubeleben, um neue Höhen zu erklimmen und neue Perspektiven zu ermöglichen“, sagt Dieter Morszeck, Vorstandschef und Eigentümer des Gepäckherstellers Rimowa. Der flugbegeisterte Unternehmer, selbst Pilot, sponsert das Neubauprojekt. Er sieht eine enge Verwandtschaft zwischen den robusten und zuverlässigen Duralumin-Flugzeugen aus Dessau und den seit 1937 aus dem gleichen Werkstoff entwickelten Tropenkoffern, die, wie bei Junkers, durch ihr Wellblechprofil Festigkeit gewinnen.

Der Plan, eine der fünf erhaltenen F 13 flugfähig zu machen oder gar neu zu bauen, entstand beim Mönchengladbacher Verein „Freunde historischer Luftfahrzeuge“, der Ersatz für eine abstellungsbedrohte Ju 52 (CASA 352) suchte. 2013 stieß Dieter Morszeck zu dem Projekt und übernahm dessen Führung und auch die komplette Finanzierung. Dabei wurde schnell klar, dass keines der Originalflugzeuge wieder lufttüchtig gemacht werden kann.

Weil es von der F 13 keine vollständigen Planzeichnungen mehr gibt, ließ Morszeck ein in Paris erhaltenes Originalflugzeug scannen und in moderne Konstruktionssoftware übersetzen. Mit diesen Daten baute die Firma Kaelin Aero Technologies im Schwarzwald die Strukturteile nach modernsten Luftfahrtstandards neu und lieferte sie zur Endmontage nach Dübendorf. Hier entstand, mit Hilfe der Experten von Ju-Air, schließlich das flugbereite Replikat, das für Passagierflüge vorgesehen ist. Weil es nur noch einen letzten lauffähigen L5-Original-Reihenmotor gibt, wichen die Experten aus Gründen der Ersatzteilversorgung auf einen grundüberholten Pratt & Whitney-Sternmotor R-985 Mini-Wasp aus, den Aero Recip in Kanada lieferte. Diese Variante ist keineswegs abwegig, auch die originale F 13 war für Exportmärkte teilweise mit Sternmotoren bestückt.

Neu ist auch ein Heckrad statt des Schleifsporns, um der F 13 den Betrieb auf Asphaltplätzen zu erleichtern. Vor hundert Jahren startete und landete sie nur auf Rasenplätzen. Verbessert wurden ferner das Leitwerk und das – nun gebremste – Hauptfahrwerk. Es stammt von der eng verwandten Junkers W 34. Die Räder der F 13 kommen von einer North American T-6. Trotz aller Neuerungen versprüht die zierliche F 13 jede Menge alten Charme und wirkt neben der vergleichsweise bulligen Ju 52 wie ein Relikt aus sehr viel früheren Tagen. Mit ihrer geschlossenen und beheizten Fluggastkabine hatte sie einst völlig neue Maßstäbe beim Passagierkomfort gesetzt.

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Kleinserie in Planung

Am 15. September 2016 präsentierte Morszeck den Neubau in Dübendorf mit einem rauschenden Fest im Stil der „Goldenen Zwanziger Jahre“ erstmals öffentlich und nahm gleich freudestrahlend auf dem rechten Sitz im offenen Cockpit Platz. Die F 13 drehte elegant einige Platzrunden über Dübendorf und landete sanft auf der Grasbahn, bevor sie im gemäß des besonderen Anlasses dekorierten Flugzeughangar der Ju-Air der Star der Festgala wurde. Unter den Gästen war auch Bernd Junkers, Enkel von Hugo Junkers, der das Rimowa-Neubauvorhaben aus Sicht der gesamten Familie Junkers unterstützt.

Als einen der ersten großen Auftritte kündigte Dieter Morszeck bereits das Experimentalflugzeugbauer-Treffen in Oshkosh 2017 an, wo die F 13 bereits zum Ende der Bauphase ausgestellt worden war. Auch auf der Messe AERO in Friedrichshafen und in der Junkers-Stadt Dessau wird sie präsent sein. Wie bereits gemeldet, will Rimowa die neue F 13 nach Erteilung der Zulassung in Kleinserie bauen und zum Stückpreis von 2,2 Millionen Dollar anbieten. Mehrere amerikanische Sammler haben bereits ihr Interesse signalisiert.

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Technische Daten

Die neue Junkers F 13

Typ: einmotoriges Verkehrsflugzeug
Besatzung: 1 Pilot, 1 Mechaniker
Passagiere: 4
Antrieb: ein PW R-985 mit 450 PS
Verbrauch: 80 l/h 
Leermasse: 1450 kg 
max. Zuladung: 550 kg
max. Startmasse: 2000 kg
Länge: 9,60 m
Höhe: 3,11 m
Spannweite: 14,85 m
Mindestgeschwindigkeit: 86 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
Dienstgipfelhöhe: 3660 m

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