Der Flugverkehr spielt für den Inselstaat Kiribati, mitten im Pazifik gelegen, eine wichtige Rolle: 33 Atolle und Inseln gehören zu Kiribatis Staatsgebiet. Sie liegen mitten im Ozean, vertsreut über eine Gesamtfläche von 5,2 Millionen Quadratkilometern. Viele der Inseln sind unbewohnt, doch die wichtigsten von ihnen werden seit 1995 von der staatlichen Air Kiribati auf dem Luftweg miteinander verbunden. Einzige internationale Ziele von Air Kiribati sind derzeit Tuvalu und Fidschi – letzteres als Zwischenstopp für den Inlandsflug zwischen der Hauptinsel Tarawa und dem Atoll Kiritimati. Bislang setzte Air Kiribati bei allen Flügen auf Turboprop-Muster, unter anderem drei Harbin Y-12 aus China und eine Dash 8-100. Mit Anbruch des Jahres 2020 beginnt aber auch in dem Pazifik-Staat das Jet-Zeitalter: Noch vor Jahresfrist nahm Air Kiribati in Brasilien die erste von zwei fest bestellten Embraer E190-E2 in Empfang.
Bald Flüge nach Australien?
Damit macht die kleine Fluggesellschaft in Sachen Komfort, Technik und Kapazität einen großen Satz nach vorne. Statt wie bisher um die 30, fasst die neue E190-E2 bis zu 92 Passagiere. 80 davon sollen in der Economy Class Platz finden, zwölf weitere in der Business Class. Für das künftige Liniennetz von Air Kiribati, und damit auch für die touristische Entwicklung des abgelegenen Staates, eröffnen sich mit dem Anbruch der Jet-Ära ebenfalls neue Möglichkeiten. Schließlich beträgt die Reichweite der E190-E2 mehr als 5000 Kilometer. Damit kann nicht nur der Flug von Tarawa nach Kiritimati nonstop bedient werden, auch weitere internationele Ziele rücken so in den Bereich des Möglichen. So will die Airline laut Medienberichten bald auch Flüge ins australische Brisbane anbieten, mit Zwischenstopps in Honiara auf den Solomon-Inseln sowie in Nauru.

China hilft finanziell aus
Für Air Kiribati ist die Übernahme der ersten E190-E2 deshalb ein besonderer Meilenstein. Kiribatis Minister für Verkehr und Tourismus, Willie Tokataake, ließ es sich nicht nehmen, beim Überführungsflug der Maschine persönlich mit an Bord zu gehen. Möglich wurde der Kauf der Flugzeuge – Air Kiribati hält neben den beiden fest bestellten E2-Jets auch Optionen für weitere zwei – allerdings wohl nur mit Hilfe eines diplomatischen Schachzuges. Dies zumindest berichtet die Zeitung Fiji Sun. 2019 nahm Kiribati demnach diplomatische Beziehungen mit China auf und brach selbige mit der von China als „abtrünnige Provinz“ bezeichneten Insel Taiwan ab. Ein entscheidender Grund hierfür war wohl das Hilfsangebot Chinas zur Finanzierung der neuen Embraer-Jets, das besser gewesen sei als jenes, das Taiwan der kiribatischen Regierung unterbreitet hatte.