Die Webseite "The Air Current" berichtete am Donnerstag erstmals von dem Sachverhalt. Demnach habe ein hochrangiger Boeing-Vertreter vor Journalisten vertrauliche und nicht öffentliche Ermittlungsdaten der laufenden Untersuchung aus der Behörde zu dem Türzwischenfall vom 5. Januar vorgetragen und über die Ursache spekuliert. Beides sei laut NTSB unzulässig. Deswegen werde Boeing von der Unfalluntersuchungsbehörde sanktioniert. Boeing bleibe zwar als Hersteller Partei der Untersuchung, erhalte aber keinen Zugang mehr zu den laufenden Ermittlungsdaten und darf auch bei einer Anhörung von Zeugen im August keine Fragen stellen. Wie lange diese behördlichen Sanktionen dauern, ist noch nicht bekannt.
Die Konfrontation mit der Behörde trifft Boeing zu einem ungünstigen Zeitpunkt, denn bis zum 7. Juli berät bereits das US-Justizministerium, ob noch gegen den Hersteller wegen der möglichen Verletzung von früheren Absprachen mit der US-Justiz nach den MAX-Abstürzen ein Strafverfahren eröffnet wird.
NTSB widerspricht Boeings Darstellung
Das NTSB hatte nach Bekanntwerden der jüngsten Boeing-Äußerungen eine Abschrift davon verlangt und daraufhin seine Schritte eingeleitet. Boeing habe den Eindruck erweckt, dass das NTSB schuldige Einzelpersonen ermittele, dabei suche das NTSB alleine den vermuteten Grund des Unfalls, ohne Einzelpersonen eine Schuld zuzuweisen und ohne Schuldfragen überhaupt zu erörtern. Das NTSB will sich nun mit dem Justizministerium abstimmen und dessen Abteilung für Betrug einschalten.
Unser Foto zeigt den NTSB-Untersuchungsleiter John Lovell bei der Spurensicherung an Bord einer Boeing 737 MAX 9 von Alaska Airlines, die als Flug 1282 eine Türabdeckung im Flug verloren hatte. Derzeit wird als Ursache vermutet, dass vier Haltebolzen der Abdeckung nicht installiert waren oder zwischenzeitlich noch einmal entfernt wurden, die die Türabdeckung in ihrem Rahmen vor dem Verrutschen und Herausfallen schützen.