Libyen kommt nicht zur Ruhe: Noch ist immer ist das vom Bürgerkrieg gezeichnete Land von gewaltsamen Auseinandersetzungen geprägt und politisch tief gespalten. Warlords und die Regierung in Tripolis liefern sich immer wieder heftige Kämpfe. Im Osten gewann zuletzt die abtrünnige LNA, die Libysch-Nationale Armee des ehemaligen Generals Chalifa Haftar, immer mehr an Einfluss und brachte den Bürgerkrieg auch wieder zurück in Libyens Hauptstadt. Im April beschossen Kampfflugzeuge der LNA erstmals den Flughafen von Tripolis, im Frühsommer wurde der größte Airport des Landes erneut in die Auseinandersetzungen hineingezogen: In unmittelbarer Nähe beschossen sich LNA und islamistische Rebellen gegenseitig mit schwerer Artillerie – auch auf dem Flughafen schlugen Geschosse ein. Eines davon traf die in Tripolis stationierte Antonow An-124 5A-DKN der Libyan Arab Cargo. Das Flugzeug wurde dabei unwiederbringlich zerstört. Es war das einzige verbliebene Exemplar des Großraumfrachters in der Flotte der Fracht-Airline, die einst, in besseren Tagen, zwei An-124 ihr Eigen nannte.
Zweite libysche An-124 in der Ukraine eingemottet
Die zweite Maschine, sie trägt das Kennzeichen 5A-DKL, parkt laut Antonow seit 2011 auf dem Antonow-Flugplatz Swjatoschyn bei Kiew. Und genau dieser Umstand könnte sich für Libyan Arab Cargo nun als echter Glücksfall erweisen: Wie Antonow in einer Pressemitteilung meldet, trafen sich in dieser Woche Vertreter des ukrainischen Herstellers an dessen Hauptsitz Gostomel mit einer Delegation der Firma Libyan Blue Bird Co. Letztere sei von der libyschen Regierung damit beauftragt worden, eine Wiederaufnahme des Betriebs der eingemottetem 5A-DKL zu prüfen. An dem Treffen seien außerdem Gesandte der libyschen Botschaft sowie des libyschen Außenministeriums beteiligt gewesen, so Antonow weiter.

Antonow soll nach Libyen zurückkehren
Erklärtes Ziel des Treffens war es, die vorübergehend stillgelegte An-124 als Ersatz für die zerstörte Schwestermaschine wieder nutzbar zu machen. So sei vor allem die Frage im Zentrum gestanden, wie das Flugzeug möglichst schnell und dauerhaft wieder flugtüchtig gemacht werden könne, schreibt Antonow. Außerdem stehe eine umfassende Modernisierung der Maschine sowie eine Verlängerung der Lebensdauer im Raum. Vor allem dürfte es bei dem Treffen um die Frage gegangen sein, wer die Kosten für die Aktion übernimmt, bzw. wie hoch diese voraussichtlich ausfallen werden. Zu verschenken werden die beteiligten Parteien allesamt eher wenig haben.
Um sich ein Bild vom Ist-Zustand zu machen, habe die libysche Delegation die 5A-DKL im Nachgang der Verhandlungen ausgiebig begutachtet und sich mit Antonow-Spezialisten über die konkreten Maßnahmen ausgetauscht. Mehrfach betonten dabei alle Beteiligten das gemeinsame Interesse, die Maschine möglichst rasch wieder flott zu bekommen.