Boeing ist die Kontrolle über das 777X-Projekt mehrfach entglitten. Vor Mitte 2025 steht die 777-9 Lufthansa, Emirates, Qatar Airways und Singapore Airlines nicht zur Verfügung – und ein aktuelles Problem wirft Boeing möglicherweise noch weiter zurück.
Viel ist über den Vorfall, über den zunächst die "Aviation Week" berichtete, bisher nicht bekannt. Bei einem Testflug des Prototypen N779XW am 6. Oktober unter Hitzebedingungen soll ein Fehler an einem GE9X-Triebwerk aufgetreten sein – Boeing hat die Flugerprobung daraufhin pausiert.

Technisch komplex
Über Art und Umfang des Ereignisses hüllt sich der Airbus-Konkurrent in Schweigen. Boeing hat lediglich ein "Problem mit dem GE9X-Triebwerk" bestätigt, an dessen Lösung gerade mit dem Hersteller GE gearbeitet werde.
Das GE9X ist technisch komplex. Gegenüber dem Vorgänger GE90-115B soll das Triebwerk zehn Prozent weniger Sprit verbrauchen. Dafür hat GE den Bläserdurchmesser um 15 Zentimeter auf nie dagewesene 3,4 Meter vergrößert – der Rumpf eines Embraer E-Jets (Durchmesser 3,01 m) würde locker in die Triebwerksgondel passen. Bei Testläufen hatte GE 2019 Kinderkrankheiten des GE9X festgestellt – und nach eigenen Angaben behoben. Ein ranghoher Ingenieur berichtete bei einer Untersuchung im US-Kongress 2021 allerdings von enormem Termindruck im Übergang zur Serienfertigung des neuen Triebwerks.
777X wird zum Milliardengrab
Verzögerungen bei Tests und Zulassung der 777-9 kosten Boeing Milliardenbeträge. Das Programm ist inzwischen acht Jahre hinter den eigentlichen Zeitplan zurückgefallen.
Die FAA hatte Boeing im März gewarnt, dass sie die bisherigen Zulassungspläne inzwischen als "überholt" betrachtet. Boeing hatte die 777-9 zunächst als reine Weiterentwicklung der 777-300ER für ein vereinfachtes Zulassungsverfahren angemeldet. Dagegen soll es auf Seiten der europäischen Luftfahrtaufsicht EASA Einwände gegeben haben.