Gewinnziel gestrichen
Lufthansa zieht Bilanz

Wegen einer Flaute im Langstreckengeschäft rechnet Lufthansa in diesem Jahr mit einem geringeren Ergebnis.

Lufthansa zieht Bilanz

Unsere Branche muss sich auf ein schwieriges zweites Halbjahr einstellen“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei der Vorlage der Zahlen für das erste Halbjahr am 2. August. Die Terroranschläge in Europa und die zunehmende politische und wirtschaftliche Unsicherheit hinterließen im Passagierverkehr ihre Spuren. Für das Gesamtjahr erwartet Lufthansa nun, statt eines bisher angekündigten Ergebnisses „leicht über Vorjahr“, ein Ergebnis „unter Vorjahr“. 2015 hatte das Unternehmen bei hoher Nachfrage und besonders niedrigem Ölpreis 1,8 Mrd. Euro Gewinn ausgewiesen. Man werde Effizienzsteigerungen „noch konsequenter vorantreiben“, kündigte Spohr an. Bei der Verbesserung der Kostenstrukturen und beim Ausbau von Eurowings komme man gut voran.

Die Umsätze der Lufthansa-Gruppe sanken im ersten Halbjahr 2016 um 2,1 Prozent auf 15 Mrd. Euro. Trotz höherer Passagierzahlen sanken die Verkehrserlöse sogar um 4,5 Prozent. Besonders schwach zeigte sich das Aufkommen aus Asien und Südamerika nach Europa. Das Europageschäft selbst ist dagegen im zweiten Quartal leicht gestiegen, und der Nordamerikaverkehr blieb stabil. Das Konzernergebnis im ersten Halbjahr lag leicht unter dem bereinigten Halbjahresergebnis des Vorjahres.

Die Konzernsparte Passage konnte ihre Marge um 3,8 Prozentpunkte auf 5,2 Prozent verbessern. Spitzenreiter im Konzern bleibt aber Swiss mit einer Marge von 6,3 Prozent. Die Schweizer leiden allerdings unter ihrer starken Währung, die das Ergebnis um 47 Mio. Euro verschlechterte. Verbessern konnte dagegen Austrian ihr Ergebnis um 16 Mio. Euro, während SunExpress und Brussels Airlines ihr Ergebnis um zusammen 40 Mio. verschlechterten. Eine anhaltende Flaute meldet der Frachtbereich von Lufthansa Cargo mit einem Ergebnisrückgang um 95 Mio. Euro. Hier liegen die Durchschnittserlöse auf dem Niveau der Finanzkrise von 2009. Mit einem im Umfang verdoppelten Sparprogramm will LH Cargo in diesem Jahr deshalb 80 Mio. Euro einsparen. Auch Lufthansa Technik lag beim Halbjahresergebnis 64 Mio. Euro, LSG Sky Chefs 2 Mio. Euro unter dem Vorjahr.

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Es bleibt bei der Drei-Säulen-Strategie

Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Foto und Copyright: Lufthansa

Carsten Spohr bekräftigte die „Drei-Säulen-Strategie“ des Konzerns, nach der dieser neben den Premium Airlines mit Drehkreuzverkehr auch die Eurowings-Gruppe und den vergleichsweise margenstarken Bereich Aviation Services ausbauen will. Die Stückkosten bei Eurowings könnten bereits heute dem Wettbewerb standhalten.

Bis 2020 werde man sie nochmals deutlich reduzieren. Allerdings sank das Ergebnis von Eurowings um 67 Mio. Euro auf einen Halbjahresverlust von 89 Mio. Euro. Laut Lufthansa lag dies an einmaligen Projektkosten, Anlaufschwierigkeiten im Langstreckenverkehr und einem Rückgang der Durchschnittserlöse bei hartem Wettbewerb. Der Lufthansa-Konzern insgesamt wolle Erlösqualität und Kostenstrukturen verbessern und zu nachhaltigem profitablen Wachstum zurückkehren.

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Das Tauziehen geht weiter

Trotz einer angeblich deutlichen An­näherung in der langjährigen Tarifauseinandersetzung mit den Lufthansa-Piloten der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit wurden die Gespräche im August und im September ergebnis­los beendet. Damit könnten auf Lufthansa-Chef Carsten Spohr bald schon neuerliche Pilotenstreiks zukommen. Dagegen hatte Lufthansa mit ihren Flugbegleitern der Gewerkschaft UFO eine tarifliche Einigung erzielt.

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