Jahrzehntelange Verjüngungskur: JFK-Baustelle Terminal 6

Großbaustelle am New Yorker Drehkreuzflughafen
Neues Terminal 6 für JFK

Veröffentlicht am 25.08.2024

Es ist ein unglaublicher Kraftakt: Für insgesamt 30 Milliarden Dollar verjüngen New York und New Jersey seit 2017 ihre lange Zeit vernachlässigten Flughäfen LaGuardia, Newark Liberty und John F. Kennedy (JFK) mit einem ehrgeizigen Neubauprogramm zu "globalen Gateways." Allein 19 Milliarden Dollar davon entfallen auf JFK, den größten Flughafen der Metropolregion. Hier entsteht seit September 2022, wie berichtet, das neue Terminal 1 auf der Südseite (9,5 Milliarden Dollar). Branchenriese Delta Air Lines und Projektpartner JFK International Terminal erweitern außerdem für 1,5 Milliarden Dollar ihr Terminal 4 und American Airlines steckte 400 Millionen Dollar in die Erweiterung ihres Terminal 8, das im November 2022 fertig wurde.

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Relevant für europäische Fluggäste

Seit einem Jahr drehen sich nun auch die Kräne am künftigen Terminal 6, das für europäische Passagiere besonders relevant sein wird, denn hier wollen unter anderem Lufthansa, Swiss, Austrian und Brussels (und vermutlich bald auch ITA) einziehen und ihre Passagiere abfertigen. Fünf große Airline-Lounges (allein Lufthansa mit 3000 m² Fläche) gehören zum Gebäudekomplex, der sich als schmaler, asymmetrischer Riegel platzsparend an den Vorfeldrand schmiegt. Er ist sowohl per Auto (mit eigenem Parkhaus) und Taxi als auch mit dem JFK-Flughafenzug "AirTrain" bequem erreichbar. Letzterer bindet auch die New Yorker U-Bahn an. Schon 2026 sollen die ersten fünf der insgesamt zehn Gates den Betrieb aufnehmen, die Vollendung von Terminal 6 ist für 2028 geplant.

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Rohbau ist bald komplett

"Wenn man das Stahlgerüst des neuen Terminals 6 wachsen sieht, wird greifbar, dass die Umgestaltung von JFK zum Weltklasse-Drehkreuz auf Hochtouren läuft", sagte Rick Cotton, der als Chef der Hafenbehörde oberster Hausherr auch aller Flughäfen der Region ist. "Dieses großartige, neue Terminal ist ein Schlüsselelement unseres Umbauprogramms, das nie dagewesene wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten in die Gemeinden der Flughafenregion bringen wird", schwärmte der Behördenleiter bei einer Zwischenbilanz im Sommer. Für Kosten von 4,2 Milliarden Dollar soll allein dieser elf Hektar große Neubau 4000 Arbeitsplätze schaffen – darunter 2000 (von der Hafenbehörde so vorgeschrieben) gewerkschaftlich organisierte Bauarbeiter – und damit zusätzliche Gehälter in Höhe von 1,9 Mrd. Dollar in die Region bringen. Mitte Juli wählte New Yorks Hafenbehörde Künstler aus, die das neue Terminal mit Kunstwerken schmücken sollen, darunter die renommierte deutsche Künstlerin Kerstin Brätsch. Gleich rechts neben Terminal 6 liegt, zu Fuß erreichbar, das Terminal 5 von JetBlue. Es ist ebenfalls für europäische Fluggäste interessant, denn die New Yorker Airline bedient mit ihrer A321LR mittlerweile auch Transatlantikstrecken ab Boston und JFK nach London. Mindestens 13 ihrer bestellten Airbus A321neo lässt sich JetBlue als "LR" liefern und mindestens weitere 13 als "XLR" mit noch höherer Reichweite. Damit sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, ob JetBlue nicht eines Tages auch noch kontinentaleuropäische Ziele ansteuert, wie etwa Berlin oder Hamburg, die dann die internationalen Ankunftsgates am neuen Terminal 6 mitnutzen könnten.

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Kult-Terminal heute Hotel

Das bis 2008 neu errichtete JetBlue-Gebäude Terminal 5 umschließt das wohl berühmteste Terminal aller New Yorker Airports, das 1962 eröffnete TWA Flight Center. Dieser futuristische Betonbau des finnisch-amerikanischen Stararchitekten Eero Saarinen diente noch bis 2001 dem Flugbetrieb. Allerdings bestand es nur aus zwei relativ kleinen Gatebereichen, die für Flugzeuge der Generation Boeing 707 dimensioniert waren. Mit den lange hier verkehrenden Jumbo Jets stieß das unschlagbar elegante Abfertigungsgebäude jeweils an seine funktionalen Grenzen. Wegen seiner Einzigartigkeit erhielten es die New Yorker und umbauten es mit einem neuen Flughafenhotel, von dessen Dach-Swimmingpool man über die ausgedehnten Vorfelder an der Marschlandschaft nahe der Atlantikküste blickt. Das TWA Flight Center liegt dafür heute in einem Innenhof. Als tröstender Augenschmaus parkt dafür hier eine 1958 gebaute Lockheed L-1649A Starliner, die modernste Version der viermotorigen Constellation-Familie. Sie ist eine echte New Yorkerin, die Ende der 1950er-Jahre am Flughafen Idlewild, so der damalige Name von JFK, stationiert war. Das hiesige Museumsflugzeug war übrigens eine frühere Ersatzteilspenderin für die von Lufthansa geplante flugfähige Super-Star-Restaurierung. Nach deren Abbruch wurde der Rumpf komplettiert, in TWA-Farben neu lackiert und feierlich nach New York gebracht, mitsamt Autokorso durch Manhattan.

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Sonne statt Neonlicht

Ein wenig will sogar das neue Terminal 6 an die spektakuläre Szenerie des denkmalgeschützten Altbaus anknüpfen. So sollen ankommende internationale Passagiere in einem lichtdurchfluteten, tageslichtbeleuchteten, gläsernen Gang zur neuen Passkontrolle gelangen, damit der erste Eindruck die internationalen Gäste der Stadt nicht, wie einst, in trostlose, fensterlose Gewölbe führt. Auch beim Abflug gibt sich die Hafenbehörde besondere Mühe mit dem Konzept: So gibt es schon über der Autovorfahrt, der größten von JFK, im oberen Geschoss ausgedehnte Vordächer, um die Passagiere zu schützen. Keine schlechte Idee bei New Yorker Wetter, das von stechender Sommerhitze über tropische Regengüsse bis zu Schneestürmen und eisigen Temperaturen reicht. Somit erreicht man trocken die große Abflughalle, die von Selbst-Check-in-Kiosken und Gepäckabgabe-Automaten geprägt sein wird. Von hier aus geht es zur Sicherheitsschleuse, an der Förderbänder zum Auspacken der Taschen- inhalte neben den Warteschlangen die Abfertigungsdauer verkürzen sollen. Neueste Kontrolltechniken, wie CT-Handgepäckscanner und biometrische Gesichtserkennung, sollen die Prozesse ebenfalls beschleunigen.

Sebastian Thoma

Abflug mit NYC-Gefühl

Nach der Security steht man dann auf der Empore über dem zentralen Bereich auf der Luftseite. Hier gibt es New Yorker Gastronomie und Geschäfte, die anteilig auch gezielt mit lokalen Mittelständlern besetzt werden sollen. Aus dem Hallenbereich blickt man, wie einst im TWA Flight Center, durch große Fenster aufs Vorfeld, mit den hier weit zu den Seiten verteilten Abfluggates und Gate-Warteräumen. Unterdessen hat sich mit Cathay Pacific ein weiterer Kunde für Terminal 6 angemeldet. Die für ihren gediegenen Service bekannten Chinesen aus Hongkong bedienen den Flughafen JFK bisher drei Mal täglich auf ihrer Rennstrecke zwischen den Finanzzentren und wollen im Terminal 6 ebenfalls eine große Lounge einrichten. Neun der zehn Gates am Terminal 6 sind für Großraumflugzeuge angelegt. "Mit dem Bau von Terminal 6 laufen jetzt alle unsere geplanten Bauprojekte oder sind schon fertig", sagte Rick Cotton, Chef der Hafenbehörde. "Die historischen Investitionen sind ein Vertrauensbeweis für die Zukunft unserer Region, die nicht nur weiterhin das größte internationale Passagieraufkommen der USA, sondern auch einen der besten Flughäfen weltweit haben will."

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Daten

John F. Kennedy International Airport
IATA-Code: JFK
ICAO-Code: KJFK
Eigentümer: Port Authority of New York and New Jersey (PANYNJ)
Fläche: 2104 ha
Startbahnen: 4L/22R: 3460 m; 4R/22L: 2560 m; 13L/31R: 3050 m; 13R/31L/ 4420 m
Flugbewegungen 2023: 481 000
Passagiere 2023: 62,5 Mio.
Luftfracht 2023: 1,43 Mio. t
Eröffnung: 1948 als Idlewild Airport
Aktive Terminals: 5
Gatepositionen: 130
Web: www.jfkairport.com