Bis zum Sommer 2023 erweitern wir das Terminal in Akureyri um 1100 Quadratmeter", kündigt Sigrún Jakobsdóttir, Vorstandsvorsitzende von Isavia Regional Airports, beim Interview mit der FLUG REVUE an. Islands leitende Managerin für Regionalflughäfen war früher Hotelchefin und Bürgermeisterin von Akureyri und will Islands einträgliche Touristenströme gleichmäßiger im Land verteilen. Dafür sollen neben dem internationalen Drehkreuzairport Keflavík "KEF" im Südwesten der Insel und dem nahe gelegenen, kleineren Hauptstadtflugplatz von Reykjavík "RKV" nun gezielt die beiden Regionalflughäfen Akureyri "AEY" (im Norden) und Egilsstaðir "EGS" (im Osten) gefördert werden.
Das Förderprogramm der Regierung läuft über drei Jahre: Im ersten Jahr wird jede neue Airline von 100 Prozent der Abfertigungs- und Passagiergebühren befreit, im zweiten Jahr immerhin noch von 90 Prozent und im dritten Jahr von 75 Prozent der Gebühren. Außerdem winken den Airlines Beihilfen in Höhe von 18 Euro pro Passagier, wenn mindestens sechs Flüge pro Woche durchgeführt werden, die durch ergänzende Zuschüsse seitens der Airports auf insgesamt bis zu 25 Euro pro Fluggast klettern können. Zusätzlich sind als Startanreiz auch noch Marketingbeihilfen von bis zu 60 000 Euro möglich, sofern eine Airline ebenfalls einen Betrag in gleicher Höhe investiert. Am Beispiel einer zu 75 Prozent ausgelasteten Boeing 737-800 mit 189 installierten Sitzen rechnet Isavia vor, dass sich deren Landegebühren von regulär 2609 Euro im Rahmen des Förderprogramms auf 1663 Euro verbilligten. Im Wesentlichen blieben für die Airline nur noch die Kosten der Sicherheitsabfertigung übrig.
"Unser Förderprojekt wird das Aufkommen in Keflavík nicht beeinträchtigen", ist sich Sigrún Jakobsdóttir, Chefin des Regionalairports, sicher. Eher gebe es dort eine einseitige Ballung von Touristen, obwohl man auf ganz Island "fantastische Sehenswürdigkeiten" finde.

Nur ein Drittel der Touristen besucht den Norden oder Osten
Laut Isavia steuerten im Winter 2021/2022 schon wieder 15 Airlines Keflavík an. Im Winter 2018/2019, also vor Corona, waren es nur 14 Fluggesellschaften. 78 Prozent aller Island-Touristen besuchen bisher vorrangig den Süden der Insel, nur rund ein gutes Drittel stattet auch dem Norden und Osten einen Besuch ab. Mithilfe direkter Flüge könnten sich die Besucher die sieben- bis achtstündigen Autofahrten über die Insel ab Keflavík ersparen, sagt Jakobs-dóttir, und wesentlich bequemer auch andere Gebiete erreichen. Zum Beispiel die nördliche Fischerei- und Universitätsstadt Akureyri mit ihren 18 000 Einwohnern. Der Flughafen hier verfügt über eine 2400 Meter lange Piste mit ILS- und GPS-Anflügen. Der malerische Anflug führt im Slalom durch den Eyjafjörður-Fjord, und, sofern im Hafen gerade ein Kreuzfahrtschiff liegt, im Endanflug knapp darüber hinweg. Am Airport befindet sich übrigens auch ein kleines Luftfahrtmuseum. Egilsstaðir liegt dagegen ganz im Osten und bietet neben einem Geschichtsmuseum spektakuläre Gebirgslandschaften mit Schluchten, Wasserfällen und Gletschern.
Spätestens seit dem Eyjafjallajökull-Vulkanausbruch 2010 ist Island in aller Munde und profitiert von einem stetigen Besucheransturm. 83 Prozent der Besucher sagen, dass sie wiederkommen möchten, berichten die Isländer stolz von Umfragen. Knapp zwei Millionen Touristen besuchten 2019 die Insel. Deutschland lag unter den Besuchernationen hinter den USA und Großbritannien auf Rang drei. Deutsche verweilten dabei durchschnittlich neun Nächte, während sonstige Besucher nur rund sechs Übernachtungen buchten.

Bessere Anbindung mit einer neuen Airline für Akureyri
Seit 2017 hatten die Isländer bereits Akureyri mit direkten Charterflügen international ins Spiel gebracht. So kam der Reiseveranstalter SuperBreak UK mit Boeing 757 und A321 von Titan Airways und beförderte 2017/18 rund 2100 Passagiere. Im Winter 2018/19 kletterte die Zahl schon auf 4500 Besucher. Auch der niederländische Reiseveranstalter Voit Travel steuerte mit einer Boeing 737 von Transavia im Jahr 2019 Akureyri an, bevor die Pandemie das erfolgreich anlaufende Projekt stoppte.
Nun will eine völlig neue Airline einen weiteren Anlauf wagen: Niceair aus Island. Die von isländischen Mittelständlern neu gegründete Fluggesellschaft will zunächst mit einem einzelnen Flugzeug antreten, einem "wet" geleasten Airbus A319 (Flugzeug mit Besatzung, Wartung und Versicherung). Zunächst soll die Betriebslizenz eines noch ungenannten europäischen Betreibers genutzt werden.
Ab dem 2. Juni will die neue Airline Akureyri mit Kopenhagen, London und Teneriffa verbinden und ihr Buchungssystem in Kürze freigeben. Der Zweistrahler biete nicht nur 150 Sitze, sondern auch ausreichend Raum für Fracht, warb Niceair in einer ersten Pressemitteilung in Island. Niceair Managing Director Þorvaldur Lúðvík Sigurjónsson kündigte an, in Akureyri rund 20 neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Das bekannt raue Wetter auf Island – weltweit kommen Flugzeughersteller mit Testflugzeugen hierher, um deren Seitenwindverträglichkeit zu prüfen – sei für den Betrieb auf Islands sturmerprobten Flughäfen kein Problem. Maximal eine Woche pro Jahr gebe es Verspätungen, versprach Regionalairportchefin Sigrún Jakobsdóttir gegenüber der FLUG REVUE.
