Airbus Helicopters
Airbus Helicopters arbeitet weiter daran, seine führende Position auf dem zivilen Markt zu verteidigen, wo das Unternehmen einen Anteil von 54 Prozent (Auslieferungen von zivilen Turbinenhubschraubern mit mehr als fünf Sitzen 2023) hält. Verkaufsschlager letztes Jahr war die H145 (ehemals BK 117), die dank eines neuen Fünfblattrotors eine um 150 kg höhere Nutzlast hat. Jüngster Großkunde ist die Bundeswehr, die 82 H145M für militärische Aufgaben inklusive Panzerabwehr bestellte. Frankreich bestätigte derweil zum Jahresende den Kauf von 42 H145 für die Gendarmerie Nationale und die Sécurité civile. Vom Erfolg der H145 überschattet wird die etwas kleinere H135, die nur 29 Auslieferungen zählen konnte.

Bestseller ist momentan die H145, die auch in einer Ausführung für das Militär erhältlich ist.
Die Écureuil-Flotte feierte derweil 40 Millionen Flugstunden. Mehr als 7200 Exemplare wurden seit 1974 für 2106 Betreiber in 127 Ländern auf der ganzen Welt gebaut. Ein wichtiger Erfolg war 2023 die amerikanische FAA-Zulassung für die neue H160, deren Lieferungen (26 letztes Jahr) nun mehr Schwung bekommen dürften. Besser verkaufen will man auch die H175, vor allem im Offshore-Bereich sieht man hier Möglichkeiten. Ob die schwere H225, von der 2023 keine einzige auf dem zivilen Markt verkauft wurde, hier auch noch Chancen hat, ist dagegen sehr fraglich.

Airbus Helicopters hat ein umfangreiches Angebot für fast alle Einsatzzwecke.
Bell
Bestseller von Bell ist momentan die leichte, einmotorige 505 (Nachfolgerin des JetRanger). Die Kundschaft der bisher über 505 ausgelieferten Exemplare (November 2023) ist dabei weltweit und vielfältig – vom Privatnutzer bis zu militärischen Flugschulen. Auch mit dem Modell 407 (53 Lieferungen 2023) und der leichten Twin 429 (30) kann Bell zufrieden sein. Zudem ist die Bell 412 (auch in Form der Subaru Bell 412EPX) im Angebot. Letztere konnte man jüngst auch an das San Diego County Sheriff‘s Department und an das San Bernadino County Sheriff‘s Department verkaufen. Die 2018 zugelassene Subaru Bell 412EPX hat eine maximale Startmasse von 5530 kg und kann bis zu 2270 kg an Gütern mit einem Lasthaken tragen.

Die Bell 412EPX basiert auf der Huey, ist aber immer noch gefragt.

Die Bell 505 ist für die Ausbildung geeignet und wird dafür auch ans Militär verkauft.
Sorgenkind bleibt allerdings weiter das Modell 525 Relentless, das bereits auf der Heli-Expo 2012 vorgestellt wurde. Es soll eigentlich das Flaggschiff in der Supermidsize-Größenklasse (Abfluggewicht jetzt 9,3 Tonnen, 16 Passagiere) werden. Nach dem schon verspäteten Jungfernflug am 1. Juli 2015 wurde die Flugerprobung durch einen tödlichen Absturz verzögert. Inzwischen wurden mit vier Hubschraubern etwa 3000 Stunden geflogen. Die FAA-Zulassung ist lange überfällig und könnte nun wohl dieses Jahr erfolgen. Jedenfalls hat Bell die Serienproduktion in Amarillo begonnen und spricht von der Fertigstellung der ersten Maschinen in diesem Jahr. Ein Kaufvertrag über zehn Maschinen für Equinor (Nordseeflüge) wurde jetzt unterzeichnet, mit Lieferungen ab 2026.

Bells zweimotorige 427 findet auch in Europa ihre Abnehmer.
Enstrom
Seit Mai 2022 hat Enstrom mit Chuck Surack (Gründer von Sweetwater Sound, dem größten Onlinehändler von Musikinstrumenten und professionellem Audio-Equipment in den USA) einen neuen Eigner. Zum Ende des Jahres gab es das neue FAA-Produktionszertifikat Nr. 26CE, womit die Grundlage für die Wiederaufnahme der Produktion geschaffen wurde. Verkauft wurde zunächst allerdings nur ans Militär: Sambia kaufte die 480B und Peru die 280FX für die Ausbildung. Inzwischen hat Todd Tetzlaff die Rolle des Präsidenten übernommen.

Enstroms Kolbenmotorenmuster 280FX verkauft sich für die Ausbildung.
Hélicoptères Guimbal
Der französische Hersteller (Eigner Bruno Guimbal) verkauft seinen kleinen Zweisitzer Cabri G2 mit Kolbenmotor, von dem über Händler wie Heli Transair in Egelsbach um die 25 pro Jahr geliefert werden. Der Hubschrauber dient auch als Basis für den unbemannten Drehflügler Airbus Helicopters VSR700 für den Einsatz von Schiffen aus. Erste Tests in operationeller Konfiguration von einem Schiff aus wurden Anfang Mai 2023 vor der Küste der Bretagne durchgeführt.

Guimbal kann sich mit seiner kleinen Cabri G2 gegen Robinson behaupten.
Hill Helicopters
Das britische Start-up entwickelt seit 2020 einen neuen "luxuriösen Privathubschrauber", der für einen "Basispreis" von 595 000 Pfund (673 300 Euro) angeboten wird und 2025 auf den Markt kommen soll. Der Fünfsitzer HX50 wird von einer eigenentwickelten GT50-Turbine angetrieben, deren Entwicklung allerdings noch nicht abgeschlossen ist. Er ist mit einem einziehbaren Fahrwerk ausgestattet und soll eine Reisegeschwindigkeit von 260 km/h erreichen. Eine erste Präsentation von zwei kompletten Zellen fand am 6. Dezember 2023 statt. Anfang 2024 sprach der Hersteller von 1230 "Verkäufen".

Hill braucht noch das Triebwerk für seine HX50.
Kaman
Kaman (inzwischen von Arcline Investment Management aufgekauft) hat Mitte Januar 2023 das Ende der Fertigung seines Lastenhubschraubers K-Max verkündet. 60 wurden seit 1991 gebaut.
Leonardo
Leonardos Verkaufsschlager letztes Jahr war die AW119 Kx (47 Hubschrauber). Die leichte Einmot mit Kufenfahrwerk erfüllt alle IFR-Standards. Dafür ist das Glascockpit von Genesys Aerosystems als Alternative zur Avionik-Suite von Garmin erhältlich. Auch die AW139 verkauft sich weiter gut. Von dem Erfolgsmodell wurden bisher mehr als 1300 bestellt, von denen über 1100 bei mehr als 280 Kunden in rund 90 Ländern im Einsatz sind. Letzten November führten Leonardo und Pratt & Whitney Canada Tests mit 100 Prozent nachhaltigem Flugtreibstoff (SAF) durch.

Die AW119 ist eine einmotorige Version der AW109.
Auf der Grundlage der AW139 (die ursprünglich in Zusammenarbeit mit Bell entwickelt wurde) hat Leonardo eine ganze Hubschrauberfamilie mit Startgewichten zwischen 4,6 Tonnen (AW169) und 8,3 Tonnen (AW189) entwickelt. Die AW169, von der inzwischen über 320 bestellt wurden, ist auch beim Militär im Dienst. Letztes Jahr wurde eine Erhöhung der Abflugmasse auf 5100 kg angekündigt. Eine 11-Sitzer-Konfiguration für die Ausführung mit Kufenfahrwerk und ein modularer Kraftstofftank werden angeboten.Neues Einsteigermuster bei Leonardo soll die AW09 werden, bei der es sich um die SH09 (vormals SKYe SH09) von Kopter (ehemals Marenco Swisshelicopter) handelt. Erstflug war im Oktober 2014. 2023 wurde vom HTS900-Triebwerk auf das Safran Arriel 2K gewechselt. Am 24. Februar flog nun Prototyp PS5 im Kopter-Werk im Schweizer Mollis. Er hat alle Verbesserungen, die sich aus der P3-Testkampagne und den ersten Flügen der PS4 ergaben. Man sei nun "auf dem Weg zur Zertifizierung" Das Interesse des Marktes sei weiterhin groß.

Die Zulassung der in der Schweiz entwickelten AW09 lässt weiter auf sich warten.
Neben den konventionellen Typen treibt der italienische Hersteller weiterhin die Entwicklung des zivilen Kipprotors AW609 voran. Dieses Programm (Erstflug am 7. März 2003 noch mit Bell- Beteiligung) hat endlose Verzögerungen hinter sich, und mit der Zulassung wird nun nicht vor Anfang 2025 gerechnet. Am 13. Oktober 2022 flog im Werk Philadelphia die erste dem Serienstandard entsprechende Maschine, die von Leonardo als Vorführmodell genutzt werden soll. Erstkunde ist die Bristow Group.

Das Kipprotormodell AW609 wird nun frühstens 2025 verfügbar sein.
MD Helicopters
Das Unternehmen mit Sitz in Mesa, Arizona, hat 2022 eine Reorganisation nach Chapter 11 des U.S. Bankruptcy Code durchlaufen. Neuer Eigner ist ein Gläubigerkonsortium, das sich aus der MBIA Insurance Corp., Bardin Hillund MB Global Partners zusammensetzt. Sie versuchen, das Geschäft wieder anzukurbeln und vor allem die zuletzt viel kritisierte Unterstützung der Nutzer zu verbessern. Verkauft wurde im letzten Jahr vor allem die MD 530F an Police Departments (acht in 2023 geliefert). Hier wurde die maximale Abflugmasse von 1405 auf 1520 kg angehoben. Aufträge gab es auch für die Cayuse Warrior Plus, zum Beispiel aus Nigeria.

MD Helicopters konzentriert sich unter den neuen Eignern auf die MD500E und MD530F.
Robinson Helicopters
Robinson wird seit Ende Februar nach über 50 Jahren erstmals von einem Präsidenten geführt, der nicht aus der Familie stammt. David Smith (lange bei Bell) kam Anfang 2023 zur Firma. Was die Hubschrauber betrifft, so werden kontinuierlich Verbesserungen eingeführt. Neu ist die symmetrische Höhenflosse, welche die Flugeigenschaften verbessern soll.

Robinson hat eine symmetrische Höhenflusse eingeführt.
Auch die vogelschlagfeste Frontscheibe gehört zu den beliebten Optionen. Da die Nachfrage (zwei Drittel Export) nach Corona wieder steigt, erhöht Robinson die Produktion, wobei vor allem das Turbinen-Muster R66 im Fokus steht. Dieses Jahr dürfte die 14000.Auslieferung eines Robinson-Hubschraubers erreicht werden.

Nach wie vor beherrscht Robinson uneingeschränkt den Markt für kleine Hubschrauber.
Schweizer RSG
Nach dem Erwerb der Rechte und der Musterzulassung an der kolbenmotorgetriebenen Schweizer-S-300-Familie und der turbinengetriebenen S-333 von Sikorsky im Januar 2018 hat die Schweizer RSG neben der Unterstützung der Flotte auch wieder die Produktion aufgenommen. Im März 2023 erhielt das Unternehmen auch ein FAA-Produktionszertifikat, was eine Beschleunigung der Fertigung ermöglicht. Für den US-Markt wurde ein neu vorgeschriebenes crashsicheres Kraftstoffsystem zertifiziert. Neben dem Verkauf neu gebauter Maschinen bietet Schweizer derzeit einen Refresh- und Refurbishment-Service an, bei dem es gebrauchte Hubschrauberzellen übernimmt, zerlegt und mit modernen Komponenten wieder aufbaut. Seit die Schweizer RSG die Rechte übernommen hat, hat die Firma rund 15 Millionen US-Dollar in den Wiederaufbau der Ersatzteilversorgung für die Hubschrauber investiert.

Die S-300 soll nun auch wieder neu gebaut werden.
Sikorsky
Der alteingesessene US-Hersteller, der seit November 2015 im Besitz von Lockheed Martin ist, tätigt fast sein gesamtes Geschäft im Militärsektor. Im zivilen Bereich wurden 2023 nur drei S-92A ausgeliefert (SAR-Dienst in Südkorea). Nach Covid ging die Nutzung des Hubschraubers allerdings wieder steil nach oben, was zu Problemen in der Ersatzteilversorgung führte. 2025 und 2026 soll ein Los von 14 Helikoptern gebaut werden, wofür allerdings noch eine neue Fabrik gesucht wird. Diese Hubschrauber werden in der verbesserten "A+"-Konfiguration geliefert, die das neue Hauptgetriebe der Phase IV (bessere Ölversorgung) und eine Auswahl an Optionen umfasst, darunter verbesserte GE-CT7-8A6-Triebwerke.

Für den Offshore-Support ist die Sikorsky S-92 wieder gefragt.