Inseldrehkreuz im Westpazifik: Mactan Cebu International Airport

Mactan Cebu International Airport
Philippinisches Inseldrehkreuz

ArtikeldatumVeröffentlicht am 12.09.2025
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Wer auf die Philippinen reisen möchte, hat im Wesentlichen zwei Möglichkeiten. Flüge zum Ninoy Aquino International Airport (NAIA) in Manila gibt es von vielen internationalen Flughäfen aus. Allerdings hatte der Flughafen 2024 ein Passagieraufkommen von 50,1 Millionen, bei einer ursprünglich geplanten Kapazität von nur um die jährlich 35 Millionen Passagieren. Dadurch sind nicht nur die vier Terminals (zwischen denen ein Bustransfer erforderlich ist) überlastet, sondern auch der Luftraum, was regelmäßig zu Verspätungen führt. Erfahrene Reisende weichen stattdessen zum zweitgrößten Flughafen der Philippinen aus, nach Cebu. Aus Deutschland gibt es Umsteigeverbindungen mit Qatar (über Doha) und Emirates (über Dubai). Aber auch aus Thailand, Singapur, Hongkong, China, Taiwan, Korea und Japan gibt es Flüge nach Cebu. Korea nimmt, vor China, den Spitzenplatz ein, mit Flügen aus Seoul und Busan. Von den insgesamt 11,3 Millionen Passagieren 2024 (ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr) entfielen 2,8 Millionen auf internationale Flüge und 8,5 Millionen auf den Inlandsverkehr. Nahezu die Hälfte der Passagiere (5,6 Millionen) flog mit der Low-Cost-Airline Cebu Pacific, die, noch vor FlagCarrier Philippine Airlines, die größte Fluggesellschaft der Philippinen ist.

Mactan Cebu International Airport
Dirk Grothe

Private Investoren bauen aus

Schon lange bevor ein Flughafen auf Mactan Island entstand, erlangte Cebu 1521 Berühmtheit, als der einheimische Krieger Lapu-Lapu den portugiesischen Entdecker Ferdinand Magellan auf Mactan Island besiegte. Diese Schlacht gegen die koloniale Eroberung machte Lapu-Lapu zu einer nationalen Heldenfigur auf den Philippinen. Heute erinnert der Lapu-Lapu-Schrein auf Mactan Island an diesen historischen Kampf. Jedes Jahr im April wird daher auch die "Kadaugan sa Mactan" gefeiert, eine Nachstellung der Schlacht mit traditionellen Tänzen und Kostümen. Im Jahr 1956 bauten die Amerikaner die heutige Runway als Notlandeplatz für die Bomber des Strategic Air Command und der Flughafen wurde eine Basis für C-130-Transporter der US Air Force während des Vietnamkrieges. Der kommerzielle Flugbetrieb startete im April 1966 zunächst mit Inlandsflügen, bevor ab 1978 auch die ersten internationalen Charterflüge stattfanden. Das heutige Terminal 1 wurde 1990 errichtet und hatte seinerzeit eine jährliche Kapazität von 4,5 Millionen Passagieren. Ein bedeutender Meilenstein war das Jahr 2014, als die GMRMegawide Cebu Airport Corporation (GMCAC) den Betrieb des Flughafens übernahm. GMRMegawide ist ein privates Konsortium aus der philippinischen Baufirma Megawide Construction Corporation und der indischen GMRGroup, ein weltweit aktiver Infrastrukturentwickler mit Er-fahrung bei der Privatisierung von Flughäfen in Indien und im Ausland. 2015 und 2016 begannen umfangreiche Renovierungen und Umbauten des Terminals 1, die die jährliche Kapazität auf acht Millionen Passagiere erhöhten. Eine Erweiterung auf 11,7 Millionen Passagiere folgte 2019/2020 mit einem neuen "Airport Village", durch das An- und Abflugebenen verbunden wurden. Das Inlands-Terminal 1 hat mittlerweile eine Fläche von 38 500 Quadratmeter mit sechs Fluggastbrücken.

Mactan Cebu International Airport
Dirk Grothe

Zimmerleute aus Österreich

Ebenfalls 2015 erfolgte die Grundsteinlegung für ein neues, internationales Terminal mit Baubeginn 2016. Nur zwei Jahre später, 2018, weihte der damalige Präsident der Philippinen, Rodrigo Duterte, dieses Terminal 2 ein. Mit einer Fläche von 65 500 Quadratmetern und sieben Fluggastbrücken hat Terminal 2 eine Kapazität von jährlich acht Millionen Passagieren. Es gibt vier Check-in-Inseln mit insgesamt 48 Schaltern auf der Abflug-Ebene. Durch die modulare Auslegung des Terminals könnte man künftig noch fünf zusätzliche Fluggastbrücken und weitere 24 Schalter anbauen. Das philippinische Architektenbüro "Budji+Royal" entwarf das Terminal mit Holzbögen aus Österreich, die wie ein umgedrehter Bootsrumpf aussehen, und einem wellenförmigen Dach, das ein tropisches, resortähnliches Gefühl vermittelt. Es soll die Meereswellen darstellen, die die Insel Cebu umgeben. Terminal 2 wurde dafür beim World Architecture Festival 2019 in der Kategorie "Fertiggestellte Gebäude – Transport" mit einem Preis ausgezeichnet. Für die spezielle Holzkonstruktion wurden extra Zimmerleute aus Österreich eingeflogen. Duty-free-Läden, Modegeschäfte und Lounges stehen den abfliegenden Gästen ebenso zur Verfügung wie drei Stunden kostenloses WLAN.

Airbus A330 von Philippine Airlines am Mactan Cebu International Airport
Dirk Grothe

Neue Betreiber und zweite Startbahn

Im Oktober 2024 übernahm dann die Beteiligungsgesellschaft Aboitiz den Betrieb des Flughafens von GMRMegawide. Aboitiz Equity Ventures Inc. ist eine philippinische Holding mit Sitz in Manila, aber Wurzeln in Cebu City. Letzte Ausbaustufe war die Eröffnung der zweiten Runway im Januar 2025 durch Ferdinand R. Marcos Jr., den jetzigen Präsidenten der Philippinen.Baubeginn für diese erste Parallel-Runway an einem Flughafen auf den Philippinen war bereits in 2020, doch die Coronapandemie sorgte für eine verzögerte Fertigstellung. Die Runway 04L/22R hat eine Länge von 2560 m und wird momentan nur genutzt, wenn die 1956 errichtete Haupt-Runway 04/22 (Länge 3310 m) einmal gesperrt ist. Dies wird geplant ab Juli 2025 der Fall sein, wenn eine größere Sanierung – die erste seit 1990 – ansteht und die Haupt-Runway für ca. ein Jahr ausfällt. Dank der zweiten Runway kann der Betrieb aber uneingeschränkt aufrechterhalten werden. Nach Abschluss der Sanierung ist dann ein Parallelbetrieb (eine Runway für Starts, eine für Landungen) vorgesehen, wodurch die Kapazität der möglichen Flugbewegungen pro Stunde von maximal 30 auf 40 steigen wird. Aktuell kann der Airport 20 bis 22 Flugbewegungen pro Stunde bewältigen.

Fokker F.27 der Philippine Air Force am Mactan Cebu International Airport
Dirk Grothe

Vielfältige Nutzung

Südlich der Terminals des MCIA befindet sich noch die Mactan Air Base der Philippine Air Force. Hier sind neben C-130 Hercules, GAF Nomad und CASA C295 auch noch drei über 40 Jahre alte Fokker F.27 der Philippine Air Force stationiert – einige der wenigen weltweit noch flugfähigen Exemplare. Auf der gegenüberliegenden Ostseite befindet sich schließlich das General Aviation Terminal mit Wartungshangars und örtlichen Flugschulen. Von hier aus fliegt auch die philippinische Leading Edge Air Service Corporation (LEASCOR) zweimal die Woche mit der ATR 72 auf die nur 25 Flugminuten entfernte Insel Bantayan Island, im Norden von Cebu. Auch der kleine Insel-Flughafen von Bantayan Island wird von der Mactan International Airport Authority verwaltet und wurde kürzlich für die neuen ATR-72-Flüge mit einer längeren, asphaltierten Piste und einem kleinen Terminal-Gebäude ausgebaut. Gegenüber dem bisherigen Reiseweg von Cebu City mit Auto oder Bus und anschließender Fährfahrt nach Bantayan Island mit einer Dauer von 4 bis 5 Stunden ist das eine erhebliche Erleichterung. Neben den internationalen Flügen hat der MCIA Inlandsrouten zu den bei den Touristen beliebtesten Inseln wie Boracay (Ziel-Flughäfen in Caticlan und Kalibo), Palawan (mit Puerto Princesa, El Nido und Busuanga), Siargao, Camiguin und in die größeren Städte wie z.B. Davao und der Hauptstadt Manila im Programm. Als nationale Fluggesellschaften sind neben den bereits erwähnten Philippine Airlines, Cebu Pacific Air und LEASCOR auch Air Asia Philippines (mit A320) und die kleineren Air Swift (mit ATR 42/72, kürzlich von Cebu Pacific erworben) und Sunlight Air (mit ATR 72) vertreten. Mit Großraumflugzeugen kommen regelmäßig Qatar aus Doha und Emirates aus Dubai, zeitweise auch Cathay Pacific aus Hongkong und Eva Air aus Taipeh nach Cebu. Auch Frachtflüge werden regelmäßig durchgeführt, so fliegt Seair immer noch fast täglich, neben der kürzlich erworbenen Boeing 737-300, mit einer über 40 Jahre alten Boeing 737-200 abends Fracht für UPS von Cebu nach Clark und kommt am nächsten Morgen mit Fracht aus Clark zurück nach Cebu.

Boeing 737-200C der Seair am Mactan Cebu International Airport
Dirk Grothe

Wachstum mit neuen Jets

Auch diese 737-200 ist eine der letzten weltweit noch fliegenden. Zeitweise ist auch Skyway Cargo mit einer Classic Boeing 737-400 in Cebu zu Gast. Air Hongkong/DHL Aviation verbindet Hongkong frachtmäßig mit Cebu und setzt dabei täglich A330 Frachter ein. Ein Airbus A380 hat es bisher zwar nicht nach Cebu geschafft, aber dafür die Antonow An-225. Am 12. November 2013 brachte die "Mriya" einen 180-Tonnen-Transformator für ein Elektrizitätswerk in Batangas von Zagreb in Kroatien zum MCIA, nachdem im Oktober 2013 der bisher stärkste Taifun "Yolanda/Odette" schlimme Verwüstungen auf den Philippinen angerichtet hatte. Für die zahlreichen Touristen, die die Philippinen jedes Jahr besuchen, ist der Mactan-Cebu-Flughafen der ideale Ausgangspunkt, um die wunderschöne Inselwelt zu erforschen. Mit aktuell 11,3 Millionen jährlichen Passagieren, aber einer Kapazität von 19,7 Millionen, einem renovierten Inlands-Terminal 1 und einem recht neuen, "State of the Art" internationalen Terminal 2 ist MCIA für die Zukunft bestens gerüstet. Wie sehr die Luftfahrt auf den Philippinen sich auf weiteres Wachstum einstellt, zeigt sich auch am Beispiel der Low-Cost-Airline Cebu Pacific. Sie hat im Jahr 2024 nicht nur zahlreiche neue Flugrouten eröffnet, sondern mit 152 Flugzeugen im Wert von 24 Milliarden Dollar bei Airbus auch die größte Bestellung in der Geschichte der philippinischen Luftfahrt getätigt. Da kommt es gerade recht, dass der Cebu Airport auf der Airline-Linienplanungskonferenz "Routes Asia 2025" im März in Perth/Australien von der Jury mit dem "Destination of the Year"-Preis ausgezeichnet wurde.