Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage muss der Flughafen Aleppo seinen Dienst vorübergehend einstellen. Der Airport, wenige Kilometer östlich von Syriens zweitgrößter Stadt gelegen, wurde am Morgen des 22. März wiederholt Ziel eines israelischen Raketenangriffs. "Am Mittwoch gegen 03:55 Uhr startete der israelische Feind einen Luftangriff mit einer Reihe von Raketen aus Richtung des Mittelmeers, westlich von Latakia, und zielte auf die Nähe des internationalen Flughafens von Aleppo", zitiert die syrische Nachrichtenagentur SANA einen Armeesprecher. Dabei habe der Airport diverse Schäden erlitten, die nun analysiert und repariert werden müssen, wie es seitens der syrischen Behörde für Zivilluftfahrt heißt.
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Angriffe auf Waffenlager
Auch vor gut zwei Wochen, am 7. März, hatte Israel Raketen auf das Areal des Flughafens gefeuert, woraufhin dieser zeitweise schließen musste. Ein erster Angriff dieser Art war im September 2022 erfolgt. Ziel der israelischen Attacken waren laut Angaben der Nachrichtenagentur Reuters mutmaßliche Depots für aus dem Iran stammende Waffen. Geheimdienstquellen hätten berichtet, der jüngste Angriff habe ein unterirdisches Munitionsdepot getroffen, das mit dem nahegelegenen Militärflughafen Nairab verbunden sei. Dort verorteten die Israelis Raketensysteme, die mit mehreren iranischen Militärflugzeugen geliefert worden seien. Die Waffen sollen demnach unter anderem für Rebellengruppen wie die Hisbollah-Miliz bestimmt sein. Die syrische Regierung weist den Verdacht – wenig überraschend – von sich.

Erdbeben-Luftbrücke
Iranische Flugzeuge sind in den vergangenen Wochen tatsächlich in gehäufter Zahl am Flughafen Aleppo anzutreffen. Dass sich in deren Frachträumen auch Waffen verbergen, ist natürlich nicht auszuschließen. In erster Linie liefern die Frachtmaschinen aktuell jedoch humanitäre Hilfsgüter, die für die Opfer des verheerenden Erdbebens bestimmt sind, das Anfang Februar den Südosten der Türkei und den Nordwesten Syriens heimsuchte. Als nächstgelegener Flughafen zum Katastrophengebiet dient Aleppo als Syriens zentrales Drehkreuz für Hilfsflüge und nimmt bei der für Syrien bestimmten Erdbeben-Luftbrücke eine Schlüsselrolle ein. Neben Frachtern aus dem Iran fliegen unter anderem auch Flugzeuge aus Russland, Algerien, Tunesien und Kirgisistan den Airport an – letztere im Auftrag der saudischen Regierung, die für ihre Lieferungen eine kirgisische Iljuschin Il-76 charterte. Auch die Flugzeuge der syrischen Fluglinien Syrian Air und Cham Wings Airlines pendeln regelmäßig zwischen Aleppo und Staaten wie Libyen oder Irak, die ebenfalls Hilfsgüter bereitstellen.

Hilfsflüge werden umgeleitet
Im Zuge der israelischen Luftangriffe mussten die Flüge der Erdbeben-Luftbrücke zeitweise auf andere syrische Flughäfen, wie etwa Damaskus, umgeleitet werden. Nach der Attacke vom 7. März konnte der Flughafen Aleppo nach drei Tagen wieder ans Netz gehen. Wie lange es dieses Mal geht, wird sich zeigen. Die syrische Regierung betonte, dass durch das israelische Vorgehen die Logistik für die Erdbebenhilfe empfindlich gestört werde. Diese sei für die betroffenen Menschen in der Region jedoch von zentraler Bedeutung.
Der internationale Flughafen Aleppo ist nach Damaskus der zweitgrößte Flughafen des Landes. Im syrischen Bürgerkrieg war er acht Jahre lang für den zivilen Luftverkehr gesperrt gewesen und öffnete erst Anfang 2020 wieder seine Pforten.