Junge Brasilianer
Embraer Business-Jet-Familie

Embraer stieg erst 2005 voll in den Markt der Business Jets ein. Nun wurde das 1000. Flugzeug der inzwischen weit gefächerten Geschäftsreiseflugzeugfamilie ausgeliefert.

Embraer Business-Jet-Familie

Die Freude war groß, als Flexjet am 19. April seine vierte Legacy 500 übernahm – gleichzeitig der 1000. von Embraer gebaute Geschäftsreisejet. Den Erfolg führt Tulio Pellegrini, Chef von Embrer Executive Jets, auf die Fähigkeit zurück, „auf unsere Kunden zu hören und sie mit innovativen Lösungen für verschiedene Anforderungen“ zu versorgen.   Das Portfolio der Brasilianer umfasst mittlerweile alle Größen

Phenom 100

Aus dem 2005 angekündigten Projekt „VLJ“ (Very Light Jet) wurde die Phenom 100, die Ende 2008 erstmals ausgeliefert wurde. Sie ist Embraers kleinster Business Jet und in der Very-Light-Klasse bis fünf Tonnen angesiedelt. Typischerweise finden in der 3,35 Meter langen Kabine vier Passagiere Platz. Ein abtrennbarer Waschraum mit Toilette ist auf Wunsch erhältlich. Wird die Toilette verstaut, kann der Platz bei Start und Landung auch als Sitz genutzt werden. Zusammen mit einem optionalen, quer montierten Einzelsitz anstelle eines Schranks ergeben sich zwei zusätzliche Sitzplätze. Damit tritt die Phenom 100 gegen Cessnas Citation M2 an, die fast auf den Zentimeter gleich lang ist, allerdings nur für vier oder optional fünf Fluggäste in der Kabine ausgelegt ist.

Diese ist mit 1,45 Metern Innenhöhe fünf Zentimeter niedriger als bei Embraer. Dafür büßt das brasilianische Muster bei der Reichweite ein: 2182 Kilometer sind knapp 700 Kilometer weniger als die Citation M2. Der Listenpreis für ein durchschnittlich nach EASA-Richtlinien ausgestattetes Flugzeug beträgt 4,8 Millionen Dollar. 2011 fand ein kleines Update statt mit neuen Sitzen, einer erhöhten Trockenmasse sowie multifunktionalen Spoilern. Die neu gegründete Flight  Training Academy von Emirates wird die Phenom 100 ab 2017 als Schulflugzeug für die Jetausbildung ihrer Nachwuchs­piloten nutzen. Die Golf-Airline hat fünf Maschinen des Typs bestellt. 

Unsere Highlights

Phenom 300

Die Phenom 300 wurde ebenfalls 2009 eingeführt und nutzt denselben Rumpfdurchmesser wie die Phenom 100. Mit 8,6 Tonnen maximaler Startmasse wiegt sie dabei fast doppelt so viel wie ihre kleinere Schwester. Standardmäßig verfügt die 300 über sechs Passagiersitze. Anstelle eines Schrankes in der Kabine ist entweder ein zusätzlicher Sitz oder ein Sofa für zwei Personen erhältlich.

Die Reichweite von 3650 Kilometern ermöglicht Direktflüge von London bis Istanbul. Wie auch die kleinere Phenom 100 ist die 300 für Single-Pilot-Betrieb zugelassen. Im Prodigy Flight Deck kommt moderne Avionik auf Basis des Garmin G1000 mit drei Bildschirmen zum Einsatz. Darüber hinaus bietet es auch Touch-Funktionen. Gemäß Liste kommt eine Phenom 300 auf einen Preis von 10,4 Millionen Dollar. 

Legacy 450/500

Im Jahr 2007 fiel der Startschuss für ein Doppelprojekt in der Midsize-Klasse: Die Legacy 450 und 500 wurden gemeinsam von Grund auf entwickelt. Gleich ist die moderne Cockpitausstattung: So waren die beiden Legacys die ersten Jets in der Midsize-Kategorie, die über eine Fly-by-Wire-Flugsteuerung mittels Sidestick verfügten. Die Avionik stammt aus der Pro-Line-Fusion-Reihe von Rockwell Collins, das auch ein Head-up-Display sowie ein optionales Enhanced-Vision-System beinhaltet. Aufgrund der symmetrischen Anordnung stehen beiden Piloten dieselben Informationen zur Verfügung, was einen problemlosen Zweimannbetrieb ermöglicht. Des Weiteren kommt erstmals ein elektronisch geregeltes Brems­system (Brake-by-Wire) zum Einsatz. Beide Modelle verfügen über einen vollständig abgetrennten Waschraum. 

Die Legacy 450 ist knapp 20 Meter lang und hat in der serienmäßigen Ausführung Platz für sieben Einzelsessel in der Kabine. Diese bietet eine Innenhöhe von 1,83 Metern. Die Reichweite beträgt typischerweise 5371 Kilometer. Zertifiziert wurde der Mid-light-Jet im Spätsommer 2015. 

Ein Jahr früher kam seine technisch eng verwandte, aber gut einen Meter längere Schwester auf den Markt. Diese ist mit 17 200 Kilogramm maximaler Startmasse etwa eine Tonne schwerer und bietet neben den aus der 450 bekannten Features eine geräumigere Kabine mit einem zusätzlichen Einzelsessel. Auf Wunsch sind zwei im Heckbereich längs montierte Sofas erhältlich. Die Reichweite ihres Pendants übertrifft die 500 um gut 400 Kilometer, was sie für Direktflüge von der Ost- zur Westküste der USA qualifiziert.

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Legacy 600/650

Bereits zur Jahrtausendwende begann Embraer mit den Arbeiten an einer Businessversion seines Regionalflugzeugs ERJ 135. Die Legacy 600 verfügt über ein Zweimanncockpit, dessen enge Verwandtschaft zu dem seines Basismodells  nicht zu leugnen ist.  Nicht nur der Preisunterschied von etwa zehn Millionen Dollar macht deutlich, dass mit der Legacy 600 der Sprung eine Klasse nach oben erfolgt.

Die Kabine bietet drei Zonen mit Platz für insgesamt 14 Passagiere. Die Clubanordnung mit Viererabteilen ermöglicht großzügige Sitzeinstellungen bis hin zu Einzelbetten. Mit einer Außenlänge von über 26 Metern spielt der Jet dabei in der Klasse einer Gulfstream G450. Deren Reichweite von gut 8000 Kilometern kann die Legacy 600 jedoch nicht erreichen. Um dieses Manko auszugleichen, begann Embraer 2008 mit der Entwicklung der Legacy 650. Diese unterscheidet sich hauptsächlich durch eine um etwa 1000 auf 7200 Kilometer erhöhte Reichweite, was die Ingenieure durch größere Tanks und eine höhere Abflugmasse erreichten. Damit ist die Legacy 650 fit für Transatlantikflüge. 

Lineage 1000E

Ebenfalls ein Abkömmling aus der Zivilsparte ist das Topmodell unter den brasilianischen Business Jets. Die Lineage 1000E wurde von der E190LR abgeleitet.  Unzählige Kabinenvariationen stehen zur Auswahl: Von Clubsesseln über Sofas und einem Schlafzimmer sind bis hin zur Dusche viele Annehmlichkeiten an Bord. Die Stehhöhe beträgt glatte zwei Meter.

So viel Luxus hat seinen Preis: Typischerweise sind für eine Lineage 55 Millionen Dollar fällig. Dafür ermöglicht ihre Reichweite von 8500 Kilometern Direktflüge zwischen Miami und London, wo sie auch am stadtnahen Flughafen London City landen darf. 

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