Asiana Airlines mit A380 in Frankfurt

Koreaner im Anflug
Asiana Airlines mit A380 in Frankfurt

Veröffentlicht am 12.06.2017

Wir freuen uns, dass die Nachfrage auf dieser Strecke in  beide Richtungen so stark ist, dass wir die Kapazitäten entsprechend erhöhen können“, sagte Seok Won Song, Asiana-Europavorstand, bei der Einweihung der neuesten A380-Route nach Deutschland. Gegenüber der sechs Jahre lang eingesetzten Boeing 747-400 – übergangsweise verkehrte hier auch die Boeing 777-200ER – steigt damit das Angebot in der First Class um 20 Prozent, in der Business Class um 50 Prozent und in der Economy Class um 37 Prozent, rechnet die Airline vor. 137 zusätzliche Sitze jeden Tag werden mit dem Umstieg auf das Flaggschiff A380 angeboten. Dank eines neuen Vertrags mit einem koreanischen Reiseveranstalter sitzen aber täglich 200 zusätzliche koreanische Touristen an Bord, die Auslastung ist in der Economy Class kein Problem. Noch steigen soll dagegen die Passagierzahl in den beiden Top-Klassen, die in Europa noch weniger bekannt sind.

„Wir rechnen fest mit einem weiter steigenden Passagierplus auf der Frankfurt-Route“, sagt Seok Won Song. Mit rund 110 000 Besuchern aus Deutschland verzeichnete Korea 2016 einen neuen Einreiserekord und eine Steigerung um zehn Prozent. Die Zwölf-Millionen-Metropole Seoul mit einem ebenso stark bevölkerten Umland rüstet sich mit spektakulären neuen Sehenswürdigkeiten, beispielsweise dem futuristischen Kunstmuseum Dongdaemun Design Plaza von Stararchitektin Zahah Hadid oder dem Anfang April eröffneten, neuen höchsten Haus des Landes, dem 555 Meter hohen Lotte World Tower mit Aussichtsetage, Sieben-Sterne-Hotel, Michelin-Sterneköchen und Luxus-Mall, für neue Besuchermassen.

Insbesondere hofft man dabei auf Gäste aus Europa. Die will auch das Star-Alliance-Mitglied Asiana mit ihrem Flaggschiff A380 aus Frankfurt befördern. Mit 495 Sitzen bestuhlen die Koreaner im Verhältnis zu der von Airbus vorgeschlagenen Standardbestuhlung ihre A380 großzügig. Im vorderen Abteil des Hauptdecks sind zwölf Suiten der ersten Klasse installiert. Hier sitzt man hinter Schiebetüren und Wänden völlig privat (Anordnung 1-2-1). Dahinter folgen 311 Sitze der Economy Class (3-4-3), die mit 87 Zentimetern Abstand überdurchschnittlich viel Raum zum Vordermann lassen. Im Oberdeck sitzen 66 Passagiere der „Smartium Business Class“, die durch ihre verschränkte Anordnung ebenfalls einer 1-2-1-Konfiguration nahe kommt. Jeder Passagier sitzt in einem sehr komfortablen Einzelbereich und kann jederzeit den Gang erreichen, auch wenn der durch feste Raumteiler abgetrennte Vorder- oder Hintermann schläft und seinen Sitz gerade zum flachen Bett verwandelt hat.

Im Heck des Oberdecks ist schließlich noch ein Abteil der Economy Class mit weiteren 106 Sitzen eingebaut. Anders als Korean Air, Südkoreas zweitem A380-Betreiber, verzichtet Asiana auf einen separaten Barbereich im hinteren Oberdeck. Dafür gibt es eine Sitzlounge im Bug,  seitlich der Treppe, wo man sich etwa zum Plaudern treffen kann. Relativ große Monitore und ein doppeltes Speiseangebot nach europäischem und koreanischem Geschmack runden die Auswahl ab. Typisch für Korea ist das Gericht Bibimba mit Reis, Fleisch und verschiedenen Gemüsesorten in einem Topf. Angeblich stammt diese Nationalspeise von einem königlichen Resteessen bei Hofe ab. Für experimentierfreudige Passagiere lohnt sich auch das Kosten des salzig abgeschmeckten, warmen Reis-Porridges als Frühstück. Wer lieber europäisch speist, erhält aber auch Croissants und Marmelade und beispielsweise Steak als Hauptmahlzeit.

Die neuesten Jets fliegen nach Frankfurt

Das moderne Bordunterhaltungssystem der A380 ermöglicht es, Gäste an Bord per „Tischtelefon“ anzurufen, allerdings nur, wenn diese die Funktion auf der Empfängerseite auch freigeben. Die auf der Frankfurt-Route eingesetzte A380 ist die jüngste, erst im Dezember 2016 ausgelieferte A380 der Koreaner, ausgestattet mit LED-Stimmungsbeleuchtung und Außenkameras. Der Service an Bord ist asiatisch geschliffen und insgesamt etwas westlicher geprägt als bei traditionelleren asiatischen Airlines.

Vor dem Abflug und nach der Landung werden die Flugbegleiter an allen Türen einzeln per Lautsprecher abgefragt, ob die Notrutschen scharf gestellt beziehungsweise wieder gesichert sind. Sicherheit ist bei Asiana ein Vorrangthema, spätestens seitdem die Airline 2013 mit einer spektakulären Bruchlandung in San Francisco Schlagzeilen machte. Damals flog eine Boeing 777-200ER viel zu langsam an und schlug schließlich hart auf. Drei Insassen kamen ums Leben. Der Copilot am Steuer erklärte anschließend, er habe nicht gewagt, ein Durchstarten eigenmächtig einzuleiten, ohne dafür einen Befehl seines Kapitäns erhalten zu haben. Asiana hat sich danach mit Flugtrainer, Prüfer und Jumbo-Kapitän Aric Oh von Singapore Airlines einen externen Experten als Trainings- und Prüfungsvorstand geholt, der das komplette Pilotentraining umgestellt hat. Heute werden die Piloten zur Teamarbeit angeleitet, viel stärker überwacht und ständig an internationalen Maßstäben gemessen. Das frühere, klassisch hierarchische Rollenverständnis soll durch gleichberechtigte Akteure im Cockpit ersetzt werden. 1500 Mindestflugstunden, ein hoher Grenzwert wie in den USA, muss ein junger Copilot zum Linieneintritt vorweisen. Frühere Militärpiloten und zivile Kollegen werden nun ohne internen Vorrang gleich behandelt.

Für das Pilotentraining hat Asiana auch in ihre Infrastruktur investiert: Im Verwaltungshauptquartier, im Südwesten von Seouls Stadtflughafen Gimpo, stehen im 8000 Quadratmeter großen Flight Crew Training Center Simulatoren für die Muster Boeing 747-400, Boeing 777, Boeing 767, Airbus A330, Airbus A320 und, seit Februar 2017, Airbus A350. A380-Piloten werden, angesichts einer Teilflotte von nur sechs Flugzeugen, direkt bei Airbus in Toulouse geschult. Schon üben hier auch die A350-Piloten von Asiana im Simulator den Anflug auf Frankfurt und lärmarme Abflüge mitsamt der hessischen Spezialität „Südumfliegung“. Denn die A350 ist bei Asiana vor allem für US- und Europa-Strecken vorgesehen.

Noch im Frühjahr wird Asiana ihre erste A350 aus Toulouse erhalten. Diese Zweistrahler bieten keine typische Erste Klasse, sondern die neue Premium Economy Class. Bis 2022 sollen weitere 21 Jets dieses Musters folgen. In 21 Schulungsräumen, darunter Computer-Lehrkabinette und Schulungscockpits für diverse Muster, können insgesamt 416 Piloten unterwiesen werden. „Wir machen keinerlei Kompromisse bei der Sicherheit“, ist der Leitsatz des neuen Asiana-Präsidenten und Vorstandschefs Soo-Cheon Kim, der zuvor die Tochtergesellschaft Busan Airlines erfolgreich aufgebaut hat.

Im Gebäude nebenan befindet sich ein Flugzeugrumpf für die Schulung von Notevakuierungen. Hier lernen die Flugbegleiter ihr Handwerk, um schnellstmöglich Türen zu öffnen und Notrutschen auszulösen. Originaltüren aller Flugzeugmuster, darunter der A380 und A350, stehen für das Training bereit.
Es gibt auch Schminkräume, ein „Ballettsaal“, in dem elegantes Schreiten geübt wird, und Lehrräume für die Bordverpflegung und die Passagierausstattung in den unterschiedlichen Klassen. Selbst ein Raum für Weinproben ist vorhanden. In Asien ist Wein weitaus weniger verbreitet als etwa in Europa, und die koreanischen Flugbegleiter sollen in der Lage sein, entsprechende Empfehlungen zu geben. Auf den Frankfurt-Flügen ist unter anderem ein trockener Riesling im Angebot.

Im Erdgeschoss ist das Firmen­museum untergebracht. Asiana Airlines wurde 1988 vom Mischkonzern Kumho Asiana Group gegründet und nahm unter dem Namen Seoul Air International den Betrieb zunächst mit Inlandsflügen von Seoul nach Busan auf. Seit 2006 fliegt Asiana in der heutigen Lackierung, die sich an traditionellen koreanischen Symbolfarben orientiert und diese mit dem roten Flügelsymbol der Kumho Group kombiniert. Seit März hat sich der chinesische Branchenriese HNA Group mit umgerechnet 150 Millionen Dollar an den Koreanern beteiligt.

Daten: Asiana Airlines

Asiana Airlines

Flotte:
Boeing 747-400: 2
Boeing 747-400 Combi: 2
Boeing 747-400F (Frachter): 4
Boeing 747-400SF (Umbaufrachter): 6
Boeing 777-200ER: 11
Airbus A320-200: 7
Airbus A321-100: 2
Airbus A321-200: 20
Airbus A330-300: 15
Airbus A380-800: 6

Passagierflugzeuge: 72
Frachter: 11
Gesamt: 83
Bestellungen: Airbus A350: 22; Airbus A321neo: 25

Töchter: Air Busan, Air Seoul
Ziele:
Inland: 10 Destinationen, 11 Routen
International: 65 Ziele in 23 Staaten
auf 79 Routen
Fracht: 27 Ziele in 12 Staaten auf 25 Routen
Drehkreuze: Seoul-Incheon, Seoul-Gimpo
Mitarbeiter: 10 000
Wartung: Asiana, Seoul-Incheon, Lufthansa Technik, Frankfurt
Catering: LSG SkyChefs

Deutsche Website:
http://eu.flyasiana.com/C/de/main.do

FLUG REVUE Ausgabe 06/2017