Boeing hat den letzten Jumbo Jet ausgeliefert.

Legende mit Buckel
Boeing liefert den letzten Jumbo Jet aus

Zuletzt aktualisiert am 01.02.2023
John-Dietrich-on-stage
Foto: Boeing

Der letzte Jumbo Jet mit der Werknummer 1574 wurde am Dienstag in Everett noch einmal vor die gigantische 747-Endmontagehalle gerollt, wo tausende Boeing-Ehrengäste und -Mitarbeiter dem feierlichen Abschied von der 747 beiwohnten.

"Dieser herausragende Tag ist ein Verdienst jener Boeing-Mitarbeiter, die die 747 konstruiert und gebaut haben", sagte Stan Deal, Vorstandschef der Boeing-Verkehrsflugzeugsparte bei der Festveranstaltung. "Es passt, dass wir die letzte an den größten Jumbo-Betreiber Altas Air liefern, als Antreiber für die Innovation im Luftfrachtsektor."

Atlas Air betreibt 56 Jumbos

John Dietrich, Vorstandschef und Präsident des Kunden Atlas Air (Foto), entgegnete: "Es ist uns eine Ehre, diese Flugzeugikone für unsere Kunden um die ganze Welt einzusetzen. Atlas Air wurde vor über 30 Jahren mit einer einzelnen 747-200 gegründet, einem Umbaufrachter. Heute haben wir fast jede Version eingesetzt, darunter den Large Cargo Freighter, den Spezialtransporter für 787-Sektionen und -Flügel. Wir danken Boeing für die Zuverlässigkeit, Qualität, den Innovationsgeist und den Umweltschutzgedanken, damit unser Erfolg mit der 747 noch Jahrzehnte lang im Flugbetrieb anhält."

Boeing hatte die 747 noch 2005 mit der Version 747-8 aufwändig modernisiert. Doch trotz gestreckter Rumpflänge, neuester GEnx-Triebwerke und eines neu profilierten Flügels konnte sich der riesige Vierstrahler zuletzt nur noch als Frachter behaupten. Moderne Zweistrahler, wie die 787 und 777X machten dem Jumbo auch Boeing-intern immer heftigere Konkurrenz.

Jumbo rückt die Welt zusammen

"Die 747 hat die Welt vor allem bedeutend schmaler gemacht", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in Anspielung auf die Kapazität des Langstreckenjets, der neuen Passagierschichten das kostengünstigere Fliegen ermöglichte. Sein Unternehmen betreibt, neben der bewährten 747-400, auch 19 Flugzeuge der neuesten Jumbo Version 747-8 als Passagierflugzeuge, hat aber auch schon deren zweistrahligen Nachfolger 777-9 bestellt. Weltweit fliegen nur noch 44 Jumbos im Passagierdienst, immerhin 130 waren es noch kurz vor der Corona-Pandemie.

737 wird weitaus mehr als ein Lückenfüller

Für den Werksstandort Everett kündigte Boeing unterdessen den Einbau einer neuen 737-MAX-Endmontagelinie, zusätzlich zum bisher alleinigen 737-Werk in Renton, an. Damit könnte Boeing versuchen, die 737 MAX sehr schnell in größerer Stückzahl lieferbar zu machen und Airbus Verkäufe wegzunehmen, wo man bei der sehr erfolgreichen A320neo-Familie für sieben volle Produktionsjahre ausverkauft ist.

Für die Boeing-Belegschaft in Everett sichert ein Großserienprogramm wie die 737 mittelfristig die Beschäftigung, bis Boeing eine neue, mittelgroße Flugzeugfamilie entwickelt hat, für die derzeit gemeinsam mit der NASA als Vorläufer und Demonstrator ein abgestrebter Hochdecker entwickelt wird, der sogenannte "Truss braced Wing". Umgekehrt kann Boeing hoch qualifizierte Spezialisten halten, die sich heute immer schwerer finden und ausbilden lassen. Mit dem Ende der 747 werden keine Mitarbeiter entlassen.

Am Mittwoch startet die letzte 747 zu Atlas Air. Sie ist bei der FAA als N863GT registriert.