Die Euphorie war damals groß: Als erste Fluglinie Europas holte Air France am 30. Oktober 2009 in Hamburg-Finkenwerder ihren ersten Airbus A380 ab. Zehn der europäischen Superjumbos hatten die Franzosen geordert, ihr letztes Exemplar übernahmen sie im Juni 2014. "Start frei für ein einzigartiges Reisegefühl", warb Air France im Internet fortan für ihr doppelstöckiges Flaggschiff – und die Passagiere liebten die A380 ebenso innig wie Piloten und Flugbegleiter, die auf dem Vierstrahler ihren Dienst verrichteten.

Nur ein Jahrzehnt im Dienst
Etwas mehr als zehn Jahre später ist von dem feurigen Hype um das "innovative Flugzeug", als das es die Marketing-Abteilung der Air France gepriesen hatte, nichts weiter übrig als kalte Asche. Beliebt beim fliegenden Personal ist die A380 noch immer, auch bei den Fluggästen – aber den Zahlenmenschen im Air France-Controlling war der Jet schon seit längerer Zeit ein Dorn im Auge. Die A380 sei zu teuer, zu groß und "einfach überholt", erklärte Air France-Chefin Anne Rigail bereits Ende 2019 – und rechtfertigte damit den Plan ihrer Airline, das Riesenflugzeug möglichst schnell wieder loszuwerden. 2022 sollte es soweit sein. Wenig überraschend daher, dass das ohnehin frühe Ende im Zuge der Corona-Krise noch einmal deutlich nach vorne rückte: Mitte Mai gab Air France bekannt, dass die verbleibenden neun A380, die in Paris, Teruel und Tarbes langzeitgeparkt wurden, nicht mehr in den Dienst zurückkehren.

Ein letzter Flug zum Abschied
Ganz so sang- und klanglos wollte man sich in Frankreich aber dann doch nicht vom einstigen Prestigeobjekt trennen. Deshalb arrangierte Air France für den 26. Juni einen finalen Abschiedsflug und mottete zu diesem Zweck die A380 mit der Kennung F-HPJH noch einmal aus. Unter der passenden Flugnummer AF380 stieg das erst acht Jahre alte Flugzeug um kurz vor 16 Uhr auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle ein letztes Mal für Air France in die Luft – an Bord ein ausgewählter Kreis an Mitarbeitern der Airline, 200 an der Zahl, darunter auch Anne Rigail und Konzernchef Ben Smith. Zwei Stunden und 22 Minuten kurvte die F-HPJH über Frankreich, bevor mit der Rückkehr nach Paris um 18.18 Uhr die Ära der A380 bei Air France endgültig ihren offiziellen Schlusspunkt fand. Es ist das Ende einer Ära, die nie eine wurde. Sie dauerte nur zehneinhalb Jahre.