Bis zuletzt hatten sie gehofft – und gekämpft: Mit einem Video waren die Pilotenschüler der Lufthansa-Flugschule in Bremen vergangene Woche an die Öffentlichkeit getreten, um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen. Für viele von ihnen zerschellt der große Traum, Pilot bei der Lufthansa zu werden, nun aber trotzdem an der harten Mauer der neuen Realität. Der Kranich-Konzern lässt den Schulungsbetrieb an der European Flight Academy (EFA) in Bremen auslaufen. Rund 500 Schüler müssen ihre Ausbildung abbrechen.
"Beruflich neu orientieren"
"Die Corona-Pandemie hat die Berufsaussichten für angehende Piloten grundlegend verändert", macht Katharina Wambach, Sprecherin der Lufthansa Aviation Training GmbH (LAT), klar. "Wir haben unseren EFA-Flugschülern die Situation in aller Deutlichkeit erklärt und ihnen dazu geraten, sich beruflich neu zu orientieren." Dabei, so Wambach weiter, werde die Lufthansa die Flugschüler unterstützen. So sollen die Betroffenen ihre Schulungsverträge vorzeitig und kostenfrei beenden können. Auf diese Weise entfielen auch spätere Rückzahlungsverpflichtungen im Rahmen des Stundungsmodells.
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Anfänger müssen gehen
Vor allem Flugschüler, die noch am Anfang ihrer Pilotenausbildung stehen, schauen bei der EFA in die Röhre: "Flugschüler aus der Single-Engine- oder Theoriephase werden nicht mehr an unseren Flugschulen ausgebildet", heißt es dazu seitens LAT. Das betrifft rund 500 Cockpit-Anwärter. "Sollten die betreffenden Flugschüler dennoch darauf bestehen, kommen wir unserer vertraglichen Verpflichtung nach und werden die Ausbildung an eine externe Flugschule vergeben", betont LAT-Sprecherin Wambach. Welche anderen Flugschulen hierfür in Frage kommen, werde derzeit erörtert. "Wir setzen alles daran, individuell passende Lösungen für die betroffenen Flugschüler zu finden", so Wambach.
Keine Perspektive auf Lufthansa-Cockpit
Fortgeschrittene Schüler können ihre Ausbildung dagegen bei Lufthansa beenden. Ihr Training soll voraussichtlich im Januar 2021 wieder anlaufen. Große Hoffnung für einen anschließenden Platz im Lufthansa-Cockpit macht Lufthansa Aviation Training den Studenten jedoch nicht: "Die Perspektiven, einen Beruf im Cockpit einer Lufthansa Group-Airline auszuüben, besteht auf absehbare Zeit nicht." Eine Entscheidung, wie es generell an den Flugschulstandorten der EFA weitergeht, gibt es derweil noch nicht. Laut Katharina Wambach ist es durchaus geplant, weiter Flugschulen unter der Marke der European Flight Academy zu führen. "Allerdings in restrukturierter Form, denn das bestehende Setup passt nicht mehr zur aktuellen Marktlage. Sie hat sich im Zuge der Pandemie drastisch verändert."