Trotz Top-Gewinn: Lufthansa unter Druck

Lufthansa-Konzern 2023
Trotz Top-Gewinn: Lufthansa unter Druck

Veröffentlicht am 21.04.2024

Der Konzern habe das drittbeste Ergebnis seiner Geschichte eingeflogen, den Umsatz um 15 Prozent auf 35,4 Mrd. Euro gesteigert, 123 Millionen Passagiere befördert (plus 20 Prozent) und einen operativen Gewinn von 2,7 Mrd. Euro erreicht. Die Gewinnmarge liege wieder bei 7,6 Prozent, also kurz vor dem eigenen Zielwert von 8 Prozent, lobte LH-Chef Carsten Spohr bei der Konzern-Jahrespressekonferenz in Frankfurt am 7. März.

Airbus A380 der Lufthasa
Lufthansa

Es geht voran

Im Sommer hebe mit Lufthansa City eine neue Marke für Zubringerflüge in die LH-Drehkreuze Frankfurt und München ab, und auch bei den kartellrechtlichen Verhandlungen mit der EU über die ITA-Übernahme "kommen wir voran."Es gehe in die richtige Richtung, machte der LH-Chef Mut. Allerdings soll Lufthansa der EU zwischenzeitlich sogar mit dem Abbruch der Übernahme gedroht haben, falls sie im Gegenzug eigene Flüge in München oder Frankfurt abgeben müsse. Spohr kündigt bereits an, Lufthansa erwäge noch weitere Zukäufe. Airlines würden nicht nur "übernommen", sondern dürften "eine eigene Rolle spielen", warb der Vorstandschef. So habe LH an TAP "klares Interesse". Lufthansa wolle ein "Multi-Airline, Multi-Hub und Multi-Marken-Konzern mit Premium-Haltung" werden, sagte Spohr. Doch die gute Stimmung wird auch von Problemen getrübt: So wurden Hunderttausende Konzern-Fluggäste Opfer von Streiks der Mitarbeiter: Mal waren es Discover-Piloten, mal die Cityline-Kabinenbesatzungen oder auch das LH-Bodenpersonal. Seit Mitte 2022 habe man alle Gehälter um "mindestens" zehn Prozent erhöht, entgegnete Carsten Spohr. "Gute Arbeit muss ordentlich bezahlt werden." Der Konzern habe 2023 rund 13 000 neue Mitarbeiter eingestellt, für 2024 sei nochmals die gleiche Zahl geplant. Insgesamt hatte der Konzern Ende 2023 genau 96 677 Mitarbeiter. Pro offener Stelle erhalte LH jeweils 25 Bewerbungen, und die Fluktuation der Mitarbeiter liege im einstelligen Prozentbereich. Allerdings musste man "wegen Personalmangels" Flüge zwischen Frankfurt und San Francisco Mitte März eine Woche lang aussetzen.

Lufthansa

Wechsel im Vorstand

Unterdessen schrumpft der Konzernvorstand: Christina Foerster (Markenführung und Nachhaltigkeit), Harry Hohmeister (Globale Märkte und Netzmanagement), Detlef Kayser (Flotte und Technologie) und Remco Steenbergen, (Finanzen) scheiden aus. Steenbergen wechselt auf einen externen Spitzenjob in der Pharmabranche, Hohmeister und Kayser erreichen die Altersgrenze. Zum Wechsel beim Führungspersonal sagte Karl-Ludwig Kley, Vorsitzender des LH-Aufsichtsrats: "Die Herausforderungen für unsere Branche und unser Unternehmen sind andere als in den vergangenen Jahren, sie bleiben jedoch gewaltig. Wir wollen sie mit neuem Schwung und einem veränderten Team angehen, das noch stärker internationale Erfahrung und vielfältige Perspektiven vereint. Die Interaktion mit unseren Kunden, Investoren, Partnern, aber auch die Zusammenarbeit innerhalb der Lufthansa Gruppe verlangen mehr denn je ein ausgeprägtes Teamverständnis. Auch das versprechen wir uns von unserem neuen Vorstandsteam."

Lufthansa stellte am 14. Oktober 2022 seine neue Langstreckenkabinenaustattun "Allegris" vor.
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"Nachholbedarf" bei den Passagieren

Neu hinzu kommen jetzt Grazia Vittadini, aktuell Sonderberaterin von Rolls-Royce, zuvor lange bei Airbus, als Chief Technology Officer, ausdrücklich auch für die Lufthansa-IT, und Dieter Vranckx, aktuell Chief Executive Officer von Swiss International Air Lines, als Vorstand "Globale Märkte und Kommerzielle Steuerung Hubs". Personal- und Infrastrukturvorstand Michael Niggemann übernimmt zusätzlich kommissarisch das Finanzressort. Derweil bekennt Carsten Spohr, jetzt gebe es vor allem bei den Passagieren "Nachholbedarf". Noch im Frühjahr sollen die ersten Langstreckenflugzeuge mit den neuen "Allegris"-Kabinen starten, die sich LH als Teil ihrer laufenden Flottenerneuerung insgesamt 4,5 Mrd. Euro kosten lassen will.