Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr gab die Erneuerung der A380-Kabinen am Donnerstag-Abend bei einem Presseevent im Frankfurter Lufthansa Aviation Center bekannt. Die acht A380 erhielten eine neue Business Class und würden noch länger fliegen, als Lufthansa ursprünglich geplant habe, kündigte der Vorstandschef an.
Fertige 777-9 warten in Everett
Mit ihren unerwartet reaktivierten acht Airbus A380 gleicht Lufthansa fehlende Langstreckensitze aus, die durch die verspätete Zulassung und Auslieferung der bestellten Boeing 777-9 im Angebot entstanden sind. Spohr sagte, teilweise stünden fertige Lufthansa-Flugzeuge bereits drei Jahre bei Boeing in Everett auf dem Vorfeld und könnten nicht ausgeliefert werden.
Problem: Zulieferer
Das Thema "Supply Chain", also Zulieferer, sei aber mittlerweile ein übergeordnetes Problem, das alle Hersteller betreffe. "Das Thema ist noch lange nicht vorbei. Das wird länger dauern", sagte Spohr. Die Probleme träten "in mehreren Schichten" auf und seien teilweise schwer lösbar. So warte Lufthansa noch immer auf die Zulassung ihrer neuen A350-Sitze und müsse die Hälfte ihrer A320neo und A321neo wegen Problemen mit den Getriebefan-Triebwerken (aber nicht deren Getrieben selbst) im Jahr 2024 für aufwändige Reparaturen und Checks am Boden lassen, die pro Flugzeug 300 Arbeitstage dauerten.
Nachfrage bleibt stark
Am Markt beobachte man dagegen eine weiterhin starke Nachfrage, die auf ein noch nicht ganz auf Vor-Corona-Niveau liegendes Angebot treffe. Wegen knapper Kapazitäten seien die Flugpreise noch immer etwas höher und die Auslastung steige. Wegen der hohen Nachfrage von Privatreisenden würden jedoch früher saisonale Ferienziele teilweise bis November bedient. Der Geschäftsreiseverkehr erhole sich durch die Wiedereröffnung des chinesischen Marktes. Auch von jungen Passagieren registriere man eine überproportional hohe Nachfrage: 30 Prozent der LH-Passagiere seien unter 30 Jahre alt.
Lufthansa hoffe für 2024 auf die EU-Genehmigung ihres ITA-Einstiegs. Hierfür sei die Unterstützung aus Italien selbst ungewöhnlich gewachsen.
Neues Wachstum in der Rüstung
Neu bei Lufthansa sei ein wachsendes Engagement im Rüstungsbereich. So bilde man mit Rheinmetall ein Konsortium, um die künftigen F-35 Lightning II der Luftwaffe zu warten. Auch der Transporthubschrauber CH-47 werde künftig unter Beteiligung von Lufthansa gewartet. Die Unterstützung der neuen Aufgaben der Bundeswehr durch Lufthansa sei eine "bewusste Entscheidung" gewesen, nicht nur ein lohnendes Geschäftsfeld, sagte Spohr. Man müsse global sicher agieren können, um Menschen als Airline verbinden zu können. Er sei vor 20 Jahren als Lufthansa-Langstreckenpilot in einer weitgehend offenen Welt geflogen. Heute seien große Teile des weltweiten Luftraums nicht mehr offen.
Belegschaft wächst
Im Zeitraum 2022/2023 habe Lufthansa 20.000 neue Mitarbeiter eingestellt. Monatlich kämen 1200 hinzu. Manche Abteilungen bestünden zu einem Viertel aus neuen Mitarbeitern. Jetzt komme es darauf an, neben Effizienz, die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen. "Pünktlichkeit geht vor Effizienz" sagte Spohr wörtlich. Man brauche wieder Begeisterung für das Thema Fliegen ("Excitement") bei den neuen Mitarbeitern, in der Politik und im Luftverkehr insgesamt. Lufthansa wolle nun bei den Themen Produkt und Management besser werden, "auch bei uns im Vorstand", gelobte der CEO.
Zu wenig synthetischer Treibstoff
Zum Thema Nachhaltigkeit sagte Spohr, seine Airline nutze bereits zu 0,2 Prozent synthetisches Kerosin (SAF), doppelt so viel, wie der weltweite Durchschnittsanteil. SAF sei aber nicht in den insgesamt benötigten Mengen verfügbar und werde es auch nicht. Lufthansa benötige pro Stunde 1000 Tonnen Treibstoff. Die Verfügbarkeit der SAF-Mengen werde nicht aufgehen. Die Politik müsse sich dieser Lage bewusst werden.