Die Vertreter des Flughafenverbands ADV sind sauer. "Über 295.000 Passagiere werden zum Spielball der Verdi-Streiktaktik", kritisiert Deutschlands ältester ziviler Luftfahrtverband den für Freitag geplanten Streik der Gewerkschaft mit deutlichen Worten. Die an den Flughäfen Frankfurt, München, Hamburg, Hannover, Bremen, Dortmund und Stuttgart verordnete Arbeitsniederlegung der Airport-Beschäftigten werde zu gut 2.340 Flugausfällen führen. Deutschlands Flag Carrier Lufthansa muss nach eigenen Angaben allein in Frankfurt und München am Freitag rund 1.200 Flüge streichen. Angesichts dieser Dimension spricht der ADV von einer "beispiellosen Eskalation wenige Tage vor der zweiten Verhandlungsrunde" mit den Verdi-Vertretern. Die Flughäfen würden dadurch erneut als öffentlichkeitswirksame Schaubühne missbraucht. ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel hält die Entscheidung der Verdi-Verantwortlichen – wenig überraschend – für "völlig unangemessen": Arbeitskampfmaßnahmen, die darauf abzielten, gleich sieben Flughäfen ganztägig lahmzulegen, "gehen weit über das Maß eines Warnstreiks hinaus", so Beisel.
Verdi fordert mehr Geld
Die Gewerkschaft Verdi hält dagegen – und sieht in dem gemeinsamen Streik von Bodenverkehrsdiensten, Luftsicherheit und öffentlichem Dienst ein Gebot der Notwendigkeit: "Katastrophaler Arbeitskräftemangel war die Ursache für das Chaos an den Flughäfen im vergangenen Sommer. Nur gute Arbeitsbedingungen können dieses Problem lösen", schreibt Verdi in einer Mitteilung. "Deswegen braucht es attraktive Vergütungen bei den Bodenverkehrsdiensten, sonst wiederholen sich in Stoßzeiten die langen Schlangen und damit verbundenen Wartezeiten bei der Abfertigung absehbar immer wieder." In den bundesweiten Tarifverhandlungen gehe es um die Erhöhung von Zeitzuschlägen für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit sowie um bessere Bedingungen für Überstunden. Zu den Beschäftigten, die direkt oder indirekt von den Verhandlungen für den öffentlichen Dienst betroffen sind, gehören zum Beispiel die Flughafenfeuerwehren oder kommunale Bodenverkehrsdienstleister. Ver.di fordert für die rund 2,3 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro.
(Fast) nichts geht mehr
Bei bisherigen Gesprächen zwischen beiden Parteien kam es zu keiner Einigung. Deshalb folgt jetzt seitens Verdi der sprichwörtliche Tritt vors Schienbein – und der fällt dieses Mal heftig aus. Die Flughäfen Frankfurt, München, Stuttgart und Hamburg kündigten an, nach der Streikankündigung am Freitag den regulären Passagierbetrieb einzustellen. Lediglich Sonderflüge und militärischer Verkehr sind davon ausgenommen – so etwa die für heute erwarteten Ankünfte von Politikern und Militärs anlässlich der beginnenden Sicherheitskonferenz in München. Hamburg macht sogar ganz die Schotten dicht: Die Betriebspause gelte "auch für Ausweichflüge und medizinische Flüge", so der Flughafen in einer Pressemitteilung. Die Flughäfen bitten betroffene Passagiere, von einer Anreise zu den Airports abzusehen. Ab Samstag soll der Flugverkehr bundesweit wieder regulär weiterlaufen.