Die Flugzeuge der NASA
Schon die Vorläuferorganisation NACA (National Advisory Committee for Aeronautics) richtete im September 1946 auf dem Muroc Army Airfield in der Mojave Wüste von Kalifornien eine Teststation ein, um dort in Zusammenarbeit mit den führenden Luftfahrtkonzernen der USA Testflüge mit Überschallgeschwindigkeit durchzuführen.
Folgerichtig änderte sich die Bezeichnung wenig später in High-Speed Flight Research Center, und als am 29. Juli 1958 die NASA gegründet wurde, erhielt die Station wenig später den Titel NASA Flight Research Center. Inzwischen trägt dieses den Namen des langjährigen NACA-Direktors High L. Dryden und das ehemalige Army Airfield den des früheren Testpiloten Glen Edwards.
Weiße Flugzeuge mit dem „Fleischklops“ am Leitwerk

Auch die Air Force betreibt hier am Rogers-Salzsee neben ihrer Testpilotenschule ein Flugtestzentrum, und bei vielen Projekten gehen beide Institutionen eine enge Kooperation ein. Während aber in den Anfangsjahren des Testbetriebs ausschließlich Flugzeuge der Hersteller mit Air-Force- oder Navy-Kennzeichen den Himmel über der Wüste dominierten, hat sich das Bild inzwischen gewandelt: Unübersehbar sind inzwischen die weiß lackierten Maschinen verschiedenster Typen mit dem „Fleischklops“ am Leitwerk, wie der Spitzname für das blaue NASA-Symbol lautet.
Von klein bis riesig, vom zweisitzigen Kolbenmotorflugzeug bis zum Überschalljet reicht dabei die Bandbreite der eingesetzten Flugzeuge, die derzeit den verschiedensten Tests dienen. Andere, welche in Jahrzehnten Forschungsgeschichte geschrieben haben und mittlerweile ausgemustert worden sind, begrüßen den Besucher schon am Eingang der Basis in einer beeindruckenden Flightline oder aber im zentrumseigenen Museum.
Flugzeuge der NASA

In den klimatisierten Hallen indessen stehen die berühmten Maschinen der heutigen Flotte, welche die Herzen aller Luftfahrtfans höher schlagen lassen, und werden gewartet oder aber auf neue Aufgaben vorbereitet. Da sieht man beispielsweise mehrere Boeing F/A-18 Hornet in verschiedenen Ausrüstungsstadien, wie jene, die im Rahmen des Programms AARD (Autonomous Airborne Refueling Demonstration) dynamische Flugtestdaten als Tankflugzeug erflog. Das Projekt dient der Entwicklung eines unbemannten Tankers, der einmal Kampfdrohnen in der Luft betanken soll.
Eine andere testet elastische Flügel wie in der Anfangszeit der Fliegerei, als es noch keine Klappen gab und Lageänderungen an Flugmaschinen vorwiegend mittels der sogenannten „Verwindung“ erfolgten. Heute heißt das Programm Active Aeroelastic Wing und soll die Manövrierfähigkeit von Kampfflugzeugen im Überschallflug verbessern. Eine dritte – bei all diesen Flugzeugen handelt es sich um Prototypen oder Vorserienflugzeuge – hat den Namenszusatz AA wie Airborne Astronomy, und wird vorrangig für astronomische Beobachtungen eingesetzt.
Wieder eine andere F/A-18 dient als Begleitflugzeug mit umfangreicher Videoausrüstung. So können Missionen der eigentlichen Testflugzeuge umfangreich dokumentiert werden.
Mit mehreren Exemplaren sind auch F-15 Eagle in der Forschungsflotte vertreten. So flog eine im Rahmen des Projekts Space-Based Range Demonstration and Certification und testete dabei neue Technologien, vor allem neu entwickelte Antennen, für die schnelle Datenübertragung von Raumflugkörpern zur Erde.
Manche dieser Programme finden keinen offiziellen Abschluss, sondern werden nach einiger Zeit wieder aufgenommen, wenn sich inzwischen neue Bedingungen für den Einsatz ergeben haben oder neue Technologien oder Materialien entwickelt worden sind. Zu guter Letzt dienen auch die F-15 des Flugtestzentrums oft als Begleitflugzeuge zur Beobachtung anderer Missionen.
Das größte Flugzeug der NASA






Das größte eigene Flugzeug der NASA-Flotte ist das Trägerflugzeug Boeing B-52, doch fliegt es „nur“ als Mutterschiff für Testflugkörper. Gleich danach kommt das deutsch-amerikanische Forschungsflugzeug Boeing 747 SOFIA, aber auch dieses dient nicht der Luftfahrtforschung. Insofern gilt das Attribut „das größte“ wohl für die Douglas DC-8, die regelmäßig als fliegendes Labor für die Atmosphärenforschung unterwegs ist, aber auch schon als Relaisstation bei Satellitenstarts oder – wie erst jüngst – bei der Erprobung alternativer Treibstoffe eingesetzt wurde. Diese Maschine ist einfach unverwüstlich und vielseitig einsetzbar.
Ein anderer Riesenvogel wird währenddessen von der Luftwaffe ausgeliehen, eine Boeing C-17, bei der neue Sensoren getestet werden. Diese sollen innerhalb des Programms IVHM (Integrated Vehicle Health Management) der Besatzung frühzeitig Probleme mit den Triebwerken melden.
NASA-Forschungsflotte

Wie sehr sich die NASA-Forschungsflotte im Laufe der Jahre verändert hat, zeigt auch der wachsende Anteil unbemannter Flugzeuge beziehungsweise Testflugkörper. Da wäre die Altair von General Atomics zu erwähnen, mit der neue Verfahren für die Fernsteuerung solcher UAVs getestet werden, die aber auch aufgrund ihrer langen Flugdauer in großen Höhen gern für die Umweltforschung genutzt wird. Ähnlich eingesetzt wird eine Global Hawk. Zu dieser Kategorie zählt auch das kleinste der NASA-Flugzeuge mit der Bezeichnung Power Beaming, knapp 300 Gramm schwer und mit einem Sechs-Watt-Elektromotor ausgestattet. Seine Antriebsenergie erhält es über einen gerichteten Laserstrahl; entwickelt wurde es gemeinsam mit Spezialisten der University of Alabama in Huntsville.
Die X-48B von Boeing, ein Blended Wing Body zur Erforschung der Flugeigenschaften solcher Nurflügler, die einmal die Verkehrsluftfahrt revolutionieren könnten, trägt den „Fleischklops“ ebenso am Heck wie die Proteus von Burt Rutan. Dieses futuristisch aussehende Fluggerät dient vor allem als hoch fliegende Relaisplattform, aber auch zur Sammlung von Atmosphärenproben in großen Höhen. Zu guter Letzt seien noch Begleit- und Trainingsflugzeuge erwähnt, die ebenfalls zur Flotte gehören, wie eine Beechcraft T-34, mehrere Northrop T-38 oder ein Learjet. Für einige der Flugzeuge gilt: Alt ist noch lange nicht unmodern!
Wie es scheint, verabschieden sich die Flugzeughersteller und damit auch die Testingenieure der NASA langsam von althergebrachten Sicht- und Bauweisen. War es noch vor wenigen Jahren undenkbar, dass unbemannte Flugzeuge sowohl für Wissenschafts- als auch für Kampfaufträge um die halbe Welt fliegen, während ihre „Piloten“ in Bodenstationen sitzen und das Gerät mit Sidestick und TV-Kamera steuern, so überrascht das heute niemanden mehr. Entsprechend wandeln sich auch die Erprobungsaufträge. Schon längst gibt es bei der Forschungsflotte fast genauso viele IT-Spezialisten wie Piloten. Quo vadis?
FLUG REVUE Ausgabe 07/2011




