Trotz Fortschritten in der Flugerprobung und der Ankündigung vielversprechender Ergebnisse bei Verbrauch und Lärmwerten bleiben die Verkaufserfolge der CSeries immer noch hinter den Erwartungen zurück. Daran hat bis dato auch der umfassende Umbau in der Führungsstruktur von Bombardier nichts geändert. Die finanzielle Situation des Unternehmens wird kritischer, und so trat der Konzern auch an die Airbus-Gruppe heran. Die Europäer konnten jedoch nicht zu einem Einstieg in das von Verspätungen geplagte CSeries-Programm bewegt werden.
Anfang Oktober gaben die beiden Unternehmen ohne Angaben von Gründen bekannt, dass die Gespräche über „potenzielle Geschäftsmöglichkeiten“ beendet wurden. Bombardier will aber weiterhin „Initiativen wie die eventuelle Beteiligung bei einer Konsolidierung der Industrie verfolgen“. Genaueres ließ man nicht verlauten. Ein Hoffnungsschimmer könnte eine mögliche Bestellung seitens Air Canada sein. In diesem Jahr konnte die neue Verkaufsabteilung noch keinen einzigen Erfolg präsentieren.

Abgesehen von den finanziellen Problemen, scheint die CSeries auf technischem Gebiet Fortschritte zu machen. Zur ERA-Jahrestagung in Berlin ließ der Hersteller verlauten, dass sich die Zulassungskampagne der CS100 in der Endphase befinde. Rund 90 Prozent der Arbeiten seien abgeschlossen. Im September konnten die Kanadier die Lärmmessungen beenden und bewarben die CSeries aufgrund der Ergebnisse als leisestes Flugzeug seiner Klasse. Als bisher einziges Muster im Regionalflugzeugsegment fliegt sie mit den Getriebefan-Triebwerken von Pratt & Whitney, die aufgrund der niedrigeren Drehzahl des Fans deutlich leiser als die bisherigen Antriebe sind. Dies wird sich aber mit der Indienststellung des Mitsubishi MRJ und der E2-Generation der E-Jets von Embraer ändern. Beim Verbrauch liegt die CSeries gemäß Bombardier auf Kurs. So sei die Reichweite um fast 650 Kilometer höher als ursprünglich geplant.
Als Nächstes stehen einige Wochen mit Airline-mäßigem Flugbetrieb an, um die Zuverlässigkeit der CS100 zu überprüfen. Die CSeries wird rund 15 Flughäfen in Kanada und knapp 20 Airports in den USA ansteuern. Dabei soll die erste Serienmaschine (Kennung C-FFCO, Seriennummer 500006) zum Einsatz kommen, deren Jungfernflug Mitte Oktober kurz bevorstand. „Diese letzte Phase der Flugversuche bringt uns auf Kurs zur Zulassung bis Jahresende 2015“, sagte Fred Cromer, President von Bombardier Commercial Aircraft, in einer Mitteilung. Die erste CS100 für Erstbetreiber Swiss befindet sich in den letzten Zügen der Produktion und wurde bereits in den Kundenfarben lackiert. Sie soll in der ersten Jahreshälfte 2016 in Dienst gehen.
FLUG REVUE Ausgabe 12/2015