Der Mutterkonzern Mitsubishi Heavy Industries gab am Dienstag bekannt, dass er die Entwicklung von Japans neuem Regionalflugzeug "SpaceJet", zuvor MRJ, aufgebe. Nach Konstruktionsänderungen und wegen der Corona-Pandemie lag das Programm schon seit Oktober 2020 "auf Eis". Nun erfolge der endgültige Rückzug, da es keine Aussicht auf kommerziellen Erfolg gebe. Die Herstellerfirma Mitsubishi Aircraft soll aufgelöst werden. Seiji Izumisawa erklärte, er entschuldige sich dafür, die Kunden der bisher 267 Bestellungen nicht beliefern zu können.
Laut Mitsubishi Heavy Industries sei es schwierig gewesen, die Größe des Regionalflugmarktes vorherzusagen. Durch die lange Entwicklungszeit sei die technologische Wettbewerbsfähigkeit geschwächt worden. Der Hersteller wolle die gewonnenen Erkenntnisse für andere Luftfahrtvorhaben nutzen, darunter für ein Kampfflugzeug der neuen Generation. Die finanziellen Auswirkungen der Programmeinstellung würden sich in Grenzen halten, so das Unternehmen.
Entwicklungsbeginn vor 20 Jahren
Der 2003 als Entwicklung ins Laufen gebrachte SpaceJet hatte insbesondere auch auf den US-Markt gezielt. Doch das ursprünglich nach japanischen Bauvorschriften entworfene Flugzeugprogramm hatte Schwierigkeiten, damit auch alle US-Zulassungsvorgaben zu erfüllen. So befand sich der Avionikraum unter dem vorderen Waschraum, was nach US-Vorschriften wegen der Gefahr von Wasserschäden unzulässig ist. Mitsubishi brachte den MRJ 2015 zum Erstflug und baute sieben MRJ90 und eine verkürzte MRJ70, die weltweit auf Luftfahrtmessen ausgestellt wurden und durch ihre hohe Bauqualität beeindruckten. Doch die Zulassung stockte, obwohl Mitsubishi diese zu US-Experten nach Moses Lake in die USA verlegt hatte.
Auch die für Regionalairlines in den USA wichtigen Scope Clauses, die höchstzulässige Passagierzahl in einem Flugzeug, das noch von schlechter bezahlten Regionalflugzeugpiloten gesteuert werden darf, oft 76 Sitze, erfüllte der MRJ, später SpaceJet, mit 86 bis 96 Sitzen beim MRJ90 bzw. 70 bis 80 Sitzen beim MRJ70 nicht genau.
Undankbares Marktsegment
Das Regionalflugzeuggeschäft gilt als außergewöhnlich schwierig. Hier treffen hohe Wirtschaftlichkeits- und Zuverlässigkeitsanforderungen auf die Forderung nach einfacher Wartbarkeit und Bedienbarkeit bei niedrigen Kaufpreisen, was zu einem margenschwachen Marktsegment mit vielen kleinen Akteuren führt. Namhafte Flugzeugbauer, darunter BAE Systems, SAAB, Fokker und Fairchild-Dornier hatten sich deshalb aus dem Regionalflugzeugbau zurückgezogen. Mitsubishi hatte zuletzt noch die CRJ-Reihe von Bombardier übernommen.