Der Überschall-Demonstrator XB-1 werde Ende 2018 zum Erstflug starten und dann über der Mojave-Wüste bei Überschallflügen erprobt, kündigte Boom-Chef Blake Scholl in Dubai an. Die XB-1 ist ein auf ein Drittel der Größe des späteren Boom-Passagierjets verkleinerter Demonstrator. Beide Flugzeuge sollen dank neuer Leichtbau-Werkstoffe und optimierter Lufteinläufe und -austritte ohne Nachbrenner bei niedrigen Kosten Reisegeschwindigkeiten von über Mach 2 erreichen.
Die XB-1, Spitzname "Baby Boom", brauche man, um Zulassungsbehörden und Investoren vom Konzept zu überzeugen, so Scholl. Er habe bereits Vorbestellungen für 76 Flugzeuge, darunter von Virgin. Den Gesamtmarkt für kleinere Überschall-Verkehrsflugzeuge und Geschäftsreisejets umreißt er mit 1000 bis 2000 in der nächsten Dekade. Bis zu 100 Jets pro Jahr wolle er produzieren können.
Allerdings ist für das große Boom-Modell noch keine Auswahl des Triebwerks getroffen worden. Scholl hatte auf der Pariser Luftfahrtmesse erklärt, es gebe dafür ein fertiges, passendes Honeywell-Triebwerk aus einem geheimen, militärischen Überschall-Marschflugkörperprogramm. Nun heißt es, ein militärisches Triebwerk sei wegen Exportbeschränkungen und Sicherheitsbedenken grundsätzliche nicht verwendbar. Boom dürfte in der verbleibenden, kurzen Zeit kaum ein eigenes Überschalltriebwerk entwickeln können. Ohne fertiges Triebwerk scheinen die Chancen, das ehrgeizige Projekt zu realisieren, deutlich ungewisser geworden zu sein. Wenigstens für den kleineren Demonstrator hat Boom bereits ein passendes Triebwerksmuster ausgewählt. Drei General Electric J85-21 Turbojets sollen ohne Nachbrenner für Tempo sorgen.