Russischer Superjet-Airliner in Indien: Hindustan will SSJ-100 in Lizenz bauen

Russisch-Indisches Joint-Venture für Passagierjet
Hindustan will russischen Superjet in Indien bauen

ArtikeldatumVeröffentlicht am 29.10.2025
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Der indische Luftfahrtkonzern Hindustan Aeronautics Limited (HAL) will künftig den russischen Regionaljet SJ-100 für den heimischen Markt produzieren.

Am 28. Oktober unterzeichneten Prabhat Ranjan von HAL und Oleg Bogomolov von United Aircraft in Moskau eine entsprechende Absichtserklärung, wie der indische Konzern auf X bekanntgab. HAL erhält damit die Rechte zur Fertigung des Jets sowohl für den indischen Markt als auch für potenzielle Exporte.

Erste Passagiermaschine mit Strahlantrieb

Für Indien wäre das Projekt ein historischer Meilenstein: Erstmals soll in Indien ein komplettes Passagierflugzeug mit Strahlantrieb gefertigt werden. Zuletzt hatte HAL zwischen 1961 und 1988 die britische Avro HS748 produziert und fertigt weiterhin die Dornier 228 in militärischen und zivilen Ausführungen. Mit der neuen Kooperation will das Unternehmen die Luftfahrtambitionen des Landes unterstützen und zur Regierungsinitiative "Make in India" beitragen.

Die SJ-100 ist ein zweimotoriger Schmalrumpfjet mit 100 Sitzplätzen. Die Standardversion verfügt über eine Reichweite von 3.530 Kilometern, während die Long-Range-Variante bis zu 4.600 Kilometer zurücklegen kann. Weltweit wurden bereits mehr als 200 Exemplare produziert, die nach Angaben von HAL von 16 Fluggesellschaften betrieben werden.

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Regierungsprogramm soll Regionalverkehr stärken

Die indische Regierung verfolgt mit ihrer "Udan"-Initiative das Ziel, die regionale Luftverkehrsanbindung deutlich zu verbessern. Gleichzeitig setzt Neu-Delhi auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und lokale Produktion.

HAL bezeichnet den SJ-100 als "Gamechanger" für Kurzstreckenverbindungen im Rahmen Programms und schätzt den Bedarf an Regionaljets in Indien auf über 200 Maschinen innerhalb der kommenden zehn Jahre. Für den gesamten Indischen-Ozean-Raum rechnet der Konzern mit weiteren 350 benötigten Flugzeugen, um nahegelegene internationale Touristenziele anzubinden, berichtet India News. Indische Fluggesellschaften bevorzugen bislang größere Schmalrumpfmaschinen von Airbus und Boeing.

Russische Triebwerke statt westlicher Technologie

United Aircraft lässt den SJ-100 derzeit mit Awiadwigatel-PD-8-Triebwerken zertifizieren. Die Vorgängerversion Superjet 100 nutzt noch das PowerJet SaM146 – eine gemeinsame Entwicklung mit dem französischen Hersteller Safran. Für den SJ-100 liegen bisher 71 feste Bestellungen vor, ausnahmslos von russischen Airlines. Red Wings Airlines führt das Auftragsfeld mit 45 Maschinen an.

Westliche Sanktionen verlangsamen den Herstellungsprozess der Maschine: russischen Experten zufolge werden die Produktionsvorbereitungen, die Schulung des Personals und die Zertifizierung drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. Die erste Montage könnte jedoch bereits früher beginnen, indem teilweise aus Russland gelieferte Flugzeugbausätze verwendet werden.

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Partnerschaft mit Anlaufschwierigkeiten

Wann die Produktion der SJ-100 starten soll, ist noch nicht bekannt. HAL fertigte bereits Kampfjets wie die Mikoyan MiG-21, MiG-27 und Sukhoi Su-30MKI in Lizenz. Allerdings verlief die Zusammenarbeit nicht immer reibungslos. Ein Projekt zur Entwicklung eines indischen Kampfflugzeugs der fünften Generation auf Basis der Su-57 scheiterte 2018.