Boeing schickte die 737 mit der Registrierung N60436 in dieser Woche aus Seattle nach Glasgow. Der Jet legte die Polarroute nach Europa mit einer 50-prozentigen Beimischung von synthetischem Kerosin zurück und landete nach einem Nonstopflug in Schottland. Mehrere Dutzend Ingenieure begleiten das Testflugzeug. Die noch fabrikneue 737 MAX 9 wird 2022, dann wieder in Standardausführung, als Kundenflugzeug an Alaska Airlines ausgeliefert, die bis zu 140 der Zweistrahler bei Boeing bestellt hat. Im Eco-Demonstrator-Programm leiht sich Boeing nach Absprache Kundenflugzeuge, die übergangsweise mit neuen Technologien im Flug erprobt werden. Dafür ist die 737 zur Zeit als "Experimentalflugzeug" bei der FAA registriert. Mit den Tests wird bewertet, ob Neuerungen sich im Flugbetrieb bewähren und die erhofften Einspareffekte liefern.
Die 737 nutzt zum Beispiel innen neue, leichtere Kohlefaser-Kabinenverkleidungen, die aus CFK-Abfallmaterial der 777X-Flügelproduktion stammen. Kameras blicken durch die Kabinenfenster auf die Vorfeldabfertigung und bewerten mit Hilfe künstlicher Intelligenz, wie weit die Bodenabläufe fortschreiten und ob etwaige Verspätungen drohen. Die Bordküchen werden mit neuartigen UV-Strahlern gereinigt und ein neuartiges LED-Kollisionswarnlicht, es ist für die Tests in einer Fensteröffnung seitlich montiert, soll strömungsgünstiger und wartungsfreundlicher sein, als bisherige Bauarten. Im Cockpit verwendet Boeing neue FMS-Eingabegeräte, die keine Tastatur, sondern Bildschirme für die Tastendarstellung nutzen. Kürzlich hatte der Eco Demonstrator eine Lärmmesskampagne in Glasgow, Montana (USA) abgeschlossen, für die Boeing vorübergehend zwei Triebwerke mit neuartiger Lärmdämpfung an dem Jet montiert hatte. In Glasgow, Schottland trägt die 737 jetzt wieder ihre normalen Triebwerke.
Zeitgleich mit dem Besuch des Eco Demonstrators eröffnete Boeing in Schottland ein neues Forschungszentrum, das Advanced Forming Research Centre (AFRC), am Flughafen Glasgow, das sich in Zusammenarbeit mit der Universität von Strathclyde schwerpunktmäßig um verbesserte Produktionsverfahren für Metallflugzeuge kümmern soll. Partner sind außerdem Rolls-Royce, Mettis Aerospace und die Regierung Schottlands.