Die Boeing 747 ist eines der ikonischsten Verkehrsflugzeuge aller Zeiten. Daher hoffte der Flugzeugbauer aus Seattle, mit der größten und modernste Variante an den Erfolg des bisherigen Jumbo-Jets anzuknüpfen. Verlängerter Rumpf, neue Tragfläche, neue Triebwerke: Die 747-8 sollte für Jahrzehnte die Referenz in ihrer Klasse sein. Doch bereits rund 13 Jahre später lieferte Boeing die letzte Maschine aus, nach nur 155 gebauten Exemplaren.
Schon der Anfang lief nicht reibungslos: Nur vier Monate nach dem Baubeginn des ersten Flugzeugs musste Boeing eine Verspätung verkünden. Zu den Gründen zählten ein Streik der Belegschaft sowie die Verschiebung von Ressourcen zu Gunsten der 787. Angesichts der übersichtlichen Verkaufszahlen für den Frachter zu diesem Zeitpunkt und nur einem Kunden für die Passagierversion stand das Programm unter extremer Beobachtung. Die Firmen-Führung unter dem damaligen Chef Jim McNerney entschied sich jedoch, das Projekt fortzuführen. Allerdings verschob sich de Erstflug erneut, diesmal auf das erste Quartal 2010. Dadurch mussten die Kunden noch länger auf ihre Jumbos warten. Allein die Kompensation dafür kostete Boeing rund eine Milliarde Dollar.
Erstflug mit Problemen
Schließlich war es am 8. Februar 2010 so weit: Die erste 747-8 mit der Kennung N747EX stand zum Start auf dem Paine Field im Bundesstaat Washington bereit. Nur das Wetter spielte nicht mit und sorgte für eine Wartezeit von zweieinhalb Stunden. Dann bekamen Mark Feuerstein und Tom Imrich im Cockpit des Frachters grünes Licht. Der Jungfernflug dauerte drei Stunden und 39 Minuten. Allerdings saugte das Triebwerk an der Position Nummer eins einen Fremdkörper ein und musste gewechselt werden. Der zweite Testflug fand dann am 22. Februar statt.

Bei ihrem Erstflug wurde die 747-8 unter anderem von einer Lockheed T-33 begleitet.
Keine Chance für pünktliche Auslieferung
Der zweite Jumbo (N5017Q) stieß am 17, März zur Flotte. Zwei Tage zuvor war bereits die dritte Maschine erstmals abgehoben (N50217). Boeing hoffte, die Zulassung bis zum Ende des Jahres zu schaffen. Doch einige Probleme machten diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. So sorgten die Fahrwerksklappen für unerwünschte Turbulenzen. Außerdem kam es zu Vibrationen in der Struktur, und darüber hinaus gab es einen Riss in einem Längsträger hinter dem charakteristischen Buckel des Jets. Boeing blieb nichts anderes übrig, als die Auslieferung um weitere sechs Monate auf Mitte 2011 zu verschieben – fast zwei Jahre später als ursprünglich vorgesehen. Nicht einfacher machte die Situation die Tatsache, dass die GEnx-2B-Triebwerke die gesteckten Ziele nicht erreichten. Sie lagen um 2,7 Prozent unter den Vorgaben. Erst ein Verbesserungspaket von GE schuf Abhilfe.

Die erste 747-8I startete am 20. März 2011 zu ihrem Jungfernflug.
Am 12. Oktober 2011 konnte Cargolux dann endlich die erste 747-8F übernehmen. Die erste 747-8I folgte am 1. Juni 2012 bei Lufthansa. Rund zehn Jahre später war aber auch schon wieder Schluss. Bei der letzten Maschine handelte es sich wieder um einen Frachter. Sie ging am 31. Januar 2023 an Atlas Air. Damit war das Jumbo-Kapitel bei Boeing abgeschlossen.
Von den gebauten 155 Exemplare entfallen nur 48 auf die Passagier-Ausführung. Sie fliegen noch bei Air China (aktuell sechs Einheiten im Einsatz), Lufthansa und Korean Air. Größerer Beliebtheit erfreut sich jedoch der Frachter. Er befindet sich weiter unter anderem bei Atlas Air, Cargolux, Cathay Pacific in größeren Stückzahlen im Einsatz. Vielleicht am längsten am Himmel könnten die beiden Sondervarianten aus den USA bleiben: das neue "Weltuntergangsflugzeug" und die Air Force One. Aber dafür müssen sie erst einmal abheben.