Die drei US-Senatoren Edward J. Markey, J.D. Vance und Peter Welch schrieben am Donnerstag an Boeing-Konzernchef David Calhoun. Sie forderten Boeing auf, mit der Untersuchungsbehörde NTSB "vollständig" zusammenzuarbeiten. Der jüngste Zwischenfall werfe Fragen über die Qualitätssicherung bei Boeing auf und über Boeings Aufsicht über die Arbeit von Zulieferern. Nur mit Glück und durch die gute Reaktion der Besatzung sei man Verletzungen oder dem Verlust von Menschenleben entgangen, da der Druckverlust nicht in Reiseflughöhe aufgetreten sei. Die "verwirrenden" Informationen über den Zwischenfall stellten die Sicherheit des amerikanischen Luftverkehrssystems in Frage.
Droht ein längeres Grounding?
Die Luftfahrtbehörde FAA habe alle Boeing 737-9 bis auf Weiteres für Passagierflüge gesperrt. Die US-Betreiber der Boeing 737-9, Alaska und United, hätten ihre Flugzeuge inspiziert und mehrfach nicht ausreichend fest angezogene Bolzen an den Notausgangsabdeckungen entdeckt. Deshalb müsse die Flotte nun bis zum Nachweis ihre Sicherheit am Boden bleiben.
Mangel war kein Einzelfall
Boeing habe offenbar mit mehr als einem einzelnen Flugzeug ein Problem. Der Qualitätssicherungsprozess habe die lockeren Bolzen nicht aufgespürt. Außerdem stelle sich die Frage, ob Boeing mögliche Herstellungsprobleme beim Zulieferer Spirit bemerke? Nach den MAX-Abstürzen und dem Zwischenfall sei man "tief besorgt", ob Boeing noch sichere Flugzeuge bauen könne, so die Senatoren.
Nach dem Zwischenfall habe Boeing eine "Multi Operator Message" mit Inspektionsanweisungen an alle 737-9-Betreiber versandt, diese dann aber wieder zurückgezogen. Ohne genaue Anweisungen könnten die Betreiber ihre Flugzeuge nicht wieder sicher in die Luft bringen.
Fragenkatalog mit Frist
Bis zum 18. Januar verlange man Antworten auf die Fragen:
1. Bis wann Boeing neue und genaue Inspektions- und Wartungsanweisungen herausgibt?
2. Warum Boeing die erste Anweisung zurückgezogen hat?
3. Welche Anstrengungen Boeing unternimmt, um Sicherheitsprobleme in der Lieferkette und Produktion aufzudecken?
4. Wie Boeing die eigene Aufsicht über seine Zulieferer einschätzt?
5. Ob dem Boeing-Vorstand etwaige Sicherheitsprobleme bei Spirit bekannt waren und was er dagegen unternommen hat?
Luftfahrtbehörde prüft auf Regelverstöße
Unterdessen kündigte die FAA am Donnerstag an, sie prüfe nun, ob Boeing sichergestellt habe, dass fertige Produkte gemäß den genehmigten Konstruktionsplänen und in sicherem Betriebszustand gemäß FAA-Vorschriften geliefert worden seien.
Am Freitag kündigte die Behörde an, sie werde eine Prüfung der 737-9-Produktionslinie und der Zulieferer durchführen. Vom Ergebnis hänge ab, ob es noch weitere Prüfungen geben werde. Alle Störungsmeldungen aus dem 737-9-Flugbetrieb würden künftig nach verschärften Regeln genauer überwacht. Man werde prüfen, ob die Bewertung von Sicherheitsrisiken und die Qualitätskontrolle von Boeing an unabhängige Parteien ausgelagert werden solle.
