Lufthansa glaubt nicht mehr an eine rasche Wende. Der Konzern verschärft nach 1,5 Milliarden Euro Nettoverlust im zweiten Quartal das Krisenprogramm "ReNew" und peilt eine deutlich verschlankte Flottenstruktur an. Der Vorstand werde "in den kommenden Wochen über die endgültige Stilllegung einzelner Flugzeugtypen und Teilflotten entscheiden", stellte Lufthansa das fliegende Personal vergangene Woche im Intranet auf weitere Einschnitte ein.
Langstrecke auf dem Prüfstand
Nach Informationen von aero.de prüft der Konzern konkret einen Komplettverzicht auf die A340, A380 und 747-400. Ähnliches berichtet auch das Portal Aviation Week. Lufthansa hadert in der Langstreckenflotte mit einer besonders unklaren Sicht auf die Zukunft. Zeitgleich wird der Konzern in der Erholungsphase bis 2024 weitere A350 von Airbus und erste 787-9 und 777-9 von Boeing erhalten.
A380 droht das Flottenaus
Allein bei bei Lufthansa wurden seit Beginn der Krise 22 Flugzeuge vorzeitig ausrangiert, darunter sechs Airbus A380, elf A320 und fünf Boeing 747-400. Weitere acht 747-400 sowie 34 A340 bei Lufthansa und neun A340 bei Swiss stehen ebenso zur Disposition wie die verbliebenen acht A380. Für diese acht A380 hatte Lufthansa erst im Mai intern einen Neuanfang gegen 2022 skizziert – die Teilflotte sollte dabei komplett an das Drehkreuz München verlagert werden. Derzeit lässt man in der Frankfurter Zentrale offen, ob es bei den München-Plänen für die A380 bleibt. "Momentan liegt hier noch keine Entscheidung vor", sagte ein Lufthansa-Sprecher gegenüber aero.de am Mittwoch.
Lufthansa hatte vor der Krise insgesamt 14 A380 in der Flotte. Die jüngsten Exemplare D-AIMM "Delhi" und D-AIMN "Deutschland" hatte Lufthansa erst 2015 von Airbus übernommen. Konkurrent Air France hat die A380 bereits komplett aus der Flottenplanung für den Neuanfang nach Corona gestrichen.
Der drohende Abbau ganzer Teilflotten belastet laut Insidern derzeit auch die Verhandlungen zwischen Lufthansa und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. "Lizenzerhaltende Maßnahmen für Flugzeugtypen, die wir absehbar nicht mehr betreiben, werden gestoppt", warnte Lufthansa die Piloten letzte Woche vor.