Verkehrsflugzeug-Friedhof mitten in englischer Idylle: Wo Airliner das letzte Mal landen

Airliner-Schrottplatz in Großbritannien
Jumbos und Co. mitten in der Landschaft

Veröffentlicht am 28.07.2025

Die Cotswolds sind eine Region im Südwesten Englands, die vor allem für ihre idyllischen Landschaften bekannt ist. Fährt man jedoch in Richtung des Örtchens Kemble, tauchen plötzlich mitten im hügeligen Feld zwei riesige Wracks von Jumbo Jets auf. Der genauere Blick zeigt weitere zahlreiche ausgediente Airliner, die ihres Schicksals harren. Ort des Geschehens ist ein ehemaliger Militärflugplatz, der sich nun in privater Hand befindet. Auf dem Cotswold Airport hat sich mittlerweile eine auf die Verwertung von Verkehrsflugzeugen spezialisierte Industrie etabliert. Aktuell finden sich hier unter anderem drei Boeing 727 und vier 747 – wohl einzigartig in unseren Breiten.

Aber die gute Nachricht zuerst: Nicht alle Flugzeuge auf dem Areal sind dem Untergang geweiht. Einige historische Vertreter bleiben der Nachwelt als Ausstellungsstücke erhalten, allen voran die Boeing 747-436 G-CIVB als ehemaliger Retro-Jet von British Airways. Nach ihrer Ausmusterung landete sie hier am 8. Oktober 2020. Seit März 2022 kann der Jumbo an bestimmten Tagen besichtigt und als Veranstaltungsort gebucht werden. So viel Glück haben die anderen drei Riesen nicht. Während zwei 747 bereits ausgeschlachtet sind, wartet die 9H-AZB von ehemals Air Atlanta Europe auf den Beginn der Arbeiten. Wie bei den meisten Exemplaren sind die Triebwerke bereits entnommen.

Boeing 747 in Traditionsfarben von British Airways
Patrick Hoeveler

Die letzte Boeing 727

Die Zeiten, an denen die Boeing 727 ein vertrauter Anblick auf Europas Flughäfen war, sind schon lange vorbei. Umso seltener ist heute ein Ort mit gleich drei der eleganten Dreistrahler. Die weiß-blaue Maschine mit der Kennung M-STAR hat dabei ein besonderes Schicksal. Sie ging als letzte fliegende Passagier-727 des Kontinents in die Geschichte ein und landete Anfang 2024 in den Cotswolds. Dort stehen die anderen beiden VIP-Ausführungen schon länger, wie der Dreck auf den Zellen beweist. Die M-FTOH von Strong Aviation macht bald die zehn Jahre voll. Ihre Schwester mit der Kennung 2-MMTT hat bereits ihre Triebwerke verloren.

Abgestellte Boeing 727
Patrick Hoeveler

Airbus-Familie auf der Schlachtbank

Ansonsten dominiert die Standardrumpffamilie von Airbus das Geschehen. Mehrere A319 und A320 in den Farben verschiedenster Airlines von China Southern bis Nile Air dienen als Teilespender. Auch einige zu Frachter umgebaute Boeing 737 warten auf neue Aufgaben. Zu den ansässigen Unternehmen gehört unter anderem Air Salvage International, die sich auf die Flugzeugentsorgung spezialisiert haben. Bis zu 50 Airliner pro Jahr werden verwertet.

Airbus A320 wird ausgeschlachtet
Patrick Hoeveler

Ehemalige Heimat der Red Arrows

Der Flugplatz begann seine Karriere in den 30er Jahren als Basis der Royal Air Force. Die Kunstflugstaffel Red Arrow war hier bis 1983 beheimatet. Anschließend nutzte die US Air Force das Areal als Wartungsstandort für ihre in Großbritannien stationierten Flugzeuge. Nach dem Ende des Kalten Krieges endete die militärische Nutzung von RAF Kemble, und das britische Verteidigungsministerium verkaufte das Gelände schließlich 2001 an den örtlichen Geschäftsmann Ronan Harvey.

Ausgestellte Bristol Britannia
Patrick Hoeveler

Museums-Jets sind zurück

Zeitweise war der Flugplatz die Heimat mehrerer Jet-Warbirds von Delta-Jets bis zur Pleite der Firma Anfang der 2000er-Jahre. Allerdings erinnern noch eine ausgestellte English Electric Canberra und eine Hawker Hunter an das aktive Geschehen. Ganz erledigt ist das Thema jedoch nicht, denn seit 2020 ist Kemble die Heimat der Buccaneer Aviation Group. Die Gesellschaft will den britischen Jet-Bomber in rollfähigem Zustand der Nachwelt erhalten und war von Bruntingthorpe in die Cotswolds umgezogen. Wenig später brachte auch die British Phantom Aviation Group zwei ihrer zu restaurierenden F-4 nach Kemble.

Im Gegensatz zu anderen Airliner-Friedhöfen lädt der Cotswold Airport sogar zu einem Abstecher ein und hat extra ein Restaurant samt Aussichtsfläche neben dem Tower-Gebäude errichtet. Ein Besuch des Bereichs um die Museums-747 ist dienstags bis sonntags möglich. Die ausgedienten Airliner sind indes nicht zugänglich.