Am Nachmittag des 12. Juli 2024 war der Suchoi Superjet RRJ-95LR-100 mit der Registrierung RA-89049 von Gazprom Avia LLC nach dem Start vom Werftflughafen Lukhovitsy (Tretyakovo) nach Moskau-Wnukowo abgestürzt. Das Geschäftsreiseflugzeug des russischen Rohstoffkonzerns sollte nach einer Wartung ohne Passagiere an seine Einsatzbasis zurückkehren. Alle drei Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.
Linker und rechter Sensor vertauscht
Nach der Ermittlungen der Behörde waren nach einer zuvor durchgeführten Wartung die Anstellwinkelgeber beider Rumpfseiten vertauscht eingebaut worden. Dabei wurde, laut Bericht, nicht bemerkt, dass die Bohrungen in zugehörigen Abdeckplatten nicht sauber passten und dass die grau emaillierte Außenseite der Abdeckung und die nur grundierte Innenseite falsch herum eingebaut wurden. Dabei sei gegen die Wartungsvorschriften verstoßen worden.
Dies führte im Flug zu fehlerhaften Messwerten des Anstellwinkels und widersprüchlichen Geschwindigkeitsmessungen und -anzeigen im Cockpit. Aufgrund dieser unerwarteten Messdaten lösten die Bordcomputer unterschiedliche Schutzprogramme gleichzeitig aus, darunter gegen zu hohe Geschwindigkeit mit Ausfahren der Luftbremsen und zu hohen Anstellwinkel mit Absenken der Nase. Die erfahrene Besatzung kämpfte noch gegen die immer weiter ausufernden Computereingriffe an, verlor aber schließlich die Kontrolle, und stürzte ab, nachdem sie einen Sinkflug nicht mehr beenden konnte.
Computer bremste und blockierte
Laut Abschlussbericht wurde dieser Sinkflug durch die gleichzeitige Aktivierung der Computer-Schutzprogramme für zu hohe Geschwindigkeit und zu hohen Anstellwinkel verursacht. Die Besatzung habe die angezeigten Geschwindigkeitswerte wegen der Störung überschritten. Zudem habe sich das Flugzeug nicht mehr, wie zu erwarten gewesen wäre, verhalten und auf Steuereingaben abweichend reagiert. So sei es zu extremen Anstellwinkeln gekommen, die nicht zur angezeigten Geschwindigkeit passten. Für diese außergewöhnliche Situation mit Störung beider Messfühler und DSU-Steuereinheit habe es keine Notverfahren gegeben. Laut Abschlussbericht ist die Störung so ungewöhnlich und weitreichend, dass man weiterhin keine Notverfahren für diesen Ausnahmefall empfiehlt. Unfallursache sei die fehlerhafte Wartung, die nicht den Vorschriften entsprochen habe.
Die Untersuchung wurde mit großem Aufwand durchgeführt. So wurden die Wrackteile in einem Flugzeughangar ausgelegt und ein weiterer Superjet diente am Boden für ausführliche Tests der Bordelektronik bei falsch montierten Sensoren.