Wegen des Ukraine-Kriegs
BelugaST erobert den Markt für Großfracht

Zuletzt aktualisiert am 19.10.2022

Die Alternativen für die Beförderung von übergroßer Fracht sind seit Ausbruch des Ukraine-Konflikts deutlich geschrumpft: Genau ein Exemplar existierte vom Riesenfrachter An-225 – dieses wurde bereits in den ersten Kriegstagen auf dem Werksflughafen von Hersteller Antonow zerstört. Darüber hinaus waren die sechs An-124 der ukrainischen Antonov Airlines bislang für den Transport von übergroßer Fracht gefragt – doch zuletzt ist keine der sechs Maschinen eingesetzt worden.

Antonov Airlines

"Wir haben Anfragen von Kunden erhalten, die bislang auf Antonow angewiesen waren", sagt Benoit Lemonnier, Managing Director bei Airbus Beluga Transport, der für die Flüge des Frachtriesen verantwortlichen konzerneigenen Fluggesellschaft. Dabei ist der europäische Konzern noch sehr neu im kommerziellen Transport von Frachtgütern. Gerade einmal einen Monat vor Beginn des Ukraine-Konflikts hatte Airbus im Januar angekündigt, mit dem Großraumfrachter BelugaST auch Aufträge von Fremdkunden anzunehmen. Die fünf Flugzeug starke Flotte wurde vom europäischen Luftfahrtkonzern ursprünglich ausschließlich für den Transport eigener Flugzeugteile zwischen den Produktionsstandorten eingesetzt.

Nun wird das auf dem Airbus A300-600 basierende Muster für den eigenen Bedarf des Flugzeugbauers kontinuierlich vom Nachfolgermodell BelugaXL abgelöst. Die bietet bei zehn Prozent höherer Nutzlast (44 Tonnen) nahezu das doppelte Frachtvolumen und bei voller Zuladung fast die zweieinhalbfache Reichweite (4000 Kilometer). So werden Kapazitäten der abgelösten Beluga ST frei. Zwei Flugzeuge stehen bereits für den gewerblichen Einsatz zur Verfügung, 2023 und 2024 sollen je eine weitere BelugaST hinzukommen. Die so freiwerdenden Kapazitäten der BelugaST will Flugzeugbauer Airbus nun für Aufträge unter anderem aus der Luft- und Raumfahrt, der Verteidigungsindustrie oder auch für humanitäre Missionen nutzen. Bei ihrem ersten gewerblichen Mission Auftrag im Januar beförderte die Beluga ST einen Helikopter vom französischen Marignane nach Kobe, Japan. Sobald alle sechs BelugaXL im Dienst sind, will Airbus die Flotte der dann ausschließlich gewerblich fliegenden BelugaST als eigene Fluggesellschaft mit eigenem AOC (Air Operator Certificate) betreiben.

Satellit nach USA geliefert

Jüngster gewerblicher Einsatz der BelugaST – der mittlerweile fünfte – war jetzt die Lieferunge eines Kommunikationssatelliten nach USA. Ein Spezialcontainer schützte den von Airbus für Eutelsat gebauten Hotbird 13G während des Flugs im Frachtraum der Beluga. Auf dem Weg vom französischen Toulouse zum Kennedy Space Center in Cape Canaveral legte die Beluga Zwischenstopps in Lajes/Azoren, Gander/Kanada, Portsmouth/USA und Orlando/Florida ein. Der Satellit soll am 1. November2022 an Bord einer SpaceX Falcon9-Rakete ins All befördert werden. Der letzte Besuch einer Beluga in den USA ist bereits 13 Jahre her, auch damals war der Frachter für die Raumfahrtindustrie unterwegs: 2009 lieferte erTeile für die Internationale Raumstation ISS.