Russischer Airbus Jakowlew MS-21 - Schwierige Weiterentwicklung ohne westliche Technik

Weiterentwicklung ohne westliche Technik
Jakowlew MS-21: Der russische Airbus mit Problemen

Veröffentlicht am 02.02.2025

Das MS-21-Programm (Magistralnij Samaljot 21 Weka = Verkehrsflugzeug des 21. Jahrhunderts für die Hauptstrecken) wurde bereits 2003 vom Konstruktionsbüro Jakowlew in Angriff genommen, wobei man das Produktionswerk Irkut mit einbezog (heute eine einheitliche Firma als Teil der Luftfahrtholding OAK). Eine offizielle Regierungsverordnung wurde im November 2008 erlassen. 2009 befand sich die MS-21 in der Vorentwurfsphase, die im Juni 2011 abgeschlossen wurde. Damals war noch von einem Erstflug 2014 die Rede. Wie üblich verzögerte sich dies jedoch. Roll-out war schließlich im Juni 2016, und zwar das Modell MS-21-300 mit Triebwerken von Pratt & Whitney (ähnlich der A320neo) und westlicher Avionik.

Patrick Zwerger

Erstflug bereits 2017

Die MS-21 erhält einen Flügel aus Verbundwerkstoffen, doch bei den vom ZAGI durchgeführten Bruchversuchen gab es im Februar 2017 Probleme. An der Verbindung zwischen dem Holm und der Beplankung bildeten sich Risse. Der Flügelkasten musste verstärkt werden (etwa 25 kg schwerer), bevor er Mitte November 2017 dann einer Belastung standhielt, die sogar über den Spezifikationen lag. Ungeachtet dessen fand der Erstflug der MS-21 am 28. Mai 2017 in Irkutsk statt. Er dauerte allerdings nur 30 Minuten und führte bei niedriger Geschwindigkeit auf eine Höhe von 1000 Metern, wobei Oleg Kononenko und Roman Taskajew im Cockpit saßen. Bis Oktober wurden 20 Flüge durchgeführt, bevor dann die Überführung zum Gromov-Testcenter in Ramenskoje bei Moskau erfolgte, eine Distanz von 4500 Kilometern, die in etwa sechs Stunden zurückgelegt wurde. Ein zweiter Prototyp wurde im Frühjahr 2018 fertig und startete am 12. Mai 2018 zum Erstflug, der etwas über eine Stunde dauerte. Er ging dann im Juli 2018 nach Moskau. Anfang 2019 hatten beide Flugzeug etwa 120 Testflüge absolviert. Der dritte Prototyp, der mit einer kompletten Kabineneinrichtung versehen ist, hob am 16. März 2019 erstmals ab.

Jakowlew MS-21-300 im Flug
Jakowlew

"Russifizierung" in vollem Gange

Am 15. Dezember 2020 folgte dann die erste mit den russischen PD-14-Triebwerken ausgestattete Maschine. Ein Jahr später flog die erste MS-21, die Flügel mit russischen Materialien erhielt. Derweil wurde der erste Prototyp mit PD-14 und russischen Teilen umgerüstet. Diese MS-21-310 soll nun ebenfalls zugelassen werden (Zulassung der MS-21-300 im Dezember 2021), wobei die Maschine wohl etwa 5,75 Tonnen schwerer wird. Russische Presseberichte sprechen von einer Dienstgipfelhöhe von nur noch 7000 Metern und einer Reichweite von vielleicht 2000 Kilometern. Wie vielversprechend die "importsubstituierte" Ausführung der MS-21 tatsächlich ist, bleibt damit fraglich. Jedenfalls soll sie laut Hersteller eine Reichweite und eine Kapazität bieten, die es "ermöglichen, die beliebtesten Strecken der russischen Fluggesellschaften zu bedienen, darunter zum Beispiel die Strecke Moskau–Irkutsk". Jakowlew verweist auch auf die größte Rumpfbreite in ihrer Klasse, was den Passagieren mehr persönlichen Raum und mehr Bewegungsfreiheit bietet – es sei möglich, den Servicewagen zu passieren. Bis Ende 2024 sollte "die Substitution der restlichen 60 Systeme (...) abgeschlossen sein" und bis 2029 will das Irkutsker Flugzeugwerk eine Produktion von 72 Flugzeugen pro Jahr erreichen. Von allen in Russland entwickelten Flugzeugen hat die MS-21 das größte Entwicklungspotenzial. Nach Angaben von Denis Manturow, stellvertretender Ministerpräsident und Leiter des Ministeriums für Industrie und Handel, werden verschiedene Varianten der MS-21-Familie ausgearbeitet, darunter ein Flugzeug für 220 bis 250 Passagiere.

Innenansicht der Kabine einer Jakowlew MS-21
Jakowlew

Technische Daten

Jakowlew MS-21-310

Versionen

Das Flugzeug wird in Irkutsk gebaut, wobei nur russische Systeme zum Einbau kommen

Design-Merkmale

Konventionell ausgelegter Tiefdecker mit Triebwerksgondeln unter den Tragflächen. Anteil von Verbundwerkstoffen von 30 Prozent

Besatzung/Passagiere

Besatzung: 2 plus Flugbegleiter

Passagiere: bis zu 211, normal 163 (davon 16 Business Class)

Antrieb

2 x Awiadwigatel PD-14

Schub: 2 x 137 kN

Abmessungen

Länge: 42,25 m

Höhe: 11,45 m

Spannweite: 35,9 m

Kabinenbreite: 3,81 m

Laderaumvolumen: 49 m3

Massen

Nutzlast: 21 300 kg

max. Kraftstoff: 20 400 kg

max. Startmasse: 85 000 kg

max. Landemasse: 73 500 kg

Flugleistungen

max. Reisegeschwindigkeit: Mach 0.82

Dienstgipfelhöhe: ca. 11 600 m

Startstrecke: ca. 2200 m

Reichweite: 5100 km