Überschall ohne Knall – das will die NASA mit dem exotischen Forschungsflugzeug X-59 erreichen. Der Jet mit der Riesennase hat im Juli im kalifornischen Palmdale seine ersten Rollversuche mit niedriger Geschwindigkeit abgeschlossen. Nun "nähert sich die X-59 dem Erstflug", wie die nationale Luft- und Raumfahrtagentur der USA in einer Mitteilung vom 19. August titelte. Der Beginn der letzten Bodentests stehe unmittelbar bevor.
Die Versuche der von Lockheed Martin gebauten Maschine umfassen Rolltests mit mittlerer und hoher Geschwindigkeit. Dabei wollen die Ingenieure unter anderem das Verhalten des Flugzeugs bei höherem Tempo in den Bereichen Bremsen, Steuerung und Stabilität überprüfen. Im Mittelpunkt stehen auch die Leistung der Sensoren an Bord und die Sichtverhältnisse. Schließlich verfügt der Piloten aufgrund des prominenten Bugs über kein Fenster mit Sicht nach vorne. Das ungewöhnliche Fluggerät sollte eigentlich bereits 2022 erstmals abheben. Doch Schwierigkeiten insbesondere bei der Systemintegration hatten zu mehrfachen Verspätungen geführt.

Der Pilot der X-59 hat keine Sicht nach vorne.
Details zum Erstflug
Wann genau der Erstflug erfolgt, gab die NASA noch nicht bekannt. Auf jeden Fall soll der Flug rund eine Stunde dauern und von Palmdale zum Armstrong Flight Research Center der NASA auf der Edwards Air Force Base führen. Das Team konzentriert sich dabei die generelle Flugfähigkeit der X-59 und ihre Sicherheit. Vor allem die Funktion der kritischen Systeme Triebwerk, Flugsteuerung, Cockpitinstrumente, Autopilot und Luftdatenmessung stehen auf der Checkliste. Daher ist nur eine Höchstgeschwindigkeit von rund 385 km/h und eine Höhe von 3600 Metern vorgesehen.

Bei ersten Lärmmessungen simulierte die F-15B der NASA die X-59.
Lärmtests mit F-15 Eagle
Die X-59 soll im Quesst-Programm (Quiet Supersonic Transport) Technologien für künftige zivile Überschallflugzeuge erproben, die den Überschallknall reduzieren. Im Rahmen der Tests wird sie über verschiedene Gebiete der USA fliegen, während Techniker den verursachten Lärm messen. Im Juni hatte die NASA schon eine Generalprobe für die Geräuschmessungen durchgeführt. Dabei simulierte eine F-15B Eagle die X-59. Sie flog mehrfach mit Überschall über die Mojave-Wüste. Am Boden nahmen Sensoren die akustischen Daten auf. In der Luft half ein TG-14-Motorsegler der NASA, der über Mikrofone an Bord verfügte.