Gerüchte besagten es schon länger, nun hat die Geheimniskrämerei ein Ende: Im Rahmen einer Zeremonie auf dem Armee-Flugplatz Multan präsentierten die pakistanischen Heeresflieger erstmals öffentlich die Changhe Z-10ME als ihren neuen Kampfhubschrauber. Damit ist auch die Erbfolge für die betagten Bell AH-1F Cobra-Helikopter aus den USA entschieden, die in Pakistan seit vier Jahrzehnten ihren Dienst ableisten. Wunschkandidat dafür wäre seitens der pakistanischen Heeresflieger eigentlich die AH-1Z Viper gewesen, doch die blieb wegen geltender Sanktionen unerreichbar. Auch ein Deal mit der Türkei über 30 TAI T129 Atak-Kampfhubschrauber aus dem Jahr 2018 scheiterte am Veto aus den USA. So wandte sich der Blick der Pakistanis nach China, wo man in Gestalt der Z-10M letztendlich fündig wurde.
Die an Pakistan gelieferten Z-10ME sind die entsprechende Exportvariante des im Südosten Chinas bei der Changhe Aircraft Industries Corporation (CAIC) in Serie gebauten Hubschraubermusters. Wie viele Exemplare Pakistan gekauft hat, bleibt unklar – es dürften wohl in etwa zwei bis maximal drei Dutzend sein.

Die Changhe Z-10 ist Chinas erster echter Kampfhubschrauber und nahm im November 2024 auch am Flugprogramm der Airshow China in Zhuhai teil.
Das leistet die Z-10ME
Pakistan wird die Z-10ME, wie bereits die AH-1F Cobra, zur Panzerabwehr, Luftnahunterstützung und bewaffneten Aufklärung, aber auch für Grenzschutzaufgaben und Aufstandsbekämpfung einsetzen. Der Hubschrauber ist mit zwei in China entwickelten Zhuzhou WZ-9C-Wellenturbinen ausgestattet, die jeweils rund 1.600 PS liefern und einen Fünfblatt-Hauptrotor mit 13 Metern Durchmesser sowie einen konventionell montierten Vierblatt-Heckrotor antreiben. Damit schafft die Z-10ME eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 300 km/h, eine Marschgeschwindigkeit von 230 km/h, 6.400 Meter Dienstgipfelhöhe und rund 800 Kilometer Reichweite.
Die Waffenzuladung beträgt 1,5 Tonnen, das maximale Startgewicht liegt bei 7,2 Tonnen. Zur Standardbewaffnung gehören unter anderem Boden-Luft-Lenkwaffen des Typs CM-502KG, TY-90-Luft-Luft-Raketen mit Infrarotsuchkopf, 70-Millimeter-Raketenwerfer sowie die 23-Millimeter-Bordkanone PX-10A unter dem Kinn. Auch Zusatztanks und Lenkbomben können unter die Stummelflügel der Z-10ME gehängt werden, die zu diesem Zweck insgesamt vier Aufhängungspunkte besitzen.
Indien fliegt Apache
Leistungstechnisch bewegt sich die Changhe Z-10ME mit diesen Parametern im Bereich der türkischen T129 Atak oder des Eurocopter (Airbus Helicopters) Tiger, beziehungsweise leicht darüber. Hinter den Flugleistungen der Bell AH-1Z Viper bleibt das chinesische Muster hingegen leicht zurück.
In einer gänzlich anderen Liga spielt derweil der von Boeing angebotene Kampfhubschrauber-Primus AH-64E Apache Guardian, der bei Pakistans Erzrivale Indien den Ton angibt. Dort fliegt der Apache bereits seit 2020 bei der Luftwaffe. Erst vor Kurzem erhielten auch die indischen Heeresflieger ihre erste AH-64E-Lieferung. Insgesamt hat Indien 28 Apache Guardian gekauft, 22 für die Luftwaffe, sechs fürs Heer.