Sternmotoren, Wellenleistungstriebwerke Turbojets und Turbofans: Antriebe von Pratt & Whitney prägen die Luftfahrt bis heute. Der US-Triebwerkshersteller feiert am 22. Juli sein hundertjähriges Bestehen. Nach eigenen Angaben sind aktuell mehr als 90.000 Triebwerke im Dienst und treiben alle Arten von Starrflüglern und Hubschraubern an.
"Unsere 45.000 Mitarbeiter weltweit arbeiten jeden Tag daran, unser 100-jähriges Erbe an Sicherheit, Innovation und zuverlässigen Triebwerken zu bewahren. Die Worte ‚zuverlässige Triebwerke‘ stehen buchstäblich auf jedem von uns produzierten Triebwerk – das ist eine Mission, die unser gesamtes Team lebt, und eine Verpflichtung gegenüber unseren Kunden", so Shane Eddy, President von Pratt & Whitney.
Frederick Rentschler, Ingenieur und Sohn eines deutsch-amerikanischen Ehepaars, gründete die Pratt & Whitney Aircraft Company 1925 als Ableger der Pratt & Whitney Machine Tool Company in Hartford, Connectitut. Rentscher hatte damals die Vision eines leichten, luftgekühlten Sternmotors für Flugzeuge, die er bei seinem vorherigen Arbeitgeber, dem Flugzeug- und Motorhersteller Wright Aeronautical, nicht umsetzen konnte.

Frederick Rentschler (2. v. l.) und sein Ursprungsteam hinter dem 1000. Wasp-Sternmotor.
Der erste Luftfahrtantrieb von Pratt & Whitney, der 9-Zylinder-Sternmotor R-1340 (die Zahl steht für 1340 Kubikzoll, das entspricht 22 Litern), erhielt im Oktober 1925 grünes Licht der US Navy, die 200 Exemplare für ihre frühen, trägergestützten Flugzeuge bestellte. Das erste 425 PS starke Aggregat war an Weihnachten 1925 fertig montiert. Faye, Rentschlers Frau, gab ihm den Namen Wasp (Wespe). Pratt & Whitney entwickelte bis Mitte des 20. Jahrhunderts weitere, stärkere Varianten des Wasp, die hunderte verschiedene Flugzeugtypen antrieben. Während des Zweiten Weltkriegs bauten Pratt & Whitney und Lizenznehmer mehr als 363.000 Motoren.

Motor-Endmontage in Hartford, Connecticut.
Eintritt in das Jet-Zeitalter
Nach dem Krieg musste sich Pratt & Whitney neu aufstellen, die besten Perspektiven dafür bot der Einstieg in Turbojets. 1946 erwarb Pratt & Whitney zunächst die amerikanischen Rechte für das Rolls-Royce Nene, das die US Navy für die Grumman F-9 haben wollte. Rentschler setzte für Pratt & Whitney zudem das Ziel, bis 1950 ein eigenes Jet-Triebwerk zu entwickeln.
Die erste von Pratt & Whitney entwickelte Gasturbine war das T34-Turboprop für große Militärtransporter. Es flog 1947 in der Nase einer B-17 erstmals und kam Douglas C-133 Cargomaster, der Boeing Super Guppy und der C-121, der Militärvariante der Lockheed Constellation, zum Einsatz. Aus einem zweiten Turboprop, dem PT4/T57, entwickelten die P&W-Ingenieure ab 1948 schließlich das J57 und sein kommerzielles Äquivalent JT3C, das in der Boeing B-52 Stratofortress, der Boeing 707 und der Douglas DC-8 zum Einsatz kam. Es war weltweit das erste Triebwerk mit Zwei-Wellen-Architektur.

Das JT3-C6 an einer Boeing 707.
Der erste Turbofan
Ende der 1950er verbesserte Pratt & Whitney das JT3 und fügte am vorderen Ende einen Bläser hinzu, um den Luftstrom zu erhöhen – mit dem JT3D hatte P&W seinen erste Turbofan. Im Vergleich zur Turbojet-Variante stieg der Schub um 35 Prozent, sank der Treibstoffverbrauch um bis zu 22 Prozent und der Lärm beim Start wurde um 10 Dezibel verringert.
Seither wurden die Gasturbinen immer weiter verbessert. Das wichtigste zivile Triebwerk des Unternehmens ist der Getriebefan (GTF), der die A320neo-Familie und die A220 von Airbus sowie die E2-Jets von Embraer antreibt. Auf militärischer Seite ist das F135 der Lockheed Martin F-35 Lightning II Pratt & Whitneys Flaggschiff. Die kanadische Dependance, Pratt & Whitney Canada, hat sich unter anderem mit der PT6-Familie einen Namen in der Allgemeinen, der Geschäftsreise- und Regionalluftfahrt gemacht.

Der Getriebefan PW1100G-JM kommt an der A320neo-Familie zum Einsatz.
"Von der Einführung des PW127XT und GTF Advantage bis hin zur Entwicklung des F135 Engine Core Upgrade definiert unser Weltklasse-Team die Möglichkeiten für unsere Kunden neu", sagt Eddy. "Wir sind gut positioniert, um die Zukunft des Fliegens für die nächsten 100 Jahre zu gestalten, denn wir bauen auf unserer Tradition der Innovation auf, mit Investitionen in fortschrittliche Technologien wie hybrid-elektrische, Wasserstoff-, Umlauf-Detonations- und adaptive Antriebe."