40 Jahre IAE
Das V2500 läuft und läuft und läuft

Das Herstellerkonsortium IAE feiert am 9. März seinen 40. Geburtstag. Gebaut wird der Turbofan, der unter anderem die A320ceo-Familie antreibt, immer noch.

Das V2500 läuft und läuft und läuft
Foto: Airbus

Zwei Gründungsmitglieder sind ausgestiegen, das V2500 treibt mittlerweile auch Fracht- und Militärflugzeuge an, und die nächste Generation von Narrowbody-Triebwerken fliegt seit einigen Jahren: Seit sich Pratt & Whitney, Rolls-Royce, die Japanese Aero Engine Corporation, MTU Aero Engines und Fiat im März 1983 zusammengeschlossen haben, um einen neuen Turbofan für die Airbus-A320-Familie zu entwickeln, ist einiges passiert.

Und doch ist International Aero Engines AG (IAE) mit dem V2500 sehr zufrieden: "Nach 40 Jahren ist das Programm exakt da, wo wir gehofft hatten", sagt Earl Exum, President von IAE und Vice President, Mature Commercial Engines bei Pratt & Whitney. Man habe erst 2019 die Indienststellung an einem neuen Militärtransporter, der Embraer C-390 Millennium, erlebt, bediene den Umbaufrachter-Markt und befinde sich in der Hochzeit des Produktlebenszyklus im kommerziellen Bereich. Weltweit fliegen nach Angaben von IAE etwa 3500 Flugzeuge mit V2500-Triebwerken bei 150 Betreibern. Die Triebwerksflotte hat bis dato mehr als 255 Millionen Flugstunden abgeleistet.

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Ulrike Ebner
Embraer entschied sich 2011 für das V2500 als Antrieb für den Militärtransporter C-390.

Mehr als 7800 Triebwerke wurden gebaut, seit das V2500-A1 an einem Airbus A320 von Adria Airways 1989 in Dienst ging. IAE entwickelte drei weitere Varianten: das V2500-A5 (stärkerer Antrieb für die A321, gedrosselt für A319 und A320), das V2500-D5 (McDonnell Douglas MD-90) und das V2500-E5 (Embraer C-390). Hinzukommen die Upgrades V2500SelectOne und V2500SelectTwo für die A320-Antriebe. Die verschiedenen Varianten liegen in der Leistungsklasse zwischen 111 kN (-A1) bis 147 kN (-A5). Bei der A320ceo-Familie konkurrierte das V2500 mit dem CFM56 des amerikanisch-französischen Jointventure CFM International. Bei der MD-90 und der C-390 war bzw. ist das V2500 der exklusive Antrieb.

Produktion auf Sparflamme

Noch heute verlassen jährlich rund 20 neue Triebwerke die Endmontagelinie bei Pratt & Whitney in Middletown, Connecticut. "Hauptsächlich für die C-390, aber auch Ersatztriebwerke [für die A320-Familie; d. Red.]", präzisiert Exum. Diese niedrige Rate werde auch noch die nächsten fünf Jahre beibehalten, glaubt er, sieht aber für die Zukunft viel Potenzial in der C-390.

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Rund die Hälfte aller Flugzeuge der A320ceo-Familie (current engine option) werden nach Schätzung von Exum von V2500 angetrieben, bei der A321ceo sind es nach Angaben von IAE sogar 60 Prozent Marktanteil. Damit brummt auch die Instandhaltung, der lukrative Teil des Triebwerksgeschäfts. "Wir verzeichnen jährlich fast 800 Shopvisits", sagt Exum. Das werde in naher Zukunft auch auf diesem Niveau weitergehen.

MTU Aero Engines
Beim deutschen Triebwerkshersteller MTU Aero Engines gehört das V2500 zu den Hauptumsatzträgern im zivilen Instandhaltungsgeschäft.

Instandhaltungsarbeiten werden von weltweit 17 Einrichtungen durchgeführt, darunter neun IAE-Partnerwerkstätten. Beispielsweise kümmert sich der deutsche Triebwerkshersteller MTU Aero Engines in Hannover, Vancouver (Kanada) und Zhuhai (China) um die Modelle V2500-A5 und V2500-E5. Das V2500 ist für die MTU neben dem A320neo-Antrieb PW1100G-JM Hauptumsatzträger in der zivilen Instandhaltung. MTU hält am V2500 einen Programmanteil von 16 Prozent und hat die Niederdruckturbine, das Gehäuse, Accessories und Externals entwickelt. Ein Teil der Niederdruckturbinen und Gehäuse wird auch von MTU gefertigt.

Zusammenarbeit bis 2045

Die Hochdruckturbine und die Brennkammer stammen von Pratt & Whitney, der US-Triebwerkshersteller hält mit 61 Prozent den größten Anteil am Programm. Die Japanese Aero Engine Corporation ist für die Bläsersektion inklusive Niederdruckverdichter verantwortlich. Die Pratt & Whitney Aero Engines International GmbH mit Sitz in Luzern steuert den Hochdruckverdichter bei, der ursprünglich von Rolls-Royce entwickelt wurde. Rolls-Royce hatte seine Anteile an IAE 2011 an Pratt & Whitney verkauft. Fiat Avio war bereits in den 1990er-Jahren aus dem Konsortium ausgestiegen, die Nachfolgefirma Avio Aero (mittlerweile eine Tochter des US-Triebwerksherstellers GE Aerospace) ist aber weiterhin Zulieferer für das Programm.

Und das V2500 wird vermutlich auch die kommenden 20 Jahre das Bild an Flughäfen prägen. Die Gesellschafter des Joint Venture haben schon vor mehr als einem Jahrzehnt den Vertrag über die Zusammenarbeit bis 2045 verlängert.

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