Bisher ist der einzige Touchscreen in Airliner-Cockpits das Display des Electronic Flight Bag (EFB) – ein Tablet PC, auf dem Piloten beispielsweise Karten, Handbücher, aber auch Apps zur Performance-Berechnung haben. Das wird sich bald ändern. Im Dezember 2019 hat Airbus die erste A350 ausgeliefert, deren Cockpit mit neuen Touchscreens von Thales ausgestattet ist.
Drei der insgesamt sechs großen Bildschirme der A350 können nun als berührungsempfindliche Variante eingebaut werden: die äußeren beiden sowie das in der Mitte unten. Nach Angaben von Airbus kommen die Touchscreen-Fähigkeiten zum Tragen, wenn EFB-Apps darauf dargestellt werden. Die Touchscreens ergänzen die bisherigen Tastaturen in den einklappbaren Tischen vor den Piloten sowie die sogenannte „keyboard-cursor control unit“ (KCCU) mit Tastatur und Trackball in der Mittelkonsole.
Hohe Anforderungen an Cockpit-Touchscreens
Die 15 Zoll großen Touchscreens sollen den Piloten dabei helfen, schnellere und intuitivere Entscheidungen zu treffen, so Thales in einer Pressemitteilung. Möglich sind nach Angaben von Airbus Zoom- und Schwenkgesten. Eine Vereinfachung der Arbeit und eine bessere Interaktion zwischen den Piloten erhofft sich der europäische Flugzeughersteller vor allem vor dem Start, wenn die Crew Daten ins Flight Management System eingeben muss, während des Flugs, wenn die Piloten Enroute-Navigationskarten aufruft sowie während der Anflugvorbereitung. Auch in Phasen hoher Arbeitsbelastung sollen die Touchscreens den Piloten das Leben dadurch einfacher machen.
Für die Zulassung, die der französische Technologiekonzern bereits im November 2019 von der europäischen Agentur für Flugsicherheit, EASA, erhielt, müssen die Bildschirme einige Anforderungen erfüllen: Sie dürfen nicht reflektieren, müssen in starken elektromagnetischen Umgebungen funktionieren, sollen auch bei starken Vibrationen bedienbar sein und über das ganze Produktleben ihre Leistungscharakteristika behalten.

Boeing hatte schon 2016 angekündigt, im Cockpit seines neuen Zweistrahlers Boeing 777X Touchscreens von Collins Aerospace (damals noch Rockwell Collins) zu verbauen. Vorteile solcher Bildschirme sieht Collins Aerospace in der intuitiven Bedienung, aber auch in einer einfacheren Wartung und Upgrade-Fähigkeit. Touchscreens für Airliner müssten laut Collins Aerospace aber deutlich robuster sein als beispielsweise Tablet PCs. Sie dürften nicht wie kapazitive Bildschirme von Smartphones auf eine bloße Berührung reagieren, sondern auf Druck.