Höhepunkt gegroundeter A320neo wohl niedriger als erwartet

Getriebefan-Probleme
Höhepunkt gegroundeter A320neo wohl niedriger als erwartet

Zuletzt aktualisiert am 31.01.2024
Höhepunkt gegroundeter A320neo wohl niedriger als erwartet
Foto: Airbus

Es war ein harter Schlag für den US-Triebwerkshersteller: Im September 2023 musste Pratt & Whitney mitteilen, dass rund 3000 PW1100G-JM-Getriebefans ein außerplanmäßiges Inspektionsprogramm durchlaufen müssen. Grund dafür sind Verunreinigungen eines Metallpulvers, aus dem die Scheiben der Hochdruckturbine und des Hochdruckverdichters hergestellt wurden.

Weltweit müssen hunderte Flugzeuge der Airbus-A320neo-Familie deshalb 2024 bis 2026 am Boden bleiben. Denn die Triebwerke müssen für die Inspektion vom Flügel entfernt und per Ultraschall untersucht werden. Pratt & Whitney geht von durchschnittlich 350 gegroundeten Flugzeugen zu jedem Zeitpunkt aus. Der Höhepunkt wird für das erste Quartal dieses Jahres erwartet. Im September 2023 war die Rede von bis zu 650 Flugzeugen, die gleichzeitig gegroundet sein könnten. "Wir werden wahrscheinlich ein niedrigeres Höhepunkt-Level sehen als zunächst angenommen", sagte Chris Calio, Chief Operation Officer des Pratt & Whitney-Mutterkonzerns RTX bei der Vorstellung der Geschäftszahlen des vierten Quartals 2023 am 23. Januar. Nach diesem Hochpunkt gehe der Trend nach unten.

Hochlauf der Scheibenproduktion macht Fortschritte

Das liege zum einen daran, dass sich der Zeitpunkt der Lufttüchtigkeitsanweisung der US-Luftfahrtbehörde FAA verschoben habe. Man erwarte sie nun für Februar. Zum anderen hätten zwei Airline-Kunden ein proaktives Flottenmanagement vorangetrieben, beispielsweise mit beschleunigter Entfernung betroffener Triebwerke vom Flügel und der Paarung nicht-betroffener Getriebefans, um so viele Flugzeuge wie möglich im Einsatz zu halten.

Pratt & Whitney will die problematischen Bauteile, die bis ins dritte Quartal 2021 produziert wurden, durch neue, sogenannte "Full life"-Scheiben ersetzen. Doch die müssen zunächst in großer Zahl hergestellt werden. Bei bestimmten Shop Visits seien bereits die neuen Scheiben in alte Triebwerke eingebaut worden. Richtig los gehen wird es aber erst im zweiten Quartal. "Wo wir in der MRO [Maintenance, Repair, Overhaul = Wartung, Reparatur, Überholung; d. Red.] keine Teile mit voller Lebensdauer einbauen, werden wir diese Teile weiterhin mit der von uns entwickelten 'Angle Scan'-Prüfung inspizieren und sie bis zum nächsten Inspektionsintervall wieder in Dienst stellen", sagte Calio.

Im Oktober 2023 gab Pratt & Whitney bekannt, dass auch das V2500 (A320ceo) sowie zwei anderen Getriebefan-Varianten, das PW1500G (Airbus A220) und das PW1900G (Embraer E2-Jets) von den Metallpulver-Problemen betroffen sind. Wie viele A320ceo, A220, E190-E2 und E195-E2 am Boden bleiben müssen, teilte der Triebwerkshersteller damals und auch im Januar jedoch nicht mit.