Nach einem Flugzeugabsturz liefern sie oft die wichtigsten Hinweise darauf, was genau passiert ist: die "Black Boxes", mit denen umgangssprachlich der Flugdatenschreiber (FDR) und der Cockpit Voice Recorder (CVR) bezeichnet werden. FDR zeichnen heutzutage mehr als 1000 Parameter während des Fluges auf, darunter Geschwindigkeit, Höhe, Aktivierung der Steuerklappen oder Status des Feueralarms. CVR nehmen die Stimmen der Piloten und sämtliche Geräusche im Cockpit auf.
Hersteller wie Hensoldt sowie Honeywell Aerospace bringen nun neue Modelle auf den Markt, die mit diversen Verbesserungen aufwarten. Dazu gehören eine längere Datenspeicherung sowie die Möglichkeit, Daten bereits im Flug zur Erde zu übertragen. Auslöser der technischen Neuerungen sind verschärfte gesetzliche Vorgaben. In den USA müssen CVR von Verkehrsflugzeugen demnach ab spätestens 2030 eine längere Datenspeicherung gewährleisten (bisher sind nur zwei Stunden gefordert). Bereits ab 2029 gelten für neue Flugzeuge Regeln für die zeitnahe Wiederherstellung von Flugdaten (Rules for Timely Recovery of Flight Data), die unter dem Mandat der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO entstanden sind.
Größerer Datenspeicher
Die SferiRec-Flugschreiber-Familie von Hensoldt, die von Lufthansa Technik vertrieben wird, übersteigt die künftig gesetzlich geforderten Aufzeichnungsdauern von 25 Stunden deutlich. Der neue CVR zeichnet bis zu 45 Stunden Cockpitgespräche und bis zu 170 Stunden an sogenannten Datalink-Aufzeichnungen (textbasierte Nachrichten zwischen Flugzeug und Boden) auf; der neue FDR speichert Parameter sogar bis zu 1600 Stunden.
Neu ist bei den SferiRec-Rekordern zudem die Möglichkeit, die Daten "on wing" auszulesen, ohne dass die Geräte ausgebaut werden müssen. Das kann nach Angaben von Lufthansa Technik die Instandhaltungskosten senken. Die neuen Flugschreiber seien zudem im Durchschnitt zuverlässiger, was die Anzahl unplanmäßiger Ausbauten verringere.
Die Lösung von Hensoldt und Lufthansa Technik ist zur Nachrüstung für die A320-Familie von Airbus verfügbar. Eine zeitnahe Zertifizierung für weitere Airbus- und auch Boeing-Flugzeugmuster werde angestrebt, so Lufthansa Technik.
Datenübertragung im Flug
Die neuen HCR-25-Flugschreiber von Honeywell und Curtiss-Wright (Bild oben), auch "Black Box in the Sky" (BBITS) genannt, erfüllen ebenfalls die neue 25-Stunden-Regel für CVR. Zudem können die FDR Daten während des Fluges via Satellit zum Boden übertragen. Angedacht ist kein kontinuierliches Streaming, sondern eine Datenübertragung in regelmäßigen Intervallen oder getriggert durch bestimmte Ereignisse. Auslöser können vorher definiert werden, Beispiele sind ein Flug durch Turbulenzen oder eine harte Landung. Bei einem Absturz geht die Satellitenverbindung zwar verloren, aber durch die regelmäßige Datenübertragung ist die Position des Flugzeugs deutlich genauer verfügbar. Damit können die Flugschreiber früher als bisher geborgen werden.
Am Boden können die Daten der HCR-25-Rekorder über 5G-Mobilfunk oder WLAN heruntergeladen werden. Die Inspektion der Geräte kann aus der Ferne über eine Cloud-basierte Lösung erfolgen. Das reduziert die Instandhaltungskosten. Airlines sollen zudem einen Mehrwert durch die Daten haben und so die Flotteneffizienz erhöhen und Standzeiten reduzieren können.
Zugelassen sind die HCR-25-Rekorder seit 2023 für die Boeing 737 MAX, Boeing 767 und Boeing 777 – die Streamingmöglichkeit des FDR ist jedoch noch nicht aktiviert. Technisch wäre auch eine Datenübertragung im Flug beim CVR möglich, allerdings gibt es hier datenschutzrechtliche Bedenken.
Für neue Flugschreiber gilt übrigens weiterhin, dass sie extreme Bedingungen aushalten müssen. Dazu gehört, dass sie Stöße von bis zu 3400 g bis zu 6,5 Millisekunden überleben müssen. Bei Temperaturen bis 1100 Grad Celsius darf es innerhalb der ersten 60 Minuten zu keinem Datenverlust kommen. Flammen und Hitze bis 260 Grad Celsius muss das Gehäuse zehn Stunden lang standhalten. Und selbst bei einer Wassertiefe von rund 6000 Metern dürfen keine Daten verloren gehen. Bei Wasserkontakt wird ein "Pinger" ausgelöst, der 30 Tage lang auf einer Frequenz von 37,5 kHz sendet.