MTU Aero Engines
Triebwerksgeschäft trotzt Krieg und Inflation

Vor allem die zivile Instandhaltung läuft gut. MTU Aero Engines machen jedoch Lieferkettenprobleme zu schaffen.

Triebwerksgeschäft trotzt Krieg und Inflation
Foto: MTU Aero Engines

MTU Aero Engines hat am Dienstag die vorläufigen Geschäftszahlen für 2022 vorgelegt. Der Umsatz stieg auf 5,3 Mrd. Euro, das entspricht einem Plus von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2021: 4,2 Mrd. Euro). Das operative Ergebnis legte um 40 Prozent auf 655 Mio. Euro zu (2021: 468 Mio. Euro). Der Gewinn nach Steuern wuchs auf 476 Mio. Euro (2021: 342 Mio. Euro).

"Unser Jahresumsatz von 5,3 Mrd. Euro liegt leicht unter dem Zielwert [zwischen 5,4 und 5,5 Mrd. Euro; d. Red.], da die Umsätze 2022 sowohl im OEM- als auch im MRO-Geschäft aufgrund von Volatilitäten in der Lieferkette etwas unter unseren Erwartungen geblieben sind", sagt der neue Vorstandsvorsitzende Lars Wagner bei der Jahrespressekonferenz am 14. Februar. Probleme gab es vor allem im Bereich von zivilen Strukturgussbauteilen, die im Wesentlichen von zwei Unternehmen in Nordamerika hergestellt werden. Die Unternehmen hätten Schwierigkeiten gehabt, die während der Pandemie abgebauten Stellen neu zu besetzen, zudem dauere die Qualifizierung neuer Mitarbeiter rund ein Jahr, so Wagner.

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Ziviles Geschäft wächst stark

Das höchste Umsatzwachstum bescherte der MTU die zivile Instandhaltung (Maintenance, Repair, Overhaul, MRO) mit einem Plus von 32 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro (2021: 2,7 Mrd. Euro). Allerdings sei der Umsatz auf Dollar-Basis weniger stark gestiegen als erwartet. "Das lag insbesondere an längeren Durchlaufzeiten in der zivilen Instandhaltung", so der MTU-Finanzvorstand Peter Kameritsch. Auch hier war fehlendes Personal bei externen Reparaturdienstleistern in Nordamerika das Problem. Hauptumsatzträger waren der Getriebefan (GTF) PW1100G-JM (Airbus A320neo) und das V2500 (A320ceo).

Im zivilen Triebwerksgeschäft (Original Equipment Manufacturing, OEM) stieg der Umsatz um ein Viertel auf 1,3 Mrd. Euro (2021: 1,1 Mrd. Euro). Den wichtigsten Beitrag dazu lieferte das PW1100G-JM von Pratt & Whitney, an dem MTU einen Programmanteil von 18 Prozent hält. Vor allem das Ersatzteilgeschäft habe mit einem Wachstum im hohen Zehner-Prozentbereich über den Erwartungen gelegen. "Treiber waren neben Triebwerken für Narrowbodies und Frachtflugzeuge auch Antriebe für Geschäftsreiseflugzeuge sowie das GEnx der Boeing 787 und 747-8", sagte Kameritsch.

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Lieferketten schwächeln auch im Militärbereich

Das militärische Triebwerksgeschäft lag mit einem Umsatzwachstum von drei Prozent auf 496 Mio. Euro (2021: 482 Mio. Euro) hingegen unter den Erwartungen. Die Gründe dafür lägen in Verzögerungen, die sich in der Lieferkette ergeben hätten, so Kameritsch. Hauptumsatzträger war der Eurofighter-Antrieb EJ2000.

Der Auftragsbestand lag Ende 2022 bei 22,3 Mrd. Euro (2021: 22,2 Mrd. Euro), wobei die meisten Aufträge auf die verschiedenen Versionen des Getriebefans und das V2500 entfielen. In der zivilen Instandhaltung habe man im vergangenen Jahr Aufträge im Wert von 3,6 Mrd. Euro gewonnen.

Mehr Geld für die Forschung

In Forschung und Entwicklung investierte die MTU im vergangenen Jahr 265 Mio. Euro, 15 Prozent mehr als 2021 (2021: 230 Mio. Euro). Schwerpunkte sind unter anderem Leistungsverbesserungen des GTF, Technologiestudien für zukünftige Antriebe mit Wasserstoff, darunter Brennstoffzellenantriebe. Kürzlich hat MTU Aero Engines zusammen mit weiteren Unternehmen beispielsweise das Projekt SWITCH begonnen, das eine Verbesserung des Getriebefans mit einer Wasserdampfeinspritzung und hybrid-elektrischen Technologien untersucht.

Für 2023 erwartet MTU Aero Engines weiteres Wachstum. Der Umsatz soll auf 6,1 bis 6,3 Mrd. Euro steigen. Das Ziel: das Rekordergebnis von 2019 zu knacken. Dabei dürfte der Umsatz des zivilen Seriengeschäfts mit rund 30 Prozent am stärksten wachsen. Im Militärgeschäft hofft man wegen Aufholeffekten und dem Beginn der Arbeiten am Triebwerk für das FCAS-Programm auf mehr Umsatz als bisher angenommen. "Unseren Wachstumskurs wollen wir auch über das Jahr 2023 hinaus fortsetzen. Dabei lautet unsere Zielformel 8 – 1 – 25, sprich: acht Milliarden Euro Umsatz und eine Milliarde Euro Ergebnis im Jahr 2025", sagte Wagner.

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