Fly-In für Luftfahrtsammler Josef Koch

Luftraum Süd
Großes Fly-In für Josef Koch

ArtikeldatumVeröffentlicht am 22.09.2025
Als Favorit speichern
Großes Fly-In für Josef Koch
Foto: Lucio Perinotto

Josef Koch prägte die deutsche Luftfahrtszene wir kaum ein anderer. Sein fliegendes Museum in Großenhain war lange Zeit die erste Anlaufstelle für viele Piloten, die heute in der Szene historischer Flugzeuge in Deutschland sehr aktiv sind. 2020 verkaufte Koch seine Sammlung an den Luftraum Süd und die Maschinen fanden eine neue Heimat am Flugplatz in Aalen Elchingen.

Am kommenden Wochenende möchte der Luftraum Süd dem Leben von Koch mit einem Fly-In gedenken. Jeder, der Koch kannte oder einfach einen schönen Tag verbringen möchte, ist herzlich willkommen. Das Fly-In findet zwischen 10 und 18 Uhr statt.

Nachruf auf Josef Koch von Thomas Schüttoff

Ein Nachruf hat immer etwas Endgültiges. Josef Koch hat aus meiner Sicht daher mehr als nur einen Nachruf verdient.Niemand hat sich wie er in den letzten Jahrzehnten der historischen Luftfahrt in Deutschland verschrieben und darum verdient gemacht. Sein außergewöhnlicher Charakter spannte einen weiten Bogen – von einem schroffen Einzelgänger, der mit extrem hohem technischem und fliegerischem Können beeindruckte, bis hin zum einfühlsamen Fliegerkameraden, der dich am offenen Kamin mit fesselnden Geschichten in seinen Bann zog. Durchdrungen von einem tiefen Idealismus, hat er sein Leben der Luftfahrt gewidmet und unzähligen Menschen seinen unerschütterlichen Spirit nahegebracht. Ich hatte die Freude und Ehre, Josef 42 Jahre lang in unterschiedlichsten Phasen erleben zu dürfen und erlaube mir, daraus im Andenken einige Anekdoten wiederzugeben.

Es war Pfingsten 1982, als ich Josef Koch erstmals persönlich auf dem Flugplatzfest meines Heimatvereins begegnete. Als damals 18-jähriger Segelflieger durfte ich mit ihm meinen ersten Doppeldeckerrundflug in einer damals echt seltenen Boeing Stearman genießen. Bis es dazu kam, vergingen jedoch für mich quälende Stunden, hatte doch Josef die Zulassungspapiere in Augsburg liegen lassen. Das Luftauge vom Luftamt Nordbayern bestand aber auf der Vorlage der Originaldokumente, und so dauerte es eben seine Zeit, bis diese per Luftfracht den Weg nach Nordbayern fanden. Verständnis für die Situation des Amtsschimmels hatte Josef nicht erkennen lassen. Selbstverständlich aber wusste ich schon damals von Josef und seinen Verdiensten um die historische Fliegerei. Sein Museum in Augsburg war über alle Grenzen hinaus bekannt. Aus dieser Begegnung wurde später eine langjährige Freundschaft, die von den unterschiedlichsten Facetten – oder soll ich sagen Launen? – geprägt waren.

Jahre später kreuzten sich unsere Wege wieder. Er war mit einer tollen de Havilland Rapide, einem zweimotorigen Doppeldecker, unterwegs. Auf meine aus heutiger Sicht etwas naive Frage, wie sie sich fliege, wurde ich barsch abgebürstet. Oh, ein Verhalten, das ich damals befremdlich empfand, wofür ich aus heutiger Sicht aber vollkommenes Verständnis habe. Man kann schließlich nicht immer nur gute Laune haben. Josef hat sich nie hinter einer Fassade versteckt, sondern seinen Gefühlen und Stimmungen freien Lauf gelassen.

Wiederum Jahre später fand ich mich im Team seiner Piloten in Großenhain wieder, und so haben wir gemeinsam Flugtage besucht; ich lieh mir manches Mal seine Tiger Moth und unser Spaß war groß. Er selbst hat dabei das Fluggeschehen aus dem Hintergrund als ruhiger Beobachter erlebt. Abends gab es dann die eine oder andere Kritik und ja, Josef konnte auch loben! So war er immer stolz, wenn am Ende des (Sonntag-)Abends alle Vögelchen wieder heil im Stall waren. Ich hatte das Gefühl, dass dies für ihn die größten Momente der Genugtuung waren.

Eine Warmfront brachte eines Tages unsere Formation aus einer Tiger Moth, einer Klemm 35 und einer Bücker Jungmann in Eisenach zu Boden. Ursprünglich sollte es nach Düsseldorf im Auftrag einer Filmfirma gehen. Abends im Hotel habe ich einen ganz anderen Menschen erleben dürfen. Josef erzählte wie ein Wasserfall von vergangenen Fliegererlebnissen, aus Büchern – schier unendlich spannend und vor allem emotional. So stellt man sich das Fliegerleben vor. Diesen wundervollen, harmonischen Abend werde ich nie vergessen. Tags darauf war allerdings alles wieder ganz anders. Die schöne Rückseite der abgezogenen Warmfront half nicht für eine gute Laune wie noch am Vortage. Josef wollte einfach niemanden um sich haben und nur seine Ruhe. Wir haben sie ihm gewährt. Jeder, der ihn kannte, musste sich auch damit arrangieren. Josef war authentisch, selbstbestimmt, allein sich selbst verpflichtet … und das war auch sein Recht.

Fast alle seine Flugzeuge durfte ich fliegen, und die Einweisung auf seiner T-6 ist noch ein paar Zeilen wert. Josef war kein Mann großer Worte: Hast du das Handbuch gelesen? JA – dann steig ein! Es folgten drei kleine Platzrunden, wobei ich von hinten nur angeschrien wurde (Anmerkung des Autors: Schuld war ein schlechtes Intercom) und für jede weiche Landung einen neuen Anpfiff kassierte. "Du musst den Einschlag spüren!" "Es muss rumsen bei der Landung!" So ähnlich klingt es mir noch heute in den Ohren. Gefühlt habe ich in diesen drei Platzrunden alles falsch gemacht – oder doch nicht? Ich durfte die T-6 fortan auch allein fliegen.

Ich meine, dass Josefs Expertise als Menschen- und Pilotenkenner ihn nie im Stich gelassen hat. Wenn jemand mal bei ihm unten durch war, dann blieb die Schublade, in der er gelandet war, meist fest verschlossen. Ausnahmen gab’s auch – und zwar dann, wenn Josef wieder einmal Hilfe brauchte. Dann waren alle am Start und erwünscht, und keiner sagte nein. So blieb das die ganzen letzten Jahre. Man wollte ihm und letztlich seiner Idee helfen und ihm zur Seite stehen. Schnell war dabei auch seine Launenhaftigkeit verziehen. Überhaupt war alles vergessen, wenn man abends in seiner Küche saß, er für alle kochte und später ein Fliegerbuch in die Hand nahm und daraus zitierte.

Josef lebte und atmete die Fliegerei, sie war stets sein größter Traum. Dabei ging er oft mit dem Kopf durch die Wand. Sein ausgeprägter Sturkopf war womöglich auch die Ursache für die Odyssee seines Fliegenden Museums von Augsburg über Zwischenstationen auf die Isle of Wight. Zerknirscht musste er dort feststellen, dass es in England noch bürokratischer zuging. Die Reise sollte schließlich in Großenhain enden.

Als Nonkonformist ging er seinen Weg und hat sich von niemandem einbremsen lassen. Entlang seines Weges gab es neben vielen tollen Ereignissen auch viele Enttäuschungen. Aufgestanden ist er aber immer wieder und weitergemacht hat er erst recht. Der Erhalt und die Funktionstüchtigkeit seiner Flotte stand obenan. Für viele unvorstellbar: Josef hat diese nahezu allein gewartet und instandgehalten. Diese historischen Flugapparate waren echte Arbeitstiere und haben Zehntausenden Menschen Luftfahrtgeschichtenahegebracht. Technische Ausfälle durfte es nicht geben – das war oberste Prämisse. Damit das so blieb, wurde unter der Woche geschraubt und am Wochenende geflogen.

Heute kann ich die Worte und Taten des Freigeistes Josef Koch mehr denn je verstehen. Einer seiner markigsten Sätze war: "Aus alten Flugzeugen müssen junge Menschen aussteigen!" Dafür hat er sich auch eingesetzt, vorausgesetzt, die alten Männer haben mal Platz gemacht … Da war oft das gute Herz von Josef im Weg. War er noch zu Dank für vergangene Hilfeleistung verpflichtet, zog manch junger Aspirant ein langes Gesicht. Geschadet hat das keinem, und Geduld hat bei ihm meist zum Ziel geführt.

Josef, großer Kämpfer, mach’s gut – und DANKE im Namen aller Fliegerkameraden und Freunde, die dich kennenlernen durften. Du hast Saint-Exupérys Rat voll erfüllt: "Gehe nicht nur die glatten Straßen. Sondern gehe auch Wege, die noch keiner ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub." Deine Spuren werden noch sehr lange für jeden Oldtimerliebhaber sichtbar sein. •