Cocoa Beach ist eine beschauliche Kleinstadt an der Ostküste Floridas. Etwa 12.000 Menschen leben hier. Ganz in der Nähe befinden sich das Kennedy Space Center der NASA sowie die Cape Canaveral Space Force Station der US Air Force – weswegen der Küstenstreifen, an dem Cocoa Beach liegt, auch als "Space Coast" bekannt ist. Am vergangenen Wochenende fand vor den Toren der Stadt die Cocoa Beach Air Show statt – eine der ersten Veranstaltungen ihrer Art nach der corona-bedingten Flugschau-Vollbremsung im vergangenen Jahr.

Warbirds und Air Force-Jets
Neben zahlreichen Teilnehmern der US Air Force, darunter die Thunderbirds und das F-22 Raptor-Demo-Team, gab es an diesem Wochenende auch einige Oldtimer am Himmel zu bestaunen. Einer davon war die Grumman TBM-3E Avenger des Valiant Air Command Museum aus dem benachbarten Titusville. Der Warbird mit dem zivilen Kennzeichen N108Q war erst seit Januar 2020 wieder flügge, nachdem er zuvor 18 Jahre lang in Titusville restauriert worden war. Oft war die Avenger seither nicht vor Publikum aufgetreten – höchste Zeit also, die Zuschauer der Cocoa Beach Air Show mit tollen Vorbeiflügen und sattem Sternmotor-Sound zu betören. Doch leider kam es anders.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.
Wasserlandung statt Airshow-Display
Wahrscheinlich hätte in unseren Breiten kaum jemand vom Auftritt der N108Q Notiz genommen, wenn nicht am Montag nach der Flugshow ein ziemlich atemstockendes Video die Runde durchs Internet gemacht hätte. Dieses Video zeigt die Avenger am 17. April sehr langsam und im Tiefstflug vor der Küste von Cocoa Beach – offensichtlich mit einem Motorproblem. Deshalb kommt es, wie es kommen muss: Sekunden später touchiert der Warbird die Wasseroberfläche, taucht spritzend ab ins kühle Nass und bleibt schließlich, nachdem die Schaumkronen sich verflüchtigt haben, regungslos im flachen Wasser stecken – direkt vor den Augen dutzender entsetzter Strandbesucher.

Probleme mit dem Sternmotor
Was zunächst aussieht wie ein Unfall, entpuppt sich schnell als kalkulierte – und perfekt gemeisterte – Notwasserung. Der Sprecher der Cocoa Beach Air Show, Chris Dorato, erklärt später am Tag dem Fernsehsehnder CNN: "Die einzige Person an Bord des Flugzeugs war der Pilot. Als er bemerkte, dass das Flugzeug Triebwerksprobleme hatte, versuchte er zunächst, es zur nahe gelegenen Patrick Space Force Base zu schaffen, wo die Flugshow stattfand. Dann aber änderte der Pilot seine Meinung und entschied sich für eine Wasserlandung, damit er nicht über Gebäude und die Florida State Road A1A fliegen musste."

Pilot leicht verletzt – Flugzeug auch?
Der Pilot, der bei seiner Notwasserung denkbar knapp an im Meer plantschenden Badegästen vorbeizog, wurde dem Vernehmen nach mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht, konnte selbiges allerdings nach kurzer Zeit wieder verlassen. Das Flugzeug blieb ein wenig länger an Ort und Stelle im Meer, ist aber zwischenzeitlich ebenfalls geborgen worden. Rein äußerlich scheint die – von Haus aus sehr robuste – Avenger bei dem Husarenstück vergleichsweise glimpflich davongekommen zu sein, sieht man von einem verbogenen Propeller und ein paar kosmetischen Blessuren an der Außenhaut ab. Ob sie darüber hinaus strukturelle Schäden erlitten hat, wird erst eine eingehende Untersuchung der Zelle zweifelsfrei ermitteln. Davon dürfte es auch abhängen, ob der Navy-Warbird bald wieder in die Luft gehen kann – oder ob der Auftritt in Cocoa Beach das letzte Kapitel in der fliegerischen Laufbahn des einstigen Torpedobombers bleiben wird.