Bf 109 Sensation: Seltene Messerschmitt bringt 400.000 Euro

Messerschmitt Bf 109F-4/Trop
Messerschmitt-Zuschlag bei 400.000 Euro

ArtikeldatumVeröffentlicht am 02.12.2025
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Immer wieder taucht ein bisher unbekanntes Warbird-Projekt auf und soll dann natürlich möglichst gewinnbringend einen neuen Besitzer finden. So auch am 30. November 2025 als die Messerschmitt Bf 109 Nummer 8694 bei einer Auktion unter den Hammer kam – und weit mehr einbrachte als das ursprüngliche Startgebot von 150.000 Euro, aber doch unter dem geschätzten Verkaufspreis blieb, der bei über einer halben Million lag.

Eine Bf 109 mit interessanter Nachbarschaft

Die 8694 stammt aus dem September 1941 und steht in unmittelbarer Fertigungsnähe zur "Gelben 14" (WNr. 8693) des legendären Jagdfliegers Hans-Joachim Marseille, auch bekannt als "Stern von Afrika". Auch wenn die versteigerte Maschine nicht von Marseille geflogen wurde, erhöhte diese historische Nähe zweifellos die Aufmerksamkeit – aber ein wirklicher Kaufgrund ist es nicht, denn es ist nicht die Marseille-Maschine, sondern lediglich eine Werknummer später. Für Sammler ist ohnehin eher die Verbindung zur F-4-Serie entscheidend, da diese Variante aerodynamisch als Höhepunkt der Baureihe gilt.

Originalsubstanz statt zerbeultem Zufallsfund

Besonders bemerkenswert ist der Erhaltungszustand. Während viele geborgene Bf 109 nach der Landung gesprengt, ausgebrannt oder stark deformiert wurden, überstand die 8694 ihre Notlandung auf einem zugefrorenen See nahezu unversehrt. Rund 60 Prozent der Originalstruktur sind erhalten – inklusive Cockpit, Tragflächenstrukturen, Leitwerk und zahlreicher originaler Beschriftungen. Die grüne Kleeblatt-Markierung auf der linken Motorhaube weist sie klar der II./JG 5 zu, die schwarze Zahl am Leitwerk der 5. Staffel. Aus den Unterlagen der Auktion geht hervor, dass sowohl FlugWerk-Gründer Claus Colling als auch Restaurator Ewald Gritsch von Rare Bird Aviation den außergewöhnlichen Zustand bestätigen. Rare Bird bezeichnete den Fund sogar als "das beste und originalste Wrack", das man bislang gesehen habe.

Was bekommt man für 400.000 Euro?

Zum Paket gehören Rumpf, Typenschild, weitgehend vollständiges Cockpit, ein Großteil der elektrischen Ausrüstung, unbeschädigte Flächenstrukturen und sogar ein Fahrwerk mit Luft in den Reifen. Der Propeller ist – typisch für eine Bauchlandung – verbogen, der Spinner jedoch intakt. Selten ist auch der gute Zustand vieler Originalteile, die bei anderen Wracks fast immer fehlen oder geplündert wurden. Damit besitzt der Käufer nun eine ideale Grundlage für eine museale Präsentation oder eine hochgradig authentische flugfähige Restaurierung.

Der neue Besitzer, der bisher unbekannt ist, steht deshalb nach dem Erwerb vor einer Grundsatzentscheidung: Soll die Maschine wieder fliegen oder als weitgehend unberührte Zeitkapsel in ein Museum kommen?

Für eine flugfähige Restaurierung müssten zwangsläufig viele Komponenten ausgetauscht werden – selbst wenn der Anteil des Originalmaterials außergewöhnlich hoch ist. Am Ende wird von dieser Substanz nicht mehr viel übrig bleiben. Da wäre es um einiges sinnvoller, sich die benötigten Komponenten bei den einschlägigen Firmen neu bauen zu lassen. Ein Museumsprojekt könnte dagegen den historischen Zustand ohne Eingriffe bewahren und den Moment der Notlandung anschaulich dokumentieren.

Zukunft der 8694

Dass die Bf 109 WNr. 8694 letztlich 400.000 Euro erzielte, zeigt die anhaltende Faszination für das Muster und die extreme Seltenheit solcher Funde, auch wenn die Erwartung des Auktionshauses noch ein Stückchen höher angesiedelt war. Ob als Ausstellungsstück oder künftiger, fliegender Warbird – die Maschine bleibt eines der spannendsten Bf 109-Projekte der letzten Jahre.

Mit dem Abschluss der Auktion beginnt nun das nächste Kapitel in der Geschichte eines Flugzeugs, das über acht Jahrzehnte im Eis konserviert wurde und nun auf seine Zukunft wartet.